Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
haben Sie gesagt?« Sie versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Auf Wiedersehen.«
    Im nächsten Augenblick war sie mit raschen Schritten in der Menge verschwunden. Offenbar war es ihm völlig gleichgültig, dass sie die Stadt nicht kannte, Hauptsache, es sah sie niemand zusammen, der ihn damit aufziehen konnte.
    Im Gemischtwarenladen gab sie nur die Einkaufsliste ab. Später konnte sie ihre Bestellung dann fertig verpackt abholen. Ein wenig länger dauerten die Besorgungen, die sie für Mrs Batley in der Apotheke und der Eisenwarenhandlung zu erledigen hatte. Ihre eigenen Einkäufe beschränkten sich auf ein paar Süßigkeiten für Michael und eine Ausgabe des Farmers’ Weekly. Als sie alles erledigt hatte, war es noch nicht einmal zwölf Uhr. Aber es gab viel zu sehen, und sie war noch nicht auf dem Markt gewesen.
    Es stellte sich heraus, dass es sich um einen der üblichen Viehmärkte handelte. In den Pferchen drängten sich die Tiere, die von den Bauern fachkundig abgetastet wurden. An einem Schafpferch sah sie zwei Mädchen in Reithosen, die in ihrem Alter sein mochten und eindeutig auf einer Farm arbeiteten. Wäre sie selbst nicht so elegant gekleidet gewesen, hätte sie sich ihnen vielleicht angeschlossen, aber so wie sie im Augenblick angezogen war, wirkte sie absolut nicht wie eine Landarbeiterin und traute sich daher nicht, sie anzusprechen. Nun merkte sie auch, dass sie immer wieder neugierige Blicke auf sich zog.
    Als sie die Flanken einer Färse befühlte, hörte sie hinter sich Gelächter. Zwei Männer schienen sich köstlich über sie zu amüsieren, obwohl Lindas vernichtender Blick sie einigermaßen ernüchterte. Einer von ihnen meinte, eine Kuh dürfe man nicht nach ihren Hüften beurteilen. Die vulgäre Anspielung erinnerte sie an Mr Cadwells Vergleich mit dem Vollblutfüllen.
    Als sie weiterging, löste sich aus einer anderen Gruppe ein Mann. »Hallo«, rief er ihr zu, und im nächsten Augenblick stand sie Rouse Cadwell gegenüber.
    »Ja, hallo.« Sie lächelte. »Ich hatte gehofft, Sie hier zu sehen.«
    Eigentlich hatte sie das ganz anders gemeint, aber die Blicke der beiden Männer, die sie verstohlen beobachteten, und ihr breites Grinsen hatten sie verwirrt.
    »Das freut mich aber.«
    Lindas Lächeln verflog. »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch«, sagte sie nachdrücklich, aber kühl. »Ich habe die Taschenlampe, um die Sie mich gebeten hatten.«
    Als sie die Lampe aus ihrer Tasche holte und ihm reichte, nahm er sie mit beiden Händen und tätschelte sie wie einen Hund. »Gute Taschenlampe! So eine brave Taschenlampe, hat das Mädchen zum Markt gebracht.« Dann wurde er ernst. »Sind Sie allein?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Mr Batley ist hier.«
    »Oh.« Er spitzte die Lippen und nickte kaum merklich. »Fahren Sie gleich zurück?«, erkundigte er sich dann. Offenbar wusste er, dass sich Ralph Batley nie länger als unbedingt nötig in der Stadt aufhielt.
    »Nein, ich will hier noch zu Mittag essen«, erwiderte sie, ohne zu überlegen.
    »Alleine?«
    »Ja … nein.«
    »Sie können sich wohl nicht entscheiden«, meinte er mit einem dünnen Lächeln. »Ich kann es Ihnen sagen: Ihr … Chef hat Sie nicht eingeladen, mit ihm zu speisen«, setzte er mit besonderer Betonung auf dem Wort Chef hinzu. »Aber Sie sollten nicht alleine essen. Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?«
    »Nein, danke«, erwiderte sie steif.
    Für einen Augenblick betrachtete er sie belustigt. »Lassen Sie uns eines klarstellen: Sie sind keine Batley. Was zwischen denen und uns geschehen ist, hat nichts mit Ihnen zu tun. Habe ich Recht?«
    Sie antwortete nicht, sondern blickte nur unverwandt in sein schmales, dunkles, attraktives Gesicht.
    »Sie sind in der Stadt, Sie haben Ihre Arbeit erledigt und müssen essen – warum nicht mit mir?«, fuhr er fort.
    »Stellen Sie sich vor, Sie wären an seiner Stelle«, erwiderte sie nach einem Augenblick des Überlegens mit fester Stimme. »Wäre es Ihnen denn recht, wenn Ihre Angestellte mit jemand aus dem feindlichen Lager essen gehen würde? Sie gehören doch zu seinen Gegnern, stimmt’s?«
    Er legte den Kopf schräg. »Sie sind nicht nur schön, sondern auch nett«, meinte er. »Warum haben wir keine Praktikantin?«
    »Sie können immer noch eine einstellen.«
    »Stimmt, aber so jemanden wie Sie findet man nicht zweimal. Wollen Sie vielleicht wechseln?«
    »Seien Sie nicht albern«, wies Linda ihn scharf zurecht. Sie schlug den breiten Kragen ihres

Weitere Kostenlose Bücher