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Die Ernaehrungsfalle

Titel: Die Ernaehrungsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ulrich Grimm
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in Form von Präparaten einzunehmen. Und in der Tat senkt die zusätzliche Folsäurenzufuhr nach verschiedenen Studien das Risiko für den offenen Rücken und andere Neuralrohrdefekte um 20 bis 80 Prozent. Neue Untersuchungen sehen allerdings überhaupt keinen Nutzen. Die Mediziner sind sich jetzt nicht mehr ganz einig, ob Folsäure an alle verabreicht werden sollte. Kritiker verweisen auch auf neue Erkenntnisse über eine mögliche Zunahme der Darmkrebserkrankungen, vielleicht auch Prostatakrebs sowie Brustkrebs durch erhöhte Folsäureaufnahme. Bekannt sind auch weitere Nebeneffekte. So kann die regelmäßige Einnahme von Folsäurepräparaten auch dazu führen, dass ein Vitamin-B-12-Mangel und eine daraus folgende Blutarmut unentdeckt bleiben. Außerdem kann die Verwertung von Zink behindert werden, das unentbehrlich ist fürs Immunsystem und die Haut sowie bei der Wundheilung. Wer zu viel und zu lange künstliche Folsäure einnimmt, erhöht auch das Risiko für Asthma beim Kind.
    Folsäurepillen erhöhen nach einer schwedischen Studie auch die Wahrscheinlichkeit für Zwillingsgeburten. Die schwedischen Forscher
machten darauf aufmerksam, dass Zwillinge häufig zu früh zur Welt kämen, ein niedriges Geburtsgewicht und ein erhöhtes Risiko für die sogenannte Zerebralparese hätten, einen frühkindlichen Hirnschaden, der Lähmungen zur Folge hat. So könnten, meinte das Wissenschaftsmagazin New Scientist , die Folsäurerationen »mehr Probleme schaffen, als sie lösen«. »Angesichts potenzieller Nebenwirkungen ist daher nicht nachzuvollziehen, dass allen Schwangeren und solchen, die es werden wollen, Supplemente empfohlen werden«, meint der Informationsdienst des Europäischen Instituts für Lebensmittel und Ernährungswissenschaften. Schließlich kann der Folsäurebedarf auch auf natürlichem Weg gedeckt werden. Folsäure ist in Leber und Eigelb enthalten, in Salat und diversen Kohlarten, in Vollkornbrot und → Erdnüssen.
    Natürliche Folsäure-Quellen (in Mikrogramm auf 100 Gramm Nahrungsmittel):
    Rinderleber 590
    Mungobohnen 490
    Kalbsleber 240
    Grünkohl 187
    Rosenkohl 182
    Erdnüsse 169
    Eigelb 160
    Sojasprossen 160
    Erbsen, grün 159
    Petersilie 149
    Schweineleber 135
    → Spinat 145
    Blumenkohl 125
    Brokkoli 111
    Endiviensalat 109
    Lauch 103
    Haselnüsse 71
    Chinakohl 65

    Erdbeeren 65
    Knäckebrot, Roggen 40
    Vollkornbrot 15

Food Deserts
    Food Deserts (»Lebensmittelwüsten«) sind Gegenden, in denen die Menschen kaum noch Zugang zu frischen Nahrungsmitteln haben. Als Ursache gilt der Trend zu immer größeren → Supermärkten und Einkaufszentren, die sich vor allem außerhalb der Städte ansiedeln. In vielen Stadtbezirken schließen mangels Kundschaft die kleineren Läden, zurück bleiben Geschäfte ohne frisches Obst und Gemüse sowie Tankstellen als Nahrungsversorger. Erhöhte Gesundheitsrisiken sind die Folge. Das US-Magazin Time stellte im Mai 2009 einen Zusammenhang zwischen den Nahrungswüsten und der Epidemie des → Übergewichts her.
    Schon gibt es einen eigenen Forschungszweig, der sich mit Food Deserts beschäftigt und Nahrungswüsten unter anderem in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland ausgemacht hat. Experten schätzen, dass halb Detroit (916 000 Einwohner) eine solche Zone ist. Und jeder fünfte der drei Millionen Einwohner von Chicago habe ebenfalls keinen Zugang zu gesunder Nahrung.
    Als einer der ersten Stadtbezirke, in denen die Food Deserts öffentliche Beachtung fanden, gilt das britische West Everton, ein armer Stadtteil von Liverpool im Westen Englands. Schon Ende des 20. Jahrhunderts sind mehr als zwei Drittel der Einwohner weggezogen. Für die verbleibenden 7400 gibt es gerade noch einen »General Store«. Dort und auch in den beiden nächsten Supermärkten gibt es vor allem Dosenkost und → Tiefkühlware . »Für die Menschen hier ist es sehr schwierig, frisches Obst und Gemüse zu bekommen«, sagt Clare Mahoney, Mitarbeiterin bei der Hilfsorganisation Save the Children (»Rettet die Kinder«). Sie hat Ende der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts ein Programm initiiert, um die Situation zu verbessern. Laut Krankenstatistik von West Everton sind 40 Prozent der
Einwohner chronisch krank, jedes fünfte Kind hat Asthma, die Sterblichkeitsrate liegt fast doppelt so hoch wie im übrigen Liverpool.

Freier Wille
    Der freie Wille, unter Philosophen seit Langem ein Thema, beschäftigt zunehmend die Hirnforscher und die Öffentlichkeit. Hintergrund ist die Entdeckung

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