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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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sentiments ! Jeder Krieg, der nicht zu Eroberungen führt, schwächt den Sieger und entnervt den Staat.«
    Ein Barbar war Cortes nicht. Selbst in der Zerstörung der eroberten Hauptstadt liegt keineswegs die wüste Sucht, alles zu vernichten. Diese Tat geschieht übrigens durchaus im Geiste jener Zeit. Machiavell, also einer der höchsten Kulturmenschenzu Beginn des Cinquecento, sagt in seinem Fürstenspiegel: eine eroberte, bisher freie und große Stadt müsse man unbedingt zerstören, und verweist auf das Beispiel der Römer, die Kapua, Karthago und Numantia zerstört, sich aber gerade deshalb in jenen Gebieten behauptet hätten.
    Nach der Unterwerfung des Landes war Cortes auf den inneren Ausbau der Kolonie gar wohl bedacht, allerdings kaum zum Vorteile der Eingeborenen. Cortes war – wie auch Kolumbus – kein Gegner der sogenannten Repartimientos. Ein Indianer galt dem Spanier wenig, und Leute wie Las Casas waren in den Augen der meisten Ansiedler nur lächerliche oder wunderliche Schwärmer.
    Gewiß war Cortes von Goldgier nicht frei. Beinahe keiner der Eroberer ist das gewesen. Aber er verwandte die zusammengerafften Reichtümer, solange er tatenlustig war und noch freie Hand hatte – später hinderte ihn Mendoza allzusehr –, immer wieder zur Ausrüstung und Durchführung neuer Entdeckungszüge. In Tehuantepek legte er einen Hafen aus eigenen Mitteln für seine Erkundungsfahrten entlang der Küste der Südsee an. Bisweilen hatten diese Unternehmungen überhaupt nicht den Zweck des Geldgewinnes. Jahrelang hegte er die stille Hoffnung, eine natürliche Durchfahrt vom Nord- zum Südmeere zu finden. Er sah die ungeheuere Wichtigkeit des Panama-Wasserweges für den Weltverkehr klar voraus.
    War Cortes eine grausame, blutdürstige Natur? Man hat ihm in dieser Hinsicht große Vorwürfe gemacht, die gewiß ungerecht sind. Der Weg eines Eroberers ist notgedrungen mit Blut getränkt. Nur die blasse Furcht konnte die feindseligen Massen zügeln, durch die sein kleines Heer von 500 Europäern so kühn und verwegen vorwärts drang. Das Blutbad zu Cholula hat manch andere Stadt vom Widerstände abgeschreckt. Aus anderem, aber zwingendem Grunde erfolgte auf ein rasches Kriegsgericht hin die Hinrichtung des letzten Fürsten der Azteken Guatemozin. Es war eine staatsmännischeZwangsmaßregel, wie sie selbst in Europa zu damaliger Zeit gang und gäbe war. Die Engländer sind noch heutzutage Anhänger dieses urwüchsigen Verfahrens, mit dem sie weittragende Erfolge zu erzielen pflegen. Cortes beseitigte mit Guatemozin die ständige ihm und allen Spaniern drohende Gefahr einer Bartholomäusnacht. Grausam aus nutzloser Blutgier ist Cortes niemals gewesen.
    Ein Zug am Wesen des Helden erscheint uns Kindern des 20. Jahrhunderts sehr sonderbar, seine Frömmelei, die uns eines großen Geistes unwürdig dünkt, wenn wir vergessen, daß der finstere Geist seiner Zeit ihm diese Komödie unerläßlich machte. Seit 1478 tobte in Spanien der Wahnsinn der Inquisition. Für Cortes war die strenge Treue am kirchlichen Kult nicht nur wie jedem Herrscher eine nützliche Klugheit, sondern vor allem ein Mittel der Selbsterhaltung gegenüber seinen zahlreichen Gegner nah und fern. Wie wenig hold er der höheren Geistlichkeit im Grunde seiner klaren Seele war, geht aus einem seiner Berichte an Kaiser Karl hervor, wo er schreibt: »Eure Majestät bitt ich, Klosterbrüder und keine Domherren nach Neu-Hispanien zu schicken, dieweil diese ein lästerlich und kostspielig Leben führen, ihren Bastarden große Reichtümer zuschieben und den bekehrten Eingeborenen allerlei Ärgernis bereiten.«
    Die dumpfe Gläubigkeit, die Cortes zur Schau trägt, entbehrt aber nicht des Kernes echter Frömmigkeit. Inmitten des grenzenlosen Aberglaubens seiner Zeitgenossen ist jene Stelle in einem seiner Berichte (S. 96) umso erfrischender: »Ich vermeine, Gott stehe über der Natur.«
    Prescott, der englische Lebensschilderer des Eroberers, sagt: »Wenn wir seine vom Blute der unglücklichen Indianer gerötete Hand erhoben sehen, den Segen des Himmels auf die ihm geweihte Sache zu erflehen, so überkommt uns dabei ein Widerwille und der Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Gebärde. Aber das ist ungerecht von uns. Jeder spanische Ritter, wie niedrigund eigennützig seine Beweggründe zur Teilnahme am Feldzuge auch sein mochten, fühlte sich doch als Ritter des heiligen Kreuzes. Manche von ihnen haben dafür ihr Leben gelassen, und viele andere hätten nicht gezögert,

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