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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Kuh gegangen, und Sie haben Ihren Beschützer selbst fortgeschickt!«
    Seine hohe, durchdringende Stimme war so Furcht einflößend, dass Linda ihn nur wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarren konnte. Ihre Glieder waren wie gelähmt. Selbst das Entsetzen, das sie nun packte, verlieh ihr nicht die Kraft, sich zu bewegen.
    »Er rennt wie der Teufel auf den Berg, um jemandem eine Falle zu stellen, stimmt’s? Ich wette, Sie haben heute Nachmittag etwas gesehen, das nicht für Sie bestimmt war. Als ich Sie über die Hügel hab laufen sehen, bin ich misstrauisch geworden. Der Junge hat mir gerade den Grund erklärt. Ja, das Bürschchen hat gelauscht. Kinder sind schon merkwürdige Wesen. Sie sagen gern die Wahrheit. Michael hat mir erzählt, dass sein Onkel am oberen Grenzzaun jemanden erwischen will, für den dort Geld hinterlegt wurde. Die kleinen Bälger sorgen immer wieder für Ärger!« Seine Stimme verwandelte sich in ein tiefes Knurren. »Sie hinterhältige kleine Schnüfflerin! Am liebsten würde ich Ihnen den Hals umdrehen!« Seine Hände schlossen sich um ihre Kehle. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte sie nicht schreien können. Sein Körper presste sich an sie, sein heißer, stinkender Atem schlug ihr ins Gesicht, seine flache Nase berührte fast die ihre und seine glühenden Augen bohrten sich in die ihren. »Ich bin hier fertig«, zischte er. »Das war sowieso überfällig. Mir ist es egal, ich finde überall eine Stelle, aber ich bestimme gern selbst, wann. Es gefällt mir nicht, wenn so eine langbeinige Zicke wie Sie auf mir herumtrampelt. Es wird Ihnen noch Leid tun, dass Sie sich mit mir angelegt haben, und zwar ziemlich bald. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, werden Sie sich wünschen, Sie wären Sep Watson nie begegnet. Her mit dir, du Miststück!« Ein Arm schlang sich um ihre Taille, während er ihr mit der anderen den Mund zuhielt. Dann riss er sie hoch. In diesem Augenblick erwachte sie zum Leben, wehrte sich, trat nach ihm, schrie um Hilfe. Aber seine Hand erstickte jeden Laut. Sie kämpfte verzweifelt, als er sie durch die Scheune trug und hinter den Ballen auf den Rücken warf. Für einen Augenblick blieb sie benommen liegen, dann wehrte sie sich entsetzt, bäumte sich auf, trat nach ihm. Als er für eine Sekunde seine Hand von ihrem Mund nahm, schrie sie aus Leibeskräften, doch dann presste sich seine Pranke mit solcher Gewalt auf ihr Gesicht, als wollte er ihr die Knochen zermalmen. Wildes Entsetzen packte sie, als er sich mit vollem Gewicht auf sie warf und ihr den Atem nahm. Ihr wurde schwarz vor Augen. Doch dann schien die Sonne durch die Dunkelheit zu dringen, und die Last wurde von ihr genommen. Zu elend, um sich zu rühren, spürte sie nur, dass sich neben ihr zwei Männer prügelten. Eine Flut entsetzlicher irischer Flüche verriet ihr, dass Onkel Shane wie ein Wahnsinniger kämpfte. Sie drehte sich auf die Seite und versuchte, sich aufzurichten, wurde jedoch gegen einen Strohballen geschleudert. Onkel Shane war niedergeschlagen worden und auf sie gestürzt. Sie lag jetzt auf dem Gesicht, fühlte aber, wie sich der alte Mann, begleitet von entsetzlichen Flüchen, tapfer aufrappelte.
    Dann vernahm sie erneut Sep Watsons Stimme, aber diesmal galten seine Worte dem Alten. »Bleib, wo du bist. Wenn du aufstehst, schlage ich dich zu Brei.« Sie hörte ein Scharren und dann erneut Sep Watson. »Du willst es wohl nicht anders!«
    Mit eingezogenem Kopf wartete sie darauf, dass der alte Mann neben ihr zu Boden stürzte. Stattdessen nahm sie nebelhaft ein Geräusch von Füßen wahr, die auf dem Holzboden der Scheune auf und ab tänzelten. Eine Reihe dumpfer Schläge folgte, begleitet von schweren Atemzügen. Das konnte nicht Onkel Shane sein, der da auf Sep Watson eindrosch. Mühsam drehte sie sich erneut auf die Seite und erkannte, von Erleichterung überwältigt, in dem schwachen Licht der Laterne, die Onkel Shane an der Scheunenwand abgestellt hatte, die hohe, Furcht einflößende Gestalt von Ralph Batley, dessen Fäuste immer wieder auf den Melker einschlugen. Sep Watson stand ihm jedoch in nichts nach. Eigenartigerweise gab keiner der beiden einen Laut von sich. Nur der Aufprall der Schläge und die raschen Atemzüge waren zu vernehmen. Jetzt merkte sie, dass Onkel Shane ganz in ihrer Nähe mit dem Rücken an einem Strohballen lehnte. Aus seinem Mundwinkel lief Blut. Linda schlug die Hand vor die Augen, als sie Ralph Batley rückwärts taumeln sah, während Arme wie Dreschflegel auf ihn

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