Die Ernte
trägt, weil ja deine Hände mit dem Dynamit und dem Gewehr voll sind. Was sagen Sie, Emerland?«
Emerland starrte ausdruckslos vor sich hin, nickte dann aber, so als ob er eine Puppe wäre, die bei einem Bauchredner auf dem Knie sitzt. Er stolperte in die Scheune und gab dabei fast eine Kopie der Weichbirnen ab.
»Jedes bisschen hilft«, sagte DeWalt. »Oder besser gesagt zerstört, wenn man es genau betrachten will.«
Emerland überraschte mit seiner Kraft, als er den zwanzig-Kilo-Sack auf seine Schulter hob. Chester dachte sich, dass er wahrscheinlich in einem dieser Fitnessclubs trainierte, mit Seilen und Gewichten, die von Metallstangen hingen und Schweiß, der auf einen Teppichboden tropfte. Hatte wahrscheinlich noch keinen Tag in seinem Leben ehrliche Arbeit geleistet, aber das war in Chesters Augen nicht unbedingt eine schlechte Sache. Emerlands Kiefer zeigte seine Entschlossenheit und seine Augen leuchteten entweder vor finsterer Entschlossenheit oder vor Verrücktheit.
Sie versammelten sich alle vor der Scheune und blickten stumm auf das entfernte, schwache Leuten am Bergrücken. Eine Eule schrie in der Scheune, einsam und alleine auf den hohen hölzernen Dachsprossen. Ein Windstoß versuchte die braunen Blätter von den Ecken des Zaunes zu vertreiben, gab aber vom langen Winter ermüdet wieder auf. Ein Hund bellte, dann noch einer und ihr Gebell wurde von den kalten Bergflanken reflektiert. Chester dachte an den alten Boomer.
Tamara unterbrach die Stille der wartenden Nacht. »Chester, kann ich ganz schnell das Telefon benutzen?«
Chester blickte in den dunklen Himmel und die wunderbar hellen Lichter, die wohl für immer am Himmelszelt leuchten würde. Sie waren wie kleine Löcher, die es möglich machten, dass die Menschen atmen konnten. Er dachte daran, wievielte andere Erdmäuler wohl da oben waren, bereit sich auf neue Opfer zu stürzen. Er hasste es, global zu denken oder sich über das verfluchte "Warum" Gedanken zu machen. Das war etwas für Priester oder Schuljungen. Einige Dinge waren einfach zu komplex, als dass sie ein heruntergekommener Bauer wie er hätte verstehen können.
»Kein Strom. Telefon funktioniert auch nicht mehr. «Wahrscheinlich ist ein Baum auf die Leitungen gefallen«, sagte Chester.
»Ich muss es zumindest versuchen«, sagte Tamara. »Mein Mann stirbt wahrscheinlich schon vor Sorgen.«
»Ich komme besser mit Ihnen mit. Sie könnten sich in der Unordnung sonst den Hals brechen.«
Er legte den Sack mit Sevin auf den Roundup-Kanister und führte Tamara über den Hof. Chester fragte sich, ob all seine Hühner schon verwandelt waren und mit ihren dummen Köpfen unter den Flügeln auf einer Stange sitzen würden, ihre grünen Augen vor der Welt verborgen. Träumten wahrscheinlich davon, am Morgen kleine faulige Pflaumen in ihre Nester zu legen.
Chester fragte sich, was wohl aus diesen Eiern schlüpfen würde.
Und ob er noch immer da sein würde, wenn die Sonne ihr gelbes Licht wieder auf die Erde werfen würde.
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Klein Mack krabbelte noch weiter unter den Wohnwagen, sein Gesicht im Schmutz. Er hatte Angst.
Er konnte Stimmen hören, aber keine richtigen Wörter. Nur nasse Geräusche. Und er konnte irgendwie die Stimme seiner Mutter erkennen. Er fragte sich, ob sie nun auch eine von denen war.
Denn er hatte gesehen, wie sie aus dem Wohnwagen gefallen war, aus der Türe glitt, während er sich noch in den Büschen versteckt hielt. Das war, als gerade die Sonne unterging, und er begann sich wirklich einsam zu fühlen.
Jimmy, der böse Mann, den er nackt auf seiner Mama gesehen hatte, war wie ein Betrunkener über den Campingplatz gegangen und in den Wohnwagen der Wellborns gestiegen. Mack hatte dann Kreischen und Schreien gehört, dann gingen auch die Wellborns, Sue und Grady und ihre kleine Tochter Anita, wie Betrunkene herum, bevor sie in den Wald stolperten.
Anita hatte einmal ihr Kleidchen gehoben und ihm ihre Unterhose gezeigt, weil er ihr fünf Cent gegeben hatte. Für das Doppelte, hatte sie gesagt, würde sie auch ihre Unterhose ausziehen. Aber Klein Mack hatte nie die vollen zehn Cent beisammen bekommen, immerhin war das viel Geld. Jetzt würde er nicht einmal mehr gratis unter ihr Kleid schauen wollen. Denn ihre Haut war schleimig und ihre Augen leuchteten wie die von Jimmy. Und Jimmy war auch so schleimig, als er aus dem Wellborn-Wohnwagen kam, dass er so aussah, als würde er tropfen.
Mack hielt den Atem an, als er ein ihm bekanntes Paar Stiefel
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