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Die Eroberung von Plassans - 4

Die Eroberung von Plassans - 4

Titel: Die Eroberung von Plassans - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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für mich werdet, so schwöre ich euch, daß ich euch in einen Winkel zurückschicke, wo ihr im Elend verrecken könnt.«
    Und er ging wieder hinauf, ließ sie unter dem Laubengang. Von diesem Augenblick an kamen die Trouches fast jeden Tag in den Garten hinunter; aber sie brachten dabei einige Zurückhaltung auf; zu den Stunden, in denen der Priester mit den Gesellschaften der benachbarten Gärten plauderte, vermieden sie es, sich dort einzufinden.
    In der folgenden Woche beklagte sich Olympe derart über das Zimmer, das sie bewohnte, daß Marthe ihr entgegenkommenderweise Serges Zimmer anbot, das frei geblieben war. Die Trouches behielten die beiden Räume. Sie schliefen im ehemaligen Zimmer des jungen Mannes, aus dem übrigens nicht ein Möbelstück fortgeschafft worden war, und machten aus dem anderen Raum eine Art Salon, für den Rose ihnen auf dem Boden alte, mit Samt bezogene Möbel ausfindig machte. Entzückt bestellte sich Olympe bei der besten Schneiderin von Plassans einen rosa Morgenrock. Mouret, der eines Abends nicht mehr daran dachte, daß Marthe ihn gefragt hatte, ob sie Serges Zimmer vermieten könne, war ganz überrascht, die Trouches darin vorzufinden. Er ging hinauf, um ein Messer zu holen, das der junge Mann in irgendeinem Schubfach liegengelassen haben mußte. Trouche schnitt sich mit diesem Messer gerade einen Spazierstock aus einem Birnbaumast zurecht, den er eben im Garten abgehauen hatte. Da entschuldigte sich Mouret und ging wieder hinunter.
     

Kapitel XIV
    Als Monsignore Rousselot bei der Fronleichnamsprozession auf dem Place de la SousPréfecture die Stufen des prächtigen Ruhealtars hinunterschritt, der durch Frau de Condamins Fürsorge errichtet worden war, und zwar unmittelbar gegenüber der Tür des kleinen Hauses, in dem sie wohnte, bemerkte man unter den Anwesenden mit Überraschung, daß der Kirchenfürst Abbé Faujas schroff den Rücken zukehrte.
    »Sieh mal einer an!« sagte Frau Rougon, die am Fenster ihres Salons stand. »Es gibt also Zwistigkeiten?«
    »Wußten Sie es nicht?« erwiderte Frau Paloque, die sich neben der alten Dame mit den Ellbogen aufstützte. »Seit gestern spricht man davon. Abbé Fenil ist in Gnaden wieder aufgenommen worden.«
    Herr de Condamin, der hinter den Damen stand, begann zu lachen Er hatte sich eiligst von Hause entfernt, wobei er sagte, daß »es dort nach Kirche stinkt«.
    »Na ja«, flüsterte er, »wenn Sie bei diesen Geschichten verweilen! – Der Bischof ist eine Wetterfahne, die sich dreht, sobald der Faujas oder der Fenil auf ihn einblast; heute der eine, morgen der andere. Sie haben sich mehr als zehnmal erzürnt und wieder versöhnt. Sie werden sehen, vor Ablauf von drei Tagen wird Faujas wieder das Schoßkind sein.«
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Frau Paloques. »Diesmal ist es ernst … Anscheinend zieht Abbé Faujas Monsignore große Unannehmlichkeiten zu. Er soll früher Predigten gehalten haben, die Roms Mißfallen erregten. Ich kann Ihnen das nicht lang und breit erklären. Kurzum, ich weiß, daß Monsignore vorwurfsvolle Briefe aus Rom bekommen hat, in denen man ihm bedeutete, auf der Hut zu sein … Es wird behauptet, Abbé Faujas sei ein politischer Agent.«
    »Wer behauptet das?« fragte Frau Rougon und blinzelte, als wolle sie der Prozession nachblicken, die sich in die Rue de la Banne hineinzog.
    »Ich habe es gehört, ich weiß nicht mehr«, sagte die Richtersfrau mit gleichgültiger Miene. Und sie zog sich zurück, indem sie versicherte, daß man vom Fenster nebenan besser sehe.
    Herr de Condamin nahm ihren Platz neben Frau Rougon ein und flüsterte dieser ins Ohr:
    »Ich habe sie schon zweimal zu Abbé Fenil gehen sehen; sie schmiedet bestimmt ein Komplott mit ihm … Abbé Faujas hat wohl auf diese Schlange getreten, und sie sucht ihn zu beißen … Wenn sie nicht so häßlich wäre, würde ich ihr den Dienst erweisen, sie davon in Kenntnis zu setzen, daß ihr Mann nie Präsident werden wird.«
    »Wieso? Ich verstehe nicht«, murmelte die alte Dame mit einfältiger Miene.
    Herr de Condamin sah sie neugierig an; dann begann er zu lachen.
    Die beiden letzten Gendarmen der Prozession waren gerade an der Ecke des Cours Sauvaire verschwunden. Nun traten die paar Leute, die Frau Rougon eingeladen hatte zuzusehen, wie der Ruhealtar eingeweiht wurde, in den Salon zurück, plauderten einen Augenblick über Monsignores Gewogenheit, über die neuen Banner der Kongregationen, vor allem über die jungen Mädchen des Marienwerkes,

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