Die Ernte
fällt während etwas, das nach einem epileptischen Anfall aussieht, auf den Bürgersteig. Eine gut gekleidete Frau wirft ihr Gewicht gegen ein Parkschild. Als es sich bis auf den Boden biegt, zwängt sie eine Ecke der »Hier-werden-Sie-abgeschleppt«-Zone in den Mund des sich verkrampfenden Mannes. »Auf diese Weise«, sagt sie, »beißt er sich nicht in die Zunge.«
Frauen, die tätlich angegriffen werden, rufen eine Hotline an, um sich beraten zu lassen. »Melden Sie keine Vergewaltigung«, wird den Frauen gesagt. »Nennen Sie es unsittliche Entblößung. Ein Typ, der ihn rausholt und nichts damit anstellt – so einen Typen halten die Bullen für krank.«
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.
Ich
bin genauso von Bedeutung und Vollendung abgeschnitten wie all diese verkrüppelten Leute.
Das sind die Dinge, die hier vor sich gehen. Nach einer Weile summieren sich diese Dinge zu genug Gewicht, um jemanden zu zermürben. Ich zermürbe.
IM TIERHEIM
Jedes Mal, wenn man eine schöne Frau sieht, hat
irgendjemand
sie satt, sagen die Männer. Und ich weiß, wo sie hingehen, diese Frauen, mit ihrer müden Schönheit, die jemand nicht will – diese Frauen, die leben müssen wie die hohe Sierra-Weißkiefer, die dort seit vor Christi Geburt steht, irgendwie vom Föhn genährt.
Sie strecken ihre Hände den Tieren entgegen, glätten Tag um Tag Fell im Inneren eines Käfigs und sagen: »Wie geht es Mamas Baby? Ist Mamas Baby einsam?«
Wenn die Frauen am Ende des Tages fortgehen, halten sie inne, um einen Pfleger zu fragen: »Gehen sie auch an ein gutes Zuhause?« Und kommen wieder nach einem Tag, ungefähr, beugen sich hinab, um eine einäugige Katze zu betrachten und fragen, als wären sie aufs Adoptieren aus: »Wie würde ich meinen Hund an eine neue Katze gewöhnen?«
Aber es gibt selten eine Adoption; es kommt darauf an, dass die Frauen jemanden zum Verlassen haben, und sie lassen die liebreizenden Geschöpfe zurück, die niemals sie verlassen würden, hätten sie ihnen einmal ihre Herzen geschenkt.
VOR DEN TOREN DES TIERREICHS
Zehn Kerzen in einem Fischstäbchen künden davon, dass Gully Geburtstag hat. Das Geburtstagskind ist das Zentrum der Aufmerksamkeit. Es blinzelt in die knallenden Blitzwürfel. Die schwarze Katze scheint jede geschmeidige Katzenpose zu kennen, die es gibt. Sie brennt darauf, von der Kamera entdeckt zu werden.
Gully gehört Mrs. Carlin. Mrs. Carlin besitzt sie, seit die Katze sechs Wochen alt war und auf dem Herd schlief, zusammengerollt in einer von der Zündflamme gewärmten Kasserolle. Mrs. Carlin hat jeden Geburtstag Gullys begangen und jedes Mal die blauen, mit Katzenminze gefüllten Filzmäuse und ausgewählte Tiefkühlgerichte von
Mrs. Paul’s
eingewickelt und das Geburtstagskind mit seinen Gästen fotografiert.
Zu Gullys Gästen zählen dieses Jahr die Patterson-Jungen, Pierson und Bret, vierzehn und zehn, und ihr Kater, Bert. Obwohl es zutreffender wäre, zu sagen, dass Mrs. Carlin und Gully die Gäste der
Jungen
sind, da die Feier bei den Pattersons zu Hause abgehalten wird.
Mrs. Carlin bleibt bei den Jungen während jener Woche, in der deren Eltern aufgrund Mr. Pattersons jährlicher Geschäftsbesprechung in einer Stadt im Osten sind. Es ist eine Bedingung von Mrs. Carlins Anstellung, dass Gully dabei ist. Sie hat Mrs. Patterson erklärt, dass einmal ein Katzensitter kam, um Gully zu füttern, »und Gully schrie – es gibt kein anderes Wort dafür.«
Nachdem sie Gullys Geburtstagskuchen serviert hat, bringt Mrs. Carlin den Jungen ihr Abendessen. Die Jungen untersuchen ihre Teller mit Misstrauen, und dann mit Fassungslosigkeit.
Zwischen den beiden Hälften des Sesambrötchens, wo Ketchup auf einem Hamburger, blutig, hätte sein sollen, erblicken die Jungen etwas, das aussieht wie Ketchup auf einer Kassette. Tatsächlich ist es Tomatensoße auf einer Scheibe gedünsteter Aubergine.
»Hat unsere Mutter Ihnen nicht gesagt, was wir essen?«, sagt Pierson, der ältere Junge.
»Wir essen Hamburger«, sagt Bret. »Wir mögen Hamburger und Matschkartoffeln.«
Mrs. Carlin erklärt ihnen, dass
sie
jetzt die Regeln aufstellt. Sie sagt: »Für die, die euch schmecken, ist Fleisch kein Zuckerschlecken.« 1
Sie wartet und lässt sich das setzen. »Solange ich mich um euch kümmere«, erklärt sie den Jungen, »essen wir nichts, das Eltern hat.«
Die Jungen wechseln so einen Blick, dass Mrs. Carlin den Blick sehen kann. Sie wünschen sich, dass Scooter noch am Leben wäre, um
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