Die Erpresserin
Straße
rauf kann man die wunderbarsten Riesenpfannkuchen bekommen und — «
»Bitte, Mrs. Bush!« Ich
schauderte. »Sehe ich wie ein Elefant aus?«
»Ich dachte mir schon, daß
Ihnen das nicht zusagen würde«, murmelte sie. »Wie wär’s, wenn wir zwei
Häuserblocks weit zur Grillbar gingen?«
»Jetzt sprechen Sie schon eher
meine Sprache«, sagte ich vergnügt.
Etwa eine Viertelstunde später
goß sie sich den Inhalt ihres dritten Glases Gibson auf Eis in die Kehle, als
handle es sich um kalten Tee oder dergleichen, und lächelte mir zu.
»Das ist eine sehr hübsche
Abwechslung für mich, Mr. Holman. Meistens esse ich zum Lunch nur ein Sandwich
im Büro.«
»Und trinken heimlich ein paar
Schluck aus der Thermosflasche?« erkundigte ich mich.
»Werden Sie nicht ungezogen!«
Sie drohte mir vorwurfsvoll mit dem Zeigefinger. »In der Grundstücksmaklerbranche
muß man gewisse Geheimnisse gut bewahren.«
»Aber nicht, soweit sie Mrs.
Rankin betreffen?«
»Ich erinnere mich sehr gut an
sie«, sagte sie mit nachdenklicher Stimme. »Wir bekommen in der Saison alles
mögliche hierher, aber sie war einmalig!«
»In welcher Beziehung?«
»Ich erinnere mich, daß ich,
als sie in mein Büro hereinkam, sofort dachte, dies sei das erstemal ,
daß ich die leibhaftige Sünde vor mir sähe.«
»War sie sexy?«
»Das Wort sexy reicht nicht
aus, um ihr gerecht zu werden!« Mrs. Bush seufzte tief. »Selbst eine knochige
alte Hexe wie ich hat ihre Träume, Mr. Holman, und diese Rankin habe ich
wirklich beneidet!«
»Sie haben mir noch immer nicht
erzählt, wie sie ausgesehen hat«, brummte ich.
»Nein?« Sie hob flüchtig die Brauen.
»Ach, Sie wollen eine detaillierte Beschreibung haben? Nun, sie muß um die
fünfunddreißig herum gewesen sein, schätze ich. Dunkelhaarig, mit einer Art Garçonfrisur , und der aufreizendsten Figur, die ich je gesehen habe. Ihre Kleider waren absolut atemberaubend! Ich
wurde grün vor Neid, wenn ich sie bloß ansah!«
»Wie steht es mit ihrem Mann?«
»Den habe ich nie gesehen«,
sagte sie in bedauerndem Ton. »Dem, was Mrs. Rankin sagte, entnahm ich, daß er
irgendein überarbeiteter Wissenschaftler oder Ingenieur sei und daß er absolute
Ruhe und Stille brauche. Deshalb wollte sie auch irgendwo ein friedliches Haus,
das so abgelegen wie möglich war. Ich vermietete ihr das Haus der Whiteways — sie waren den Sommer über in Europa, und ich
hätte nie gedacht, daß ich diese irre Miete, die sie verlangten, für sie
bekommen würde — dreitausend für den Sommer! Aber diese Mrs. Rankin zahlte ohne
mit der Wimper zu zucken, und dann blieben sie nur für einen Monat.«
»Haben Sie irgend etwas von den
beiden zu sehen gekriegt, solange sie hier waren?«
»Ja, allerdings.« Sie blickte
ostentativ in ihr leeres Glas. »Wollen Sie jetzt schon bestellen, Mr. Holman,
oder haben wir noch Zeit für einen weiteren Drink?«
Ich ließ dem Kellner ein
Notsignal zukommen, und er erschien wenige Sekunden später mit einem doppelten
Gibson auf Eis.
»Danke, Clem«, sagte sie
leichthin. »Sagen Sie Charlie, wir wollten das Steak auf New Yorker Art schwach
gebraten — «, sie blickte mich an, » — ist es Ihnen recht, wenn ich für Sie
mitbestelle, Mr. Holman?«
»Großartig.«
»Gut! Ich glaube, ich möchte
einen gebackenen Idaho, grüne Erbsen und dazu Salat — mit italienischem
Dressing«, fuhr sie fort. »Das erspart mir, mir wegen des Abendessens den Kopf
zerbrechen zu müssen. Wie steht’s mit Ihnen, Mr. Holman?«
»Einfach das Steak und Salat«,
sagte ich schnell. »Und ein Bier dazu, glaube ich.«
»Für mich kein Bier«, sagte sie
entschieden. »Clem?« Sie tippte mit einem karmesinroten Fingernagel an ihr
Glas. »Wenn Sie ein größeres Glas nehmen würden, brächten Sie vielleicht zwei
von diesen hinein, ja?«
»Gewiß, Mrs. Bush.« Der Kellner
blickte sie bewundernd an. »Wollen Sie auch zwei Zwiebeln hinein haben?«
»Nein, nur eine!« Sie hob
entschlossen ihr Kinn. »Schließlich muß man sich irgendwann einmal beherrschen
können, nicht wahr?« Sie wartete, bis er gegangen war. »Wo waren wir
stehengeblieben? Ach ja — das Whitewaysche Haus. Nun,
zwei Wochen nachdem sie eingezogen waren, erhielt ich eine Beschwerde von den
nächsten Nachbarn — den Tuckers. Sie wohnen vierhundert Meter vom Whitewayschen Haus entfernt, aber da er ein schwaches Herz
und sie einen Liebhaber hat, nehme ich an, sie wissen beide ihren Frieden und
ihre Ruhe zu schätzen. Es war Mrs. Tucker, die
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