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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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Fett! Der neue Weg, um satt abzunehmen«, so der Titel des Buches:
»Mit allen Infos über Xenical«. Darin wird die medikamentöse Behandlung der überflüssigen Pfunde gelobt: »Ein sehr wirkungsvolles und effektives Prinzip.« Denn: »Dem aufgenommenen Fett bleibt keine Chance.« Dass mit dem Fett auch Vitamine ausgeschwemmt werden, sei ebenfalls kein Problem; die könnten als Pillen wieder eingenommen werden, meinte Autor Pudel, der gleichzeitig Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Ernährungs- und Vitamin-Information e.V. war - laut Briefkopf »eine Initiative von Roche«, einem der damals wichtigsten Vitaminhersteller.
    Im Internet hatte der geschäftstüchtige Experte auch eine eigene Abspeck-Site: www.slimnet.de . Professor Dr. Volker Pudel stellte sich dort vor als »Vorsitzender des Expertenteams und Erfinder vom Slimnet-Programm«. Slimnet ist ein Pudel’scher Familienbetrieb: Sohn Sven war Geschäftsführer der Slimnet-Mutterfirma Wecare. Wer schlank werden wollte, konnte sich einloggen, Abspeckanleitungen bestellen, oder auch Diätprodukte.
    An seiner Ernährungspsychologischen Forschungsstelle an der Universität Göttingen logierte auch das »Optifast-Zentrum Göttingen an der Georg-August-Universität«. Auf der Internet-Homepage grüßte freundlich mit Foto Professor Pudel. Optifast ist eine international verbreitete Marke, die bis 2006 zum Schweizer Novartis-Konzern gehörte und vom weltgrößten Nahrungs-Multi Nestlé übernommen wurde.

PUFAs
    PUFAs (»Polyunsaturated fatty Acids«, mehrfach ungesättigte Fettsäuren) stehen im Ruf, besonders gesund zu sein. Dazu zählen unter anderem die sogenannten →Omega-3-Fette. Sie kommen vor allem in Fischen vor, aber auch in →Milch und Fleisch artgerecht ernährter Kühe. Der größte Anteil ist in →Leinöl enthalten. Diese →Fette sind bei der Nahrungsindustrie unbeliebt, weil sie nicht sehr lange haltbar sind. Auch ernährungsbewusste Menschen mieden sie, weil →Ernährungspäpste generell
jedwede Fette ablehnten. Sie wurden daher aus der Nahrungskette weitgehend eliminiert und werden jetzt, in verwandelter und künstlich optimierter Form, von der Pharmaindustrie wieder in die Nahrung eingebaut.
    PUFAs sind ein für den Menschen lebensnotwendiger Bestandteil der Nahrungsfette. So benötigt das →Gehirn überwiegend diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Ernährung mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren vermindert das Risiko, an Altersdemenz zu erkranken, deutlich. Schon die →Muttermilch enthält diese essentiellen Fettsäuren (Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren). Babynahrungshersteller und Pharmafirmen versuchen, mit künstlich nachgebauten PUFAs vergleichbare Effekte zu erzielen.
    Bei einem Mangel an essentiellen Fettsäuren kann es zu schweren →Stoffwechselstörungen kommen. PUFAs sollen gegen Herzleiden und Rheuma helfen, gegen die Schuppenflechte, Verkalkung, ja sogar Krebs. Besonders wichtig sind sie fürs Gehirn, für Intelligenz und Psyche. Auf diese Fette sind die Wissenschaftler gestoßen, weil die Eskimos in Grönland so selten Herzinfarkt bekommen. Die essen häufig fetten Fisch, Hering und Makrelen, mit vielen PUFAs.
    Nun könnten Mitteleuropäer gleichfalls fetten Fisch essen. Doch die Food- und die Pharmaindustrie haben eine Fülle von Alternativen entwickelt. So hat die Firma →Monsanto beispielsweise ein etwas umständlicheres, aber profitables Verfahren entwickelt: Damit können PUFAs aus Algen gewonnen werden, in riesigen Tanks bei San Diego im US-Staat Kalifornien. Diese PUFAs werden Hennen ins Futter gemischt, und deren →Eier enthalten dann höhere Mengen der gesunden Fette.
    Bei der Food-Industrie sind die gesunden Fette eher unbeliebt, sie hat sie daher nach Kräften aus der Nahrungskette entfernt. Denn diese Fette halten nicht so lang, wie es die →Supermarktketten gern hätten: »Alle Produkte mit diesen sehr langkettigen Fettsäuren verkürzen die Haltbarkeit«, monierte das Fachmagazin Agro-Food-Industry High-Tech . Bei einer Konferenz in der Schweiz im Jahre 2001 klagten nach
einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung die anwesenden Fachleute über die feinen Fette. »Wenn nur diese PUFAs nicht wären!«, stöhnte Matthias Manzi von der staatlichen schweizerischen Agrarforschungsanstalt in Zürich-Reckenholz: »Solches Fett ist für die Herstellung von Dauerwurstwaren (Salami), aber auch für die Herstellung lang haltbarer Produkte (tiefgekühlte Pizza) nicht geeignet.«

Pusztai,

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