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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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gewesen war.
    Aber er schien ihrer Meinung zu sein. »Da haben Sie Recht, allein von der Zucht kann man nicht leben. Waren Sie schon einmal auf einer der großen Rinderschauen?«
    »Im Juni auf der Royal Counties Show in Portsmouth.«
    »Wirklich? Ich habe davon gelesen. Wenn es klappt, will ich nächstes Jahr mit Great Leader und ein paar Färsen an der Schau von Castle Douglas teilnehmen.«
    Sie hatte sich zu ihm umgedreht und saß nun mit um die Knie geschlungenen Armen vor ihm. Sein Gesicht blieb in den Schatten des Ohrensessels verborgen. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft redeten sie wirklich miteinander.
    »In Morpeth gibt es einen Viehmarkt, aber das wissen Sie vielleicht schon.«
    »Ja, ich habe davon gehört.«
    »Er findet Mittwoch statt. Ich fahre hin, aber ich nehme keine Tiere mit.« Er fragte sie nicht, ob sie mitkommen wollte, sondern verstummte. Sie wusste nicht warum, aber sie spürte, wie er sich plötzlich innerlich zurückzog. Es war, als hätte er alles gesagt.
    Aber diesmal bedrückte Linda dieser neuerliche Rückzug ins Schweigen nicht. Sie wandte sich dem Feuer zu und blickte in die Flammen. Er hatte sich ganz normal mit ihr unterhalten und sie gefragt, ob es ihr hier gefalle. Sie fühlte eine merkwürdige, warme Zufriedenheit. Sep Watson war vergessen. Sie legte den Arm auf die Sitzfläche des Sessels neben sich und bettete den Kopf darauf …
    Wie lange sie geschlafen hatte, wusste sie nicht, aber sie erwachte mit einem Ruck, als sie Shane leise flüstern hörte.
    »Wenn wir sie so liegen lassen, tut ihr morgen jeder Knochen weh.«
    »Oh!« Sie blinzelte und streckte den einen Arm aus. »Tut mir Leid, ich muss eingeschlafen sein.« Dann versuchte sie, sich zu bewegen, und stöhnte laut auf, musste aber sogleich über sich selbst lachen.
    Shane half ihr auf die Beine. Dabei stellte sie fest, dass sich ihr Haar gelöst hatte. Es hing ihr wirr um die Schulter, und die Nadeln standen in alle Richtungen ab. Während sie sich die Strähnen aus dem Gesicht strich, warf sie einen Blick auf den Ohrensessel. Er war leer, und von Ralph Batley war nirgends eine Spur zu entdecken. Sie lächelte Shane an.
    »Danke.« Dann sah sie Mrs Batley an, die damit beschäftigt war, die Bezüge von den Polstern des großen Sofas abzunehmen. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Über eine Stunde, würde ich sagen.«
    »Ich glaube, ich gehe zu Bett.«
    »Gute Idee.« Mrs Batley wandte sich um und lächelte ihr auf ihre stille Art zu.
    »Gute Nacht, Mrs Batley.«
    »Gute Nacht.«
    Sie nannte Linda nicht beim Vornamen. Vielleicht fiel es ihr schwer, jemanden zu duzen.
    Da war Shane aus ganz anderem Holz geschnitzt, denn als sie ihm eine gute Nacht wünschte, nickte er ihr freundlich zu. »Gute Nacht, Linda.«
    In den folgenden Tagen spürte zumindest Linda nichts von den tragischen Ereignissen, die das Leben der Bewohner von Fowler Hall geprägt hatten. Der Alltag auf der Farm schien von einer harmonischen Ordnung voller Frieden geprägt zu sein, aber sie hätte nicht sagen können, ob dieser Eindruck vielleicht durch ihre eigene Stimmung heraufbeschworen wurde, durch das Wissen, dass ihr Arbeitgeber sie akzeptiert hatte. Wie dem auch sein mochte, nicht einmal Sep Watson konnte ihr die Laune verderben. Auf jeden Fall schien die Standpauke eine heilsame Wirkung auf ihn gehabt zu haben, denn er hielt sich von ihr fern. Wenn sich eine Begegnung nicht vermeiden ließ, war er von schmieriger Höflichkeit.
    Außerdem hatte sie einen erfreulichen Brief von zu Hause erhalten. Ihre Mutter war froh und erleichtert, dass Linda die Arbeit gefiel und sie dabei war, sich einzugewöhnen. Sogar ihr Vater schickte liebe Grüße. Natürlich, jetzt, wo er ihre Mutter für sich hatte, fiel es ihm bestimmt leicht, großzügig zu sein. Onkel Chris hatte ihr ebenfalls geschrieben. Ihm sei von Anfang an klar gewesen, dass ihr die Stelle zusagen werde, meinte er. Mr Ainslie habe eine hohe Meinung von Mr Batley, deswegen habe er sie auch empfohlen. Sie solle tüchtig arbeiten. Darüber konnte sie nur lachen. Onkel Chris fand seine Arbeit hart, aber im Norden war die Arbeit wie das Wetter: schwerer, rauer … eben anders.
    Und dann kam der Markttag.
    Noch lange danach erinnerte sie sich daran, wie sie an jenem Morgen mit einem Gefühl prickelnder Erregung aufgewacht war.
    »Würden Sie morgen mit mir kommen?«, hatte Ralph Batley am Vorabend völlig unvermittelt gefragt. »Ich glaube nicht, dass meine Mutter mit ihrer Erkältung aus dem Haus

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