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Die Ernte

Die Ernte

Titel: Die Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Oscar?«, rief er und suchte mit seinen Augen die Lichtung nach der wohlbekannten Figur ab. »Sind Sie da?«
    »Mann, vielleicht macht er ja gerade Urlaub.«
    Junior musste bei dem Gedanken grinsen. Er stellte sich Don Oscar in Bermuda-Shorts auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffes vor, ohne T-Shirt, dafür mit einem von der Sonne geröteten Hals, der auf das bleiche Fleisch seines blanken Oberkörpers traf. »Nein, Mann. Schwarzbrenner machen keinen Urlaub. Außerdem hast du ja die Autos in der Einfahrt gesehen.«
    »Sollen wir warten?« Wade schaute sich unsicher um.
    »Warum nicht? Gute Gelegenheit, einen Joint zu rauchen.« Sie setzten sich auf einen umgefallenen Baumstamm und begannen ihre Dröhnung wieder aufzufrischen. Dazu bliesen sie Rauchsäulen in die frische Luft. Junior sah, dass die Kaminrohre keinen Rauch von sich gaben. Don Oscar hatte also das Feuer ausgehen lassen. Das sah dem alten Schwarzbrenner aber gar nicht ähnlich. Der hatte ja immer damit geprahlt, dass er rund um die Uhr bei der Arbeit war.
    Und die feinen Wurzeln von irgendwelchen Pflanzen kletterten schon die Wände des Häuschens empor und verteilten sich über die ganze Wand. Dabei war Don Oscar immer sehr auf Sauberkeit bedacht gewesen.
    »Hey, schau dir das mal an«, sagte Wade und zeigte auf eine feuchte Stelle auf einem morschen Baumstamm.
    »Das sind nur irgendwelche Pilze. Die wachsen hier zu dieser Zeit überall wie verrückt.«
    »Aber das sind besondere Pilze. Von denen wirst du high. Hab ich schon in Florida auf einer Kuhweide gepflückt, als wir dort auf Urlaub waren. Ein paar Hippies haben mir gezeigt, welche die richtigen sind. Iss einen von denen, und du fühlst dich in einer halben Stunde so zugedröhnt wie noch nie.«
    »Soll ich dir was sagen, Ranger? Falls du es noch nicht gemerkt hast, wir sind hier nicht in Florida.«
    »Ich hab gehört, die gibt es auch in den Bergen hier in North Carolina.«
    »Seit wann bist du so ein verdammter Naturbursche? Wenn ich mich recht erinnern kann, hast du in Biologie eine Sechs, genauso wie ich.«
    »Wenn es darum geht, wie man high werden kann, dann bin ich eben ein Experte. Bei dem ganzen Zeug. Hast du es schon einmal probiert, Mann?«
    Juniors Grinsen war in sein Gesicht gemeißelt. Seine Wangen kitzelten. Er drehte seinen Kopf von Seite zu Seite. Dieses Panama-Red war wirklich ein starkes Zeug. Kein Wunder, dass die Scheißlatinos nur faul im Schatten liegen wollten.
    Und was wollte Wade überhaupt? Stand auf und holte sich ein paar von diesen Scheißpilzen, obwohl sie doch Dope und bald auch noch Schnaps hatten.
    Wade setzte sich wieder hin und brach den Stamm von einem der Pilze ab. »Schau mal, wenn der Stamm blau wird, wo du ihn gebrochen hast, dann ist es ein Magic Mushroom, wie die Hippies sagen.«
    »Was du für einen Scheiß erzählst, Wade.«
    »Tu ich nicht, Mann. Im Norden gab es auch Hippies. Einige meiner besten Freunde waren Hippies. Wenn du den ganzen Peace-and-Love-Scheiß vergisst, dann sind sie ganz normal. Und die wissen alles darüber, wie man high werden kann.«
    »Gib mir einen Joint und Alkohol, mehr brauche ich nicht. Das andere Zeug interessiert mich nicht. Außerdem, was ist, wenn das Zeug giftig ist?«
    »Schau doch. Der Stamm verfärbt sich. Das Zeug ist so sicher wie Muttermilch.«
    Junior schaute zweifelnd auf den Pilz, dessen Stängel sich an der Stelle, an der Wade ihn geknickt hatte, blau verfärbte. Junior wurde langsam durstig. Wo zur Hölle steckte Don Oscar?
    »Du wirst doch nicht wirklich diesen Scheißdreck essen, oder?«, fragte Junior. Aber er wusste vom Ausdruck in Wades Gesicht, dass seine Frage umsonst war. Wade steckte ein paar Pilzkappen in seinen Mund, als wären es M&Ms. Wade kaute und grinste, dann schluckte er schwer.
    Er grinste Junior an und es war das Grinsen eines Priesters, das Grinsen, das Leute bei einer Hochzeit oder während der Ferien aufsetzten, das Grinsen bei einem Begräbnis, wenn man den Verstorbenen nicht gut kennt. Wade streckte seine Hände aus und ein paar braune, feuchte Pilze zierten die Lebenslinien seiner Hände.
    »Ein magischer Trip«, sagte Wade und grinste so, als ob er eine Hand voll Würmer gegessen hätte.
    »Ich weiß nicht so recht. Ich möchte warten, ob du nicht doch tot umfällst.«
    »Ich seh´ dich dann im Himmel, du Angsthase.« Wade lehnte sich gegen die feuchte, mit Blättern bedeckte Böschung. Die schimmeligen Wurzeln, die die Erde durchzogen, kümmerten ihn nicht. »Ich werde Gott von dir

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