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Die Erpresserin

Die Erpresserin

Titel: Die Erpresserin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schwach durchgebratenes Steak mit allem Drum und Dran,
trinkt sich einen Tüchtigen an — und damit hat sich die Sache.«
    »Und geht es ihr jetzt
einigermaßen gut?« fragte ich.
    »Klar.« Er nickte. »Gwen
kümmert sich um sie. Es gibt hier ein privates Hinterzimmer mit einer Couch.
Mrs. Bush hat in zwei Stunden ausgeschlafen und geht dann von hier weg, als ob
nichts geschehen sei.«
    »Ein Jammer«, sagte ich
höflich.
    »Sie besäuft sich eben einmal
die Woche.« Er zuckte die Schultern. »Es könnte weit schlimmer sein, Freund.«
    »Ich meine«, sagte ich
geduldig, »sie tut mir leid. Ich nehme an, sie ist eine Witwe und dazu eine
einsame.«
    »Sie ist keine Witwe«, brummte
er. »Sie ist geschieden. Und lebt noch immer mit dem dritten Beteiligten
zusammen; ich glaube, jeden Donnerstag wird ihr alles ein bißchen zuviel , und deshalb tütert sie sich einen an.«
    »Was ist mit diesem Burschen?
Vertrimmt er sie, oder was ist los?« fragte ich fasziniert.
    »Nee!« Der Kellner schüttelte
verächtlich den Kopf. »Ihr Alter pflegte das die ganze Zeit zu tun, aber dieser
Bursche ist der reine Prinz. Er hält Haus für sie, liegt ihr zu Füßen wie ein
Sklave.«
    »Warum also dieses
Donnerstag-Besäufnis?«
    »Ich denke mir, sie langweilt
sich«, sagte er leichthin. »Was sie möchte, ist, ihren Alten zurückhaben, um
ein bißchen Aufregung in ihrem Leben zu haben, wenn er sie zweimal die Woche zu
Boden boxt — aber sie weiß einfach nicht, wie sie es anstellen soll.« Er gähnte
lauthals. »Wollen Sie dieses Steak noch?«
    »Ich glaube nicht«, sagte ich
nervös. »Im Augenblick würde ich am liebsten hinausgehen und mir das Werk eines
dieser Treibholz-Abstrakten kaufen. Wenn ich schon Frauen nicht mehr verstehe,
vielleicht komme ich dafür nach einer Weile hinter abstraktes Treibholz.«
    Der Kellner ließ mir ein
mitfühlendes, wenn auch herablassendes Lächeln zukommen. »Hinter so was kommt
man nicht, Freund«, erklärte er hilfsbereit. »Das findet man hier am Strand
herumliegen!«
     
    Es war früh am Abend, als ich
nach Los Angeles zurückkehrte. Ich ließ den Wagen vor der Bar in West-Hollywood
stehen und trat in das düstere Innere. Der kleine, vertrocknete Mann saß allein
in der hinteren Nische, las die Abendzeitung und streckte sein steifes Bein
ungeschickt in die Gegend. Eine Flasche und ein Glas, beides halb voll, standen
vor ihm auf dem Tisch. Er blickte auf, als ich ihm gegenüber auf die Bank rutschte,
und nickte.
    »Die Kleine hat’s also
erwischt, was?« Er tippte leicht auf die Titelseite der Zeitung. »Ich sehe
gerade, sie klagen diesen Loomis wegen Mordes an.«
    Ich bestellte beim Kellner
einen Bourbon auf Eis, und er hörte auf, herumzulungern. Snells verwaschene
blaue Augen blickten mich eine Sekunde lang erwartungsvoll an, dann zuckte er
leicht die Schultern und hob sein Glas.
    »Sind Sie hierhergekommen, um
darüber zu sprechen, Holman?« fragte er. »Oder wollten Sie nur so zur
Gesellschaft einen heben?«
    »Beides«, sagte ich. »Und
nebenbei bin ich an ein wenig Information interessiert.«
    Der Kellner brachte meinen
Drink und verschwand wieder. Der mürrische, desinteressierte Ausdruck auf
seinem Gesicht paßte zum Rest der Bar, fand ich. Es war ein Ort, um zu trinken
— um sich zu betrinken —, und das war alles. Ein zeitweiliger Unterschlupf für
Leute, um ihre zerplatzten Träume in einen alkoholischen Nebel zu versenken.
Ein Hafen für ehemalige Größen wie Maxie Snell.
    »Als ich das letztemal hier war, sagten Sie mir, Clays Schwierigkeiten
und die seiner Tochter lägen irgendwo in diesem Monat, als er verschwunden war,
begründet, stimmt’s?«
    »Wirklich?« Erneut zuckte er
die Schultern. »Ich erinnere mich nicht, Holman. Das liegt eine Million Jahre
zurück.«
    »Und während dieses Monats hat
Clay Rawlings seinen Namen in Rankin verwandelt und in einem gemieteten Haus in
Carmel gewohnt«, sagte ich. »Er änderte seinen Namen in Rankin um und besorgte
sich eine neue Frau, die zu seinem neuen Namen paßte.«
    »Wenn jemand sich einen neuen
Namen zulegt, dann hat er vielleicht ganz einfach das Bedürfnis, sich auch eine
neue Frau zu besorgen.« Er nahm sein Glas und trank stetig, aber ohne
Begeisterung. »Weshalb zerbrechen Sie sich über diesen Quatsch den Kopf?«
    »Clay hatte sich keine neue
Frau zugelegt«, knurrte ich. »Er hat statt dessen eine alte aufgelesen. Ich
bekam von der Frau, die ihm das Haus vermietet hat, eine detaillierte
Beschreibung, und sie paßt auf

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