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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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würde. Vielleicht war es ja die Vorahnung von einem Unfall und sie war mit dem Wagen in einen Straßengraben gefahren oder in einen Fluss gestürzt, oder erstickt oder ermordet oder… . .
    Denk nicht einmal daran. Aber diese verdammte Stimme...
    Vergiss diese Hellseher-Scheiße. Wenn Tamara in die Zukunft schauen konnte, warum hätte sie dann so ein wertloses Stück Müll wie dich geheiratet?
    Aber sie hatte das mit ihrem Vater wirklich vorhergesagt. Und als Kevin seinen Oberschenkel gebrochen hatte. Wenn sie tot war und er nie mehr die Möglichkeit haben würde, sich zu entschuldigen, wie könnte er dann jemals weiterleben?
    Er überlegte, ob er nicht doch den blöden Kühlschrank eintreten sollte, weil er nicht in sich hineingreifen konnte und sein noch blöderes Herz herausreißen und es über der Abwasch in das Licht halten konnte, während sein verlogenes Blut heraustropfte, und er zuschauen konnte, wie es seine letzten Schläge machte. Er konnte es nicht, wegen der Kinder.
    »Papa?«
    Robert drehte sich um, seine Hände noch immer zu Fäusten geballt. Ginger rieb sich verschlafen die Augen und hielt einen Frosch aus Stoff an die Brust. Ihre Wangen waren tränennass.
    »Was machst du denn hier? Du solltest doch schlafen, mein Schatz.« Er ließ seine Hände locker und kniete sich zu ihr. Sie sah Tamara so sehr ähnlich.
    »Hab´ schlecht geträumt.« Sie stand da in ihrem Flanell-Zirkuspyjama und schnupfte noch, als Robert sie umarmte.
    »Es ist alles gut. Ich bring dich ins Bett und du kannst mir von deinem Traum erzählen, wenn du willst.«
    »Wo ist Mama?«
    »Mama ist noch nicht da, mein Schatz. Aber sie kommt gleich.«
    »Aber nicht, wenn der Erdmund sie frisst.«
    »Erdmund?« Robert musste fast lächeln, aber die grünen, ernsten Augen seiner Tochter hielten ihn davon ab.
    »Der Erdmund in den Bergen« Sie sagte es so sicher, als wäre es etwas, das sie im Fernsehen gesehen hatte.
    »Liebling, so etwas gibt es nicht…«
    »Mama sagt, dass man an seine Träume glauben muss. Weil Träume von der Natur kommen und die Natur nie lügt. Und der Erdmund war in meinen Träumen. Und Mama war auf dem Berg beim Erdmund.«
    »Ach, Träume sind nur Schäume. Wie kleine Spiele, damit die Nacht schneller vorüber geht.«
    »Aber wo ist denn Mama dann?«
    »Ach, irgendwo ist sie noch unterwegs, mein Liebling.«
    »Sie ist da draußen bei dem Erdmund. Und er wird den ganzen Berg auffressen, Papa. Er will jeden auffressen und alle Bäume und die anderen Sachen.«
    Robert streichelte über Gingers Haare und drücke sie an seine Brust. »Es war nur ein schlechter Traum, Schatz. Geh zurück in dein Bett und morgen wirst du sehen, dass Mama wieder da ist und die Sonne wird scheinen und es wird keine bösen Erdmäuler mehr geben.«
    Er nahm sie in seine Arme und brachte sie ins Bett zurück.
    Mein Gott, wie schnell sie größer geworden ist. Blond und wunderschön und mit schönen Augen.  Und sie ist sensibel, genauso wie ihre Mutter. Und viel Fantasie hat sie auch.
    Genau wie ihre Mutter.
    Er deckte sie zu und küsste sie auf die Stirne. Er konnte nichts dagegen tun. Er musste es wissen. Nur im Fall des Falles. »Wo war Mama denn? Ich meine, in deinem Traum?«
    »Auf dem Berg, mit den bösen Leuten. Auf dem Berg, der barfuß ist. Wo der Erdmund ist und das grüne Licht.«
    Sie gähnte und schloss langsam und müde ihre Augen.
    »Schlaf gut, Liebes. Papa passt auf dich auf.«
    »Nacht, Papa.«
    Er drehte das Licht ab. Aus der Dunkelheit ertönte noch einmal ihre Stimme.
    »Papa, was heißt Shu-shaaa?«
    »Shu-shaaa? Das weiß ich nicht.«
    »Es macht mir Angst.«
    »Du brauchst aber keine Angst zu haben«, sagte er zum finsteren Bett hin. »Es kann dir nichts passieren. Nicht, wenn ich da bin.«
    Lügen war gar nicht so schwer, wenn man Übung darin hatte. Er begann zu singen und war bei der dritten Strophe, als Ginger endlich einschlief.
    Er ging auf die Veranda um eine Zigarette zu rauchen und weiter zu warten.
     
    ###
     
    Nettie betete.
    Sie fragte den Herren, warum Er sie über den kleinen runden Grabstein hatte fallen lassen, der ein altes Grab ohne Namen kennzeichnete. Sie hätte ihn eigentlich unter dem Mondlicht weiß leuchten sehen sollen. Aber sie war in Panik aus einem Seitenausgang aus der Kirche heraus und auf den finsteren Friedhof gelaufen. Außerdem hatte sie die Angst blind gemacht.
    Warum konnte der Herr wollen, dass sie sich den Knöchel bricht. Und sie hatte Angst davor, um Hilfe zu rufen, denn

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