Die Ernte
auf den Stufen des Wohnwagens sah. Mack kannte diese Stiefel nur allzu gut. Sie hatten dicke braune Absätze und rochen wie ein alter Baseballhandschuh. Mack hatte einmal ekeligen Haferflockenbrei darin versteckt. Das waren die Stiefel von Papa.
Daddy war zu Hause und würde alles wieder gut machen, genauso wie es der dumme Polizist gesagt hatte, nur dass das dumme Schwein sich vom Einäugigen hatte küssen lassen, er musste also das sein, was Junior "Schwuchtel" nannte.
Papa würde den bösen Jimmy verprügeln und dann würden sie alle glücklich sein und vielleicht würde Mama Würstchen in die Nudeln schneiden, so wie sie das manchmal zu besonderen Anlässen tat. Und vielleicht würde sogar Junior nach Hause kommen, aber es war ja Freitagnacht und Junior kam Freitagnacht nie nach Hause.
Zumindest war Papa da und vielleicht hatte er etwas geschossen und war guter Laune. Manchmal hatte er ein Fell von einem Eichkätzchen oder einem Waschbären auf ein Holzbrett genagelt und Mack konnte es streicheln und daran riechen und sich vorstellen, dass er im Wald spielen würde. Aber jetzt hatte er Angst vor dem Wald, weil er voll von diesen schleimigen Leuten war.
Er kroch auf Händen und Knien zu der Vorderseite des Wohnwagens und wollte gerade aufstehen, als er sah, dass Papa auch betrunken war, obwohl Papa nie trank, obwohl Opa Mull trank und Junior trank und seine Mama trank und der Einäugige und auch Jimmy und jeder, den er kannte. Aber Papa nicht. Warum konnte Papa also nicht gerade gehen?
Dann sah Mack, dass Papas Jeans feucht waren, so als ob er in die Hose gemacht hätte. Nur, dass es eine schleimige Feuchtigkeit war, wie Motoröl oder Sirup. Und das konnte nur heißen, dass…. . .
Was bedeutete, dass Mack lieber still war.
Was bedeutete, dass, falls er weinen sollte, er die Tränen einfach in den Staub kullern lassen musste. Er konnte nicht schreien. Junior sagte sowieso immer, dass Mack eine richtige Heulsuse war. Vielleicht stimmte es ja, aber er hatte Angst, so sehr Angst, dass er sich in die Hosen machte, und es war finster und Papa war schleimig.
Seine Mutter kam aus dem Wohnwagen.
Sie stand vor dem Wagen und versuchte zu rufen. »Muh . . . aaaaaaaahck.«
Sie stand nackt im Mondlicht und war voll mit milchigem Rotz. Mack biss sich auf die Zunge und antwortete nicht.
###
Das Alien pulsierte und sein klebriger Saft durchflutete sein Wurzelsystem. Seine Sporen verteilten sich noch immer, aber ohne Sonneneinstrahlung hatte seine Zellaktivität nachgelassen. Es hatte jetzt Zeit, die anderen Symbole, die es aufgenommen hatte, zu analysieren.
May-ziii. Matsch. Muh-aaack. Kish.
Jeesh-ush. Ahhm-fiiil.
Chesh-urrr.
Und diese, die er schon zuvor aufgelesen hatte: Shu-shaaa, Maz-zuh, Nig-errr, Peg-hiii, Auuugen, Chreez .
Und das eine, zu dem sein Herz-Verstand immer wieder zurückkehrte, das eine, das tief im Ofen seines Metabolismus glühte: Tah-mah-raaa.
Das Symbol musste eine besondere Bedeutung haben. Das Alien hatte auf seiner Reise durch den Kosmos viele verschiedene Muster seziert. Diese zu bestimmen, konnte nur eine Frage der Zeit sein. Und es hatte eine ganze Ewigkeit vor sich.
NEUNZEHNTES KAPITEL
Tamara folgte Chester in einen Raum, von dem sie annahm, dass es die Küche war. Sie konnte nur die Umrisse von Dingen erkennen, kaum wahrnehmbare Schatten in der Dunkelheit. Ein alter Holzherd stand schwerfällig in einer Ecke. Teile von zerbrochenen Möbeln waren auf dem Boden zu erkennen. Sie konnte den feuchten Ruß des Rauchfangs, den süßen Duft von Alkohol und verrottender Kleidung und den schweren Geruch von ranzigem Fett unterscheiden. Die frische Märzluft war hier zu etwas Widerlichem geworden, das sie wie eine zweite Haut zu erdrücken schien.
»Hierher«, sagte Chester zu ihr. Sie lief in seinen Rücken, als er plötzlich stehen blieb.
Ich kann in die Zukunft schauen, aber in der Dunkelheit bin ich hilflos.
Bruchstücke von Silben schossen durch ihr Gehirn, so scheu wie nasse Ratten: Shu-shaaa, Maz-zah, Muh-aack . Das grüne Leuchten, das vom Bergrücken kam, war die visuelle Entsprechung dieser seltsamen Signale, die sie empfing. Der dumpfe Puls der Signale wurde immer stärker. Als sie in ihrem Toyota auf dem Weg zu Chesters Farm vorbeigefahren war, waren die Signale intensiver, direkter und persönlicher gewesen.
»Es geht sogar. Ich höre das Freizeichen«, flüsterte Chester und sie fühlte seine ledrige Hand und kaltes Plastik gegen ihren Arm stoßen.
Weitere Kostenlose Bücher