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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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jemanden gefunden, der sehr achtbar, sehr aufopferungsvoll ist und sich die Sache mehr zu Herzen nimmt, und ich hatte gedacht, daß Sie das wohl sein möchten … Bedenken Sie, welche Dankbarkeit Plassans Ihnen schulden wird, wenn wir ein solches Vorhaben zum Guten lenken.«
    »Gewiß, gewiß«, murmelte Frau Paloque, über diese guten Worte entzückt.
    »Zudem haben Sie unrecht, zu glauben, Sie vermöchten nichts. Man weiß, daß Herr Paloque in der Unterpräfektur sehr angesehen ist. Unter uns, man hält ihm Herrn Rastoils Nachfolge bereit. Wehren Sie nicht ab; Ihre Verdienste sind bekannt, Sie mögen sie noch so sehr verbergen. Und sehen Sie, das ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für Madame Paloque, ein wenig aus dem Schatten herauszutreten, in dem sie sich hält, und zu zeigen, was für eine Frau mit Verstand und Herz in ihr steckt.« Der Richter wurde sehr unruhig. Er sah seine Frau mit seinen blinzelnden Augen an.
    »Meine Frau hat nicht abgelehnt«, sagte er.
    »Nein, gewiß nicht«, begann diese wieder. »Da Sie mich wirklich brauchen, so genügt das. Ich werde vielleicht noch eine Dummheit begehen und mir viel Mühe machen, um nie dafür belohnt zu werden. Fragen Sie meinen Mann, was wir alles Gutes getan haben, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Sie sehen, wohin uns das gebracht hat … Was tut es, man muß eben so bleiben, wie man ist, nicht wahr? Wir werden bis zuletzt die Dummen sein … Rechnen Sie auf mich, meine Liebe.«
    Die Paloques erhoben sich, und Marthe verabschiedete sich von ihnen, wobei sie ihnen für ihre Aufopferung dankte. Als sie einen Augenblick auf dem Treppenabsatz stehenblieb, um den Besatz ihres Kleides, der sich zwischen dem Geländer und den Stufen verfangen hatte, herauszuziehen, hörte sie, wie die beiden hinter der Tür lebhaft redeten.
    »Sie holen dich, weil sie dich brauchen«, sagte der Richter mit kreischender Stimme. »Du wirst ihr Packesel sein.«
    »Bei Gott!« antwortete seine Frau. »Glaube mir, das werden sie mir bezahlen, genau wie alles übrige!«
    Als Marthe endlich nach Hause kam, war es fast acht Uhr. Mouret erwartete sie seit einer reichlichen halben Stunde, um sich zu Tisch zu setzen. Sie fürchtete irgendeinen häßlichen Auftritt. Als sie sich aber umgezogen hatte und herunterkam, traf sie ihren Mann dabei an, wie er rittlings auf einem umgedrehten Stuhl saß und mit den Fingerspitzen seelenruhig den Zapfenstreich auf dem Tischtuch trommelte. Er war schrecklich mit seinem Spott, seinen Neckereien aller Art.
    »Ich glaubte«, sagte er, »du würdest heute nacht in einem Beichtstuhl schlafen … Wenn du jetzt zur Kirche gehst, wird man mir Bescheid sagen müssen, damit ich außer Haus zu Abend esse, wenn du von den Pfarrern eingeladen wirst.«
    Während des ganzen Essens fand er Scherze in diesem Stil. Marthe litt viel mehr, als wenn er sie gescholten hätte. Zwei oder dreimal flehte sie ihn mit einem Blick an, bat sie ihn demütig, sie in Ruhe zu lassen. Aber das peitschte seinen Schwung nur noch auf. Octave und Désirée lachten. Serge schwieg und ergriff die Partei seiner Mutter. Beim Nachtisch kam Rose und sagte ganz außer sich, daß Herr Delangre da sei und Madame zu sprechen wünsche.
    »Ah! Du hast es auch mit den Behörden?« grinste Mouret mit seiner spöttelnden Miene.
    Marthe empfing den Bürgermeister im Salon. Der Bürgermeister, der sehr liebenswürdig, beinahe galant war, sagte zu ihr, daß er nicht den nächsten Tag habe abwarten wollen, um sie zu ihrer großherzigen Idee zu beglückwünschen. Seine Frau sei ein bißchen schüchtern; es sei unrecht von ihr gewesen, nicht auf der Stelle anzunehmen, und er käme, in ihrem Namen zu antworten, daß sie sich sehr geschmeichelt fühle, zu den Damen des Wohltätigkeitskomitees für das Marienwerk zu gehören. Was ihn betreffe, so beabsichtige er, zum Gelingen eines so nützlichen, so moralischen Vorhabens sein möglichstes beizutragen.
    Marthe geleitete ihn bis zur Haustür. Während Rose die Lampe hochhob, um auf den Bürgersteig zu leuchten, fügte der Bürgermeister hinzu:
    »Sagen Sie doch Herrn Abbé Faujas, ich wäre sehr glücklich, mit ihm zu sprechen, wenn er sich die Mühe machen wolle, bei mir vorbeizukommen. Da er ja eine Einrichtung dieser Art in Besançon gesehen hat, könnte er mir wertvolle Auskünfte geben. Ich möchte, daß die Stadt zumindest das Gebäude bezahlt. Auf Wiedersehen, gnädige Frau; meine besten Empfehlungen an den Herrn Gemahl, den ich nicht stören will.«
    Als

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