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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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unter das Kinn zugeknöpft hatte, nahm sie die Laterne vom Haken und trat auf den Hof hinaus. Mit dem Rücken zur Wand des Kuhstalls hob sie die Laterne hoch über ihren Kopf und blickte sich im Hof um. Für einen flüchtigen Augenblick sah sie einen verzerrten Schatten, in dem sie die Frau von vorhin erkannte. Die Fremde wollte eindeutig in die große Scheune.
    Linda zögerte einen Augenblick und sah in Richtung Kuhstall, wo sich Ralph Batley aufhalten musste, aber dann lief sie kurz entschlossen selbst auf die Scheune zu, wobei sie sich so dicht wie möglich an den Wänden hielt. Den Rücken gegen den Wind gestemmt, erreichte sie den Eingang, hob die Laterne in die Höhe und sah sich um. Nichts. Als sie auf die Leiter zum oberen Stockwerk zuging, glaubte sie einen dumpfen Schlag zu hören, der nichts mit den entfesselten Elementen draußen zu tun hatte. Während sie langsam die Leiter erklomm, hatte sie das Gefühl, all das schon einmal erlebt zu haben. Vielleicht hatte sie bereits in jenem flüchtigen, unwirklichen Augenblick, als sie die Gestalt mit dem gehetzten Blick in der Tür zum Kuhstall erschien, geahnt, was folgen würde...
    Mit langsamen Schritten näherte sie sich der hinter dem Heu verborgenen Tür und wusste doch schon, auf wen sie stoßen würde, wenn sie nach rechts zur Tür des Ateliers, des Liebesnestes, abbog. Nicht nur das Herz war ihr schwer, ihr Körper und Geist waren wie benommen von der Bedeutung der Geschehnisse.
    Nun konnte sie die Tür zum Atelier sehen. Sie hielt den Atem an: Sie war geschlossen, aber vor der Schwelle lag eine leblose Gestalt.
    Als sie mit der Laterne in der Hand auf die Bewusstlose zu ihren Füßen herabsah, überkam sie ein Gefühl des Abscheus. Sie wollte die Frau nicht berühren. Doch dann stellte sie die Laterne auf den Boden, beugte sich über die zusammengesunkene Gestalt und hob das regennasse Gesicht an. Es war erschreckend blass, wie das einer Toten, aber von überwältigender Schönheit.
    Linda ließ die Laterne stehen, tastete sich in der Dunkelheit über den Heuboden und kletterte die Leiter herunter. Dann lief sie erneut über den Hof, diesmal den Wind im Rücken. Sie öffnete die Tür zum Kuhstall, die ihr der Wind fast aus der Hand riss. Mühsam schloss sie sie wieder und lehnte sich außer Atem mit dem Rücken dagegen. »Mr Batley! Mr Batley!«, rief sie zweimal.
    Hoch unter dem Dach rührte sich etwas. Dann sah sie ihn rittlings auf einem Balken sitzen und nach den Dachsparren greifen. »Mr Batley!«, rief sie erneut.
    Er dreht sich nach ihr um. »Was ist?«
    »Es ist …«
    »Edith«, wollte sie sagen. So sicher war sie, wer diese Frau war, die ihre Zukunft bestimmen sollte, dass sie fast gesagt hätte, »Ihre Edith ist wieder da«.
    »Was ist los, Mädchen? Ist es Maggie? Du siehst ja aus wie ein Gespenst. Ist was mit Maggie?« Das war Shane.
    »Nein, nein!« Sie schüttelte den Kopf. Dabei bemerkte sie, dass Ralph Batley in aller Eile die Leiter herunterkletterte, die an dem Balken lehnte.
    »Was ist los?«, fragte er nun ebenfalls, als er vor ihr stand. »Meine Mutter … geht es ihr gut?«
    »Ja, ja, ihr geht es gut. Es ist … Eine Frau ist in Sarahs Stall gekommen. Zuerst dachte ich, ich hätte geträumt, aber dann sah ich sie in die Scheune gehen. Sie liegt bewusstlos auf dem Heuboden.« Sie starrte ihn an. Musste sie deutlicher werden?
    »Eine Frau? Was für eine Frau?«, mischte sich Shane ein, doch weder Ralph Batley noch Linda antworteten ihm. Eine eiserne Faust schien sich um ihr Herz zu schließen, als sie sah, wie er zur Tür stürzte, ohne auch nur an seine Jacke zu denken.
    »Alle Heiligen! Welche Frau würde sich in einer solchen Nacht draußen herumtreiben? Bist du sicher, Mädchen?«
    »Natürlich bin ich mir sicher, Onkel Shane.« Lindas Stimme klang nun eigenartig gelassen. »Ich weiß, wer sie ist.«
    »Du weißt, wer sie ist? Was meinst du damit, Kind?«
    »Hat Mr Batley dir gesagt, dass der junge Cadwell heute Morgen hier war?«
    Ein Funken der Erkenntnis leuchtete in Shanes Augen. »Ja, natürlich. Herr im Himmel! Du meinst doch nicht …« Dann war auch er zur Tür hinaus, und Linda folgte ihm, wenn auch in gemächlicherem Tempo. Mit dem Rücken zum Wind ging sie über den Hof zur Scheune. Als sie die Leiter erklomm, fühlten sich ihre Beine merkwürdig schwer an.
    Die Tür zum Atelier war offen. Die Laterne stand auf dem Tisch, und auf einem Sofa an der Wand lag eine Frau. Onkel Shane und Ralph Batley blickten auf die

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