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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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furchtbar leeren Leben.
    Und dem Ihren, Herr Vorsitzender.
    Kannst du dich noch erinnern, was ich über das Unbekannte gesagt habe? Ist es besser nichts zu tun und Tee zu trinken?
    Sie meinen, es ist besser hier zu sitzen und zu sagen, dass es mich nichts angeht, nicht wahr?
    Das ist die richtige Einstellung, mein Freund. Wir wollen keine Lösungen. Wir wollen Sympathie, Mitleid, unnötiges Lippenbekenntnis. Passiver Widerstand. Wir arbeiten daran, das System zu ändern. Das ist eine bessere Art der Selbstzerstörung.
    Bei allem Respekt, ich möchte da nicht mehr mitmachen.
    Tut mir Leid. Mitgehangen, mitgefangen.
    Fahren Sie doch zur Hölle, Herr Vorsitzender.
    Ich bin doch schon dort, mein Freund. Und du auch.
    DeWalt, dessen Körper vom Autounfall noch schmerzte, machte sich zum Aufstehen bereit. »Warte, Chester. Ich komme, sobald ich meine Beine in Bewegung setzen kann.«
    Er stolperte die Treppen herunter und fühlte sich dabei so alt wie Methusalem. Als er Chester eingeholt hatte, schnaufte er wie ein Walross. »Was machen wir, wenn wir dort sind?«
    Chester grinste. Die späte Abendsonne erleuchtete sein zerfurchtes Gesicht. »Mein Vater hat mir immer gesagt, Morgenstund hat Gold im Mund«, sagte er und ging weiter. »Vom Abend hat er nie etwas gesagt.«
     
    ###
     
    »Mann, schau dir diese verdammte Scheiße an.« Junior stampfte mit dem Fuß auf Don Oscars Veranda und von den Holzbrettern stieg grauer Staub auf. Die ganze Veranda war mit einem blauen Schimmelpilz überzogen, der an manchen Stellen einige Zentimeter hoch war. Der Schimmel erinnerte Junior an den Schimmelpilz, der auf dem Tabak zu finden war, den sein Großvater selbst angebaut hatte, bevor er zu faul wurde, um noch irgendetwas zu tun.
    »Wo ist Don Oscar?«, fragte Wade, dem es nicht recht war, dass sie in Don Oscars Haus herumschnüffelten, obwohl keiner da war.
    »Der macht wahrscheinlich gerade Geschäfte. Siehst du die Autos dort in der Einfahrt? Der Mazda da gehört nicht Don Oscar, es muss also irgendein Kunde da sein.«
    »Nein, der gehört der Frau vom Prediger.«
    »Der Frau vom Prediger? Warum willst gerade du wissen, was die für ein Auto fährt?«
    Wade blickte zu Boden. »Weil ich in die Kirche gehe.«
    Junior schnaubte verächtlich. »Du willst mich wohl verarschen.«
    »Nein, Mann.«
    Junior legte seinen Kopf schief und schaute Wade an. Vielleicht meinte er es ernst. Er war ja auch aus dem Norden. Da konnte man nie wissen. »Und Gras rauchen passt zu deiner Religion?«
    »Was soll denn das damit etwas zu tun haben, dass ich an Gott glaube?«
    Junior überlegte ein paar Sekunden, doch davon bekam er schon Kopfschmerzen. »Wahrscheinlich nichts, haste Recht.«
    Wade verzog wegen des starken, fauligen Geruchs die Nase. »Bäh. Die Alte von Don Oscar sollte hier wirklich einmal wieder putzen.«
    »Was ist das überhaupt für eine Scheiße?«, sagte Junior und zog seine Schuhspitze durch den Schimmelpilz.
    »Woher soll ich das wissen? Holen wir uns unseren Schnaps und nichts wie weg von hier.«
    Junior ging den Weg zu dem Häuschen voran, in dem Don Oscar sein Heiligtum aufbewahrte. Entlang des Weges war noch mehr Schimmel, dazu vertrocknete, avocadogrüne Fäden und etwas, was wie getrockneter Senf aussah. Unter den abgefallenen Blättern unter den Bäumen waren Boviste zu sehen, die wie ledrige Eier aussahen. In der ganzen Bergschlucht roch es wie in einem verschimmelten Kellerabteil.
    Wade blieb stehen und sah sich um. »Hey, Junior, bilde ich mir das nur ein oder ist das ganze Gras hier vertrocknet?«
    »Was glaubst du, wer du bist? Ein Ranger oder was? Komm, gehen wir zum Gartenhäuschen.«
    Aber Wade hatte Recht. Die Pflanzen schienen ringsum zu vertrocknen, so als ob sie ein später Frost erwischt hätte. Die Bäume beugten sich in Richtung Erde, als ob die neuen Blätter eine zu große Last für sie wären. Einige waren schon umgefallen, die Stämme einfach in der Mitte abgebrochen. Aber Windshake hatte schon seit Wochen keinen Sturm mehr zu verzeichnen gehabt. Zu dieser Jahreszeit sollten die Pflanzen eigentlich in vollem Saft stehen.
    Junior und Wade kamen unter dem Geäst der Eichen und Buchen hervor und traten in die Lichtung, die das Gartenhäuschen von Don Oscar umgab. Der Schimmel war in der Lichtung deutlich weniger und er schien durch das Sonnenlicht vertrocknet zu sein. Junior nahm das schwere Vorhängeschloss, das an der Tür des Häuschens hing, in die Hand und sah, dass es verschlossen war.
    »Hallo, Don

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