Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
seinem 63. Lebensjahre, friedsam und gefaßt als echter Kriegsmann. Kurz vor seinem Tode war er aus der Stadt in das nahe ruhigere Dorf Castilleja de la Cuesta gezogen.
Sein Begräbnis war feierlich und ehrenvoll. Man bestattete ihn zunächst in der Familiengruft der Herzöge von Medina- Sidonia. Fünfzehn Jahre danach geleitete Martin Cortes die Asche des Vaters nach Neu-Spanien, wo sie im Franziskanerkloster zu Tezkuko an der Seite seiner Mutter beigesetzt wurde.
Ein halbes Jahrhundert später brachte man die Gebeine des Eroberers unter großem Gepränge nach der Hauptstadt Mexikos, wo sie, am 24. Februar 1629, in der Franziskanerkirche ihre Ruhestätte fanden, bis sie dann 1794 in das ehedem von Cortes gestiftete Krankenhaus Jesus Nazareno kamen. Dieses Grab schmückten ein schlichter Denkstein mit seinem Wappen und eine Bronzebüste von Tolsa. Aber auch hier verblieb der große Spanier nicht. Um die Asche vor der Vernichtung durch den Pöbel zu retten, mußte man sie 1823 heimlich entfernen. Sie gelangte schließlich nach Neapel in die Gruft der Herzöge von Terra-Nuova-Monteleone, der Nachkommen einer Urenkelin des Eroberers. Der in seinem Letzten Willen ausgesprochene Wunsch, in Kojohuakan (Koyoakan, 20 km südwestlich von Mexiko) eine ewige Ruhestätte zu finden, ist unerfüllt geblieben.
Das heutige Land Mexiko ehrt das Andenken des Ferdinand Cortes durch kein Denkmal. Nur im Krankenhaus der Purissima Concepcion ln der Hauptstadt finden wir ein Bildnisvon ihm. Eine Nachbildung ist diesem Buche beigegeben. Seit Neu-Spanien das zweifelhafte Glück hat, eine Republik mit immer wieder wechselnden habgierigen Führern zu sein (seit 1822), tilgt man jedwede Erinnerung an die spanischen Eroberer [18] .
Von Ferdinand Cortes – als Mensch, Feldherrn und Staatsmann – gewinnen wir aus den zeitgenössischen Schilderungen seiner Persönlichkeit und seiner Taten trotz des verschiedenartigen Lichtes, den diese Überlieferungen auf den Helden werfen, ein einheitliches Bildnis.
Man hat mit Recht gesagt, die Geschichte der Eroberung von Neu-Spanien sei die des Cortes selbst, der nicht allein die Seele, sondern auch der Körper der Unternehmung von Anfang bis Ende war. Er ist immer und überall persönlich anwesend: bei der Ausrüstung der Schiffe, bei ihrer Führung über die See, im Getümmel der Gefechte, beim Bau von Festungswerken, beim Nachtdienst der Nacht, bei der Erkundung des Landes, bei der Durchsicht der Geschütze und Waffen, bei der Wahl von Siedelungsplätzen und in jedweder anderen Sache. Unterhandlungen, Berichte, Briefe, alles macht er selber. Daneben hat er Zeit zu Liebeshändeln, und wie Julius Cäsar schreibt er inmitten all dieser Arbeit und Rastlosigkeit an seinem Tagebuche.
Sein Wesen birgt die größten Gegensätze, offenbar infolge von Eigenschaften, die miteinander unverträglich sind. Er war freigebig und doch habsüchtig, bis ins Ungeheuerliche kühn in seinen Plänen und doch vorsichtig und bedachtsam in ihrer Ausführung; bei aller Ritterlichkeit rücksichtslos; hochherzig und überaus listig; höflich und freundlich in seinem Benehmen und wiederum unerbittlich streng und hart; lässig in den Augen der Tugendbolde und dabei merkwürdig peinlich in der Ausübung frommer Äußerlichkeiten. Er war als Mensch geschmeidig,als Staatsmann verschlagen, als Feldherr erbarmungslos. Der große Zug in seiner Persönlichkeit liegt in seinem festen und beharrlichen Willen, den keine Gefahr, kein Hindernis, kein Mißerfolg ändert oder bricht.
Cortes war ein fahrender Ritter im eigentlichsten Sinne dieses Wortes. Im großen Troß der Abenteurer, die in Spaniens 16. Jahrhundert auf Entdeckungen und Eroberungen ausgezogen sind, ist er geradezu die Verkörperung des kriegerischen Geistes, der alle diese Männer erfüllt hat. Todesgefahren und schlimme Umstände sind seinem Fühlen und Denken das rechte Lebenselement. Sie sind ihm notwendig, um sich seiner Kräfte zu erfreuen und sie voll zu benutzen. Es reizt ihn, die Dinge an der schwierigsten Seite anzugreifen. Im Augenblick, wo er den Fuß auf die Erde von Neu-Hispanien setzt, denkt er nicht mehr daran, daß er hier im Auftrage eines Vorgesetzten langweilige Handelsgeschäfte machen soll. Er ist sich vielmehr feierlich bewußt, daß er ein neues Land betritt, das er bis zu den fernsten Grenzen erobern will. Das ist fortan sein heiliger Beruf, dem er unentwegt nachstrebt. Nichts vermag ihn davon abzuschrecken oder daran zu hindern: nicht die Erkenntnis
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