Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Geselligkeit spielten Wohlgerüche und Blumen eine große Rolle. Der Gast wurde empfangen, indem man frisches Riechpulver in die Räucherpfanne warf. Die alten Mexikaner waren Künstler im Gartenbau. Blumen blühten allerorts. In den letzten Tagen vor dem Untergange der Stadt sang einer ihrer Dichter [13] :
Wie traurig!
Dies Haus soll untergehn.
Ich weiß, unser Reich sinkt dahin.
Es bricht zusammen; es zerfällt.
Die Sterne rauchen:
Sie sind wider uns.
Die Stadt der Bücher und der Blumen
Ist bald nicht mehr.
Nachdem die Hauptstadt eingenommen und zerstört war, unterwarfen sich die Nachbarvölker aus Furcht vor der ihnenunheimlichen Macht des Eroberers. Es erschien eine Anzahl von Gesandtschaften im Lager der Spanier. Zuerst fügte sich der König von Michoakan, dem mächtigsten westlich vom mexikanischen Reiche gelegenen Nachbargebiete. Der Fürst stellte sich nach den ersten Verhandlungen persönlich im Hauptquartier ein, mit einem prunkvollen Gefolge. Cortes empfing ihn mit nicht geringerem Aufwand. Unter dem Donner der Geschütze führte er ihm seine Truppen, insbesondere seine Ritterschaft, vor und zeigte ihm vom Bord eines Schiffes aus die Trümmer der noch rauchenden Paläste und Tempel. Es lag dem Feldherrn ungemein viel daran, neue Kriege und Kämpfe zu vermeiden, und er war Staatsmann genug, die geeigneten Mittel zu einer friedlichen Politik zu handhaben.
Nach Abschluß von allerlei Verträgen erwachte in Cortes sofort wieder der Drang, Entdeckungen zu machen. Er sandte zwei größere Erkundungstrupps aus, die bis zum Gestade des anderen Weltmeeres vordrangen und, beladen mit Gold und perlen, zurückkamen. Damit war der Anfang zur Entdeckung von Kalifornien gemacht.
Kriegerischer waren andere nötige Streifzüge in die südlichen Abhänge der Kordilleren, die unter Führung von Sandoval und Alvarado stattfanden. Weiterhin erfolgte ein Zug gegen aufständische Indianer am Panuko, um die dortige Niederlassung San Estevan zu schützen. Nach Unterdrückung der Empörung ließ Sandoval 400 Vornehme hängen. In die Zeit bis 1524 fällt ferner die Gründung von Zakatula an der Südsee und von Koliman im Gebiete von Michoakan. An der Mündung des Antigua erhoben sich die Anfänge einer Stadt und eines Hafens, des späteren Alt-Verakruz. (Vgl. S.19.) Auch entstand der Ort Medellin, genannt nach der Geburtsstadt des Eroberers.
Der Oberfeldherr verblieb in Kojohuakan. Seine Tätigkeit galt zunächst der Gründung einer neuen Hauptstadt, denn der junge Staat bedurfte eines starken und glänzenden Mittelpunktes. Nach reiflicher Erwägung entschied sich Cortes,die alte Hauptstadt wieder erstehen zu lassen. Bei der ihm eigenen Lebhaftigkeit und Tatkraft betrieb er den Aufbau ohne Verzug mit allen Kräften und nach einem großartigen Plane. »Wie ehemals – schreibt er dem Kaiser – soll die Stadt die Königin des Landes werden.«
Nach dem Vorbild asiatischer Machthaber ließ Cortes die Masse der Eingeborenen die Arbeit ausführen. Hunderttausend Menschen waren alsbald in Tätigkeit, und erstaunlich rasch wuchsen die neuen Paläste und Häuser empor.
Um diese Zeit sandte Cortes den 3. Bericht an Karl V. ab, abgeschlossen in Kojohuakan am 15. Mai 1522, zugleich mit ihm das kaiserliche Fünftel der Gesamtbeute, eine Fülle von Gold, Perlen und Edelsteinen, darunter ein Smaragd in Pyramidenform mit einer Grundfläche so groß wie ein Handteller. Die Goldbarren allein hatten einen Wert von 4 Millionen Mark. Allerlei Seltsamkeiten aus den Tempeln und Schlössern, Kleider Montezumas, merkwürdige Pflanzen, wilde Tiere und anderes mehr ward der Sendung beigefügt, um auch die Schaulust in der Heimat zu befriedigen. Zwei Getreue des Feldherrn, die Ritter Antonio von Quinones und Alfonso von Avila, wurden mit der Botschaft betraut. Auf zwei Schiffen gingen sie, vermutlich im Juni 1522, von Verakruz ab.
Beide Boten hatten kein Glück. Während ihres Aufenthalts auf einer der Azoren bekam Quinones wegen eines Frauenzimmers Streit und starb an den Folgen eines schweren Schlages auf den Kopf. Avila setzte die Reise allein fort, fiel aber unterwegs einem französischen Freibeuter namens Jean Florin in die Hände. Die Prachtstücke der Beute bekam König Franz I, geschenkt. Avila wurde in irgendeiner Festung eingesperrt,es gelang ihm aber, die ihm anvertrauten Berichte, Briefe und Schriftstücke sicheren Händen zu übergeben, so daß Karl V. sie doch noch erhielt. Franz I. soll dem Kaiser damals haben sagen lassen: Da seine
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