Die Ernaehrungsfalle
Totgeburten, 32,4 Prozent die andere. Zudem waren die Naturköstler fruchtbarer. Und Hühner, die Bio picken durften, legten größere →Eier, die außerdem mehr Dotter hatten.
Bei herkömmlichen Qualitätsuntersuchungen, etwa der Stiftung Warentest, schneiden die Bio-Produkte oft schlechter ab, etwa wegen Keimbefalls gegen Ende der Mindesthaltbarkeitszeit: Bei ingenieursmäßiger Herstellung und der widernatürlich langen Haltbarkeit im
→Supermarkt sind die Bio-Hersteller wegen ihres eingeschränkten chemotechnischen Arsenals im Nachteil. Mitunter schneiden die Bio-Produkte auch in Geschmackstests schlechter ab, was die Öko-Lobby damit erklärt, dass die Tester an herkömmlicher Industrienahrung geschult seien und mit dem natürlichen Geschmack der Bio-Waren nicht zurechtkämen, weil sie sozusagen auf Chemie geeicht seien.
Zwischen den einzelnen Bio-Herstellern gibt es große qualitative Unterschiede, auch wenn alle Bio-Produzenten generell auf Gift und künstlichen Dünger verzichten. Die staatlichen Siegel, das deutsche und das europäische, markieren das Bio-Minimum. Mit den Siegeln können alle Erzeugnisse gekennzeichnet werden, die entsprechend der EG-Öko-Verordnung produziert (mindestens 95 Prozent Öko-Bestandteile) und kontrolliert werden. Strengere Regeln gelten bei den anderen Anbietern, etwa →Bioland. Sie dürfen ihre eigenen Markennamen oder Öko-Zeichen zusätzlich führen. Die Qualitäts-Spitze bei Bio markiert das →Demeter-Label. Demeter-Anbau, das ist »biologischdynamische« Landwirtschaft im Geiste der Anthroposophie Rudolf Steiners, zu der auch Waldorf-Schulen und Eurythmie gehören. Anthroposophen streben nach Harmonie mit Natur und Kosmos; Skeptikern klingt indessen vieles nach Esoterik und Hokuspokus.
Bio-Bluff
Mit wachsendem Erfolg der →Bio-Bewegung wächst auch die Gefahr, dass Waren angeboten werden, die nicht den Standards oder gar den Idealen der reinen Bio-Lehre entsprechen. Der Bio-Bluff hat dabei viele Gesichter: Mitunter trägt er kriminelle Züge, wenn etwa Eierfälscher Ware falsch etikettieren und mit Betrug Extra-Profite machen. Für manche Bio-Puristen gehören auch →Eier aus Bio-Massenställen dazu, oder Äpfel von Öko-Betrieben aus Argentinien. Fragwürdig sind für viele auch industrielle →Aromen in Bio- →Fertiggerichten.
Immer wieder schrecken Meldungen über Betrügereien die Bio-Branche und deren Kunden. Je erfolgreicher die Naturköstler ihr
Business betreiben, desto schwieriger wird es, die Grenzen klar zu ziehen. Auch die ganz Großen des Food-Business geben sich gern ökologisch, Chiquita beispielsweise oder McDonald’s. Sie schmücken sich mit Siegeln der »Rainforest Alliance«. Das brachte indessen Kritiker auf die Palme. Die Rainforest Alliance gilt als industrienahes Zertifizierungsunternehmen, das gegen Bezahlung begehrte Labels verteilt, mit denen die Produkte »fair« und »öko« erscheinen - ohne allzu strenge Anforderungen zu stellen. Große Food-Multis lieben offenbar die Rainforest Alliance. Kraft Foods ließ zum Beispiel Jacobs Kaffee zertifizieren und warb dann, zum Beispiel im Lufthansa-Vielfliegermagazin (»Kaffee nachhaltig genießen«). Als im März 2008 der Hamburgerriese McDonald’s ankündigte, fortan diesen fairen Kaffee anzubieten, von der Rainforest Alliance zertifiziert, konterte Konkurrent Transfair, die etablierte Pionier-Instanz für fairen Handel: »Das steht weder für Bio noch für faires Wirtschaften.« Eine Studie von 2005 hatte ergeben, dass Rainforest-Alliance-Bauern 20 Prozent weniger Lohn bekommen als Transfair-Bauern. Zudem gibt es das Rainforest-Siegel schon, wenn nur 30 Prozent der Inhaltsstoffe von zertifizierten Betrieben stammen - bei Transfair müssen es 100 Prozent sein.
Der Fall zeigt, dass Öko-Reklame bisweilen mit Vorsicht zu genießen ist. Es kommen auch krasse Fälschungen vor, selbst bei kleinen Krautern: 2005 und 2006 hatte eine Landwirtin in Norddeutschland Käfigeier zu Öko-Ware aufgewertet und an Bio-Läden und Reformhäuser verkauft - im Lübecker, Segeberger und Plöner Raum, aber auch in Kiel und im Umland, in Neumünster und Rendsburg. Im Februar 2009 wurde sie dafür vom Kieler Landgericht zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung sowie 50 400 Euro Geldstrafe verurteilt.
Anfang 2009 sind deutsche Kontrolleure auf einen Fall von Bio-Schwindel gestoßen, bei dem ein höchst angesehenes Unternehmen der Branche im Mittelpunkt stand: »RoBert’s Geflügelhof«. Firmenchef Berthold
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