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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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dasitzen. Er stieß die Riegel der kleinen Pforte vor, vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, daß die Blätter sie genügend verbargen; dann kam er näher und sagte mit erstickter Stimme: »Ihr vergeßt unsere Abmachungen, ihr hattet mir versprochen, bei euch oben zu bleiben.«
    »Es ist zu heiß da oben«, erwiderte Olympe. »Wir begehen kein Verbrechen, wenn wir hierherkommen, um frische Luft zu atmen.«
    Der Priester war nahe daran, aufzubrausen; aber seine Schwester, die durch die Anstrengung, ihm zu widerstehen, ganz bleich geworden war, fügte in eigentümlichen Ton hinzu:
    »Schrei nicht; nebenan sind Leute, du könntest dir schaden.«
    Die Trouches lachten leise.
    Er sah sie an, faßte sich mit einer stummen und schrecklichen Gebärde an die Stirn.
    »Setz dich«, sagte Olympe. »Du willst eine Erklärung, nicht wahr? Nun, hier ist sie … Wir sind es überdrüssig, uns zu verkriechen. Du lebst hier wie die Made im Speck; das Haus gehört dir, der Garten gehört dir. Das ist um so besser; es macht uns Freude zu sehen, daß deine Angelegenheiten gut laufen; aber man darf uns deswegen nicht wie Habenichtse behandeln. Nie bist du so aufmerksam gewesen, mir eine Weintraube hinaufzubringen; du hast uns das garstigste Zimmer gegeben; du versteckst uns, du schämst dich unser, du sperrst uns ein, als ob wir die Pest hätten … Verstehst du, das kann so nicht weitergehen!«
    »Ich habe hier nichts zu sagen«, erwiderte Abbé Faujas. »Wendet euch an Herrn Mouret, wenn ihr den Besitz verwüsten wollt.«
    Die Trouches wechselten abermals ein Lächeln.
    »Wir fragen dich nicht nach deinen Angelegenheiten«, fuhr Olympe fort. »Wir wissen, was wir wissen, das genügt … All dies beweist, daß du kein gutes Herz hast. Glaubst du, wenn wir in deiner Stellung wären, würden wir dir nicht sagen, daß du deinen Teil nehmen sollst?«
    »Aber was wollt ihr schließlich von mir?« fragte der Abbé. »Bildet ihr euch etwa ein, ich schwimme im Golde? Ihr kennt mein Zimmer, ich bin schlechter mit Möbeln eingerichtet als ihr. Ich kann euch dieses Haus, das mir nicht gehört, doch nicht schenken.«
    Olympe zuckte die Achseln. Sie hieß ihren Mann, der antworten wollte, schweigen und sprach ruhig weiter:
    »Jeder richtet sich das Leben auf seine Art ein. Du könntest Millionen haben und würdest dir nicht einen Bettvorleger kaufen; du würdest dein Geld für irgendeine große dumme Sache ausgeben. Wir, wir machen es uns zu Hause gemütlich … Wage doch zu sagen, daß du nicht alles heute abend hättest, wenn du die schönsten Möbel des Hauses haben wolltest und die Wäsche und Vorräte und alles … Nun, ein guter Bruder hätte in diesem Fall schon längst an seine Verwandten gedacht; er ließe sie nicht im Dreck, wie du uns im Dreck läßt.«
    Abbé Faujas sah die Trouches unergründlich an. Sie schaukelten sich beide lässig auf ihren Stühlen.
    »Ihr seid undankbar«, sagte er nach kurzem Schweigen zu ihnen. »Ich habe bereits viel für euch getan. Wenn ihr heute was zu beißen habt, so verdankt ihr es mir; denn ich habe deine Briefe noch, Olympe, jene Briefe, in denen du mich anflehtest, euch aus dem Elend zu retten und nach Plassans kommen zu lassen. Jetzt, da ihr mit eurem gesicherten Dasein bei mir seid, stellt ihr neue Forderungen …«
    »Pah!« unterbrach Trouche grob. »Wenn Sie uns haben kommen lassen, so geschah das, weil Sie uns brauchten. Ich werde dafür bezahlt, daß ich bei niemand an schöne Gefühle glaube … Ich habe eben meine Frau sprechen lassen; aber die Frauen kommen nie zur Sache … Kurz gesagt, mein lieber Freund, es ist nicht recht von Ihnen, uns wie treue Doggen im Käfig zu halten, die man nur an Tagen der Gefahr herausläßt. Wir langweilen uns, wir werden am Ende noch Dummheiten anstellen. Lassen Sie uns ein bißchen Freiheit, zum Teufel! Da das Haus ja nicht Ihnen gehört und Sie die Annehmlichkeiten verschmähen, was kann es Ihnen da ausmachen, wenn wir uns nach unserem Belieben einrichten? Wir werden die Mauern schon nicht auffressen!«
    »Ganz richtig«, beharrte Olympe. »Man könnte rasend werden, immer unter Verschluß … Wir werden sehr nett zu dir sein. Du weißt, daß mein Mann nur auf einen Wink wartet … Geh deinen Weg, rechne auf uns; aber wir wollen imseren Anteil … Abgemacht, nicht wahr?«
    Abbé Faujas hatte den Kopf gesenkt, er blieb einen Augenblick schweigend sitzen; sich dann erhebend, sagte er, ohne direkt zu antworten:
    »Hört zu, wenn ihr jemals ein Hindernis

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