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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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Francesca drohte Monique in die Skischule zu schicken, weil das Kind nicht mehr mit fremden Erwachsenen ins Gespräch kommen sollte.
    Diesen Standpunkt teilte Charlie. Aber Monique war bitter enttäuscht. »In der Skischule ist es so langweilig«, klagte sie, und er erbot sich, mit ihr zu fahren. Schließlich hatte auf diese Weise ihre Freundschaft begonnen. Francesca meinte, ihre Tochter dürfe ihm nicht zur Last fallen. »Wollen Sie nicht lieber allein Ski laufen?«, fragte sie, und er bemerkte unwillkürlich, wie zauberhaft ihre grünen Augen leuchteten.
    »Sie fährt viel besser als ich, und ich kann kaum mithalten«, entgegnete er.
    »Stimmt nicht!«, protestierte Monique. »Ihr Stil ist einfach Spitze, Charlie.«
    »Besten Dank. Also wagen wir uns zusammen auf die Piste. Möchten Sie uns begleiten, Francesca? Oder wären wir Ihrer überragenden Klasse nicht gewachsen?« Er hatte sie noch nie Ski laufen sehen.
    »Sie fährt gar nicht so schlecht«, konstatierte Monique gönnerhaft, und alle drei lachten. Schließlich entschieden sie, an diesem Vormittag gemeinsam die schwierige Abfahrt zu bewältigen.
    Charlie schaute Francesca bewundernd nach, als sie den Hang hinabwedelte. Offenbar hatte ihr Pierre, der olympische Champion, einige Tricks beigebracht. Oder sie war schon vor der Begegnung mit ihrem Mann eine gute Skifahrerin gewesen. Jedenfalls brauchte sie sich nicht hinter ihrer tüchtigen Tochter zu verstecken, wenn sie auch nicht ganz so wagemutig nach unten raste. Mit ihrer anmutigen Eleganz zog sie viele Blicke auf sich.
    An der Talstation des Sessellifts angekommen, lobte Charlie: »Sie fahren fantastisch, Francesca.«
    »Vielen Dank für das Kompliment. In meiner Kindheit bin ich oft mit meinem Vater in Cortina Ski gelaufen. Leider war ich immer ein bisschen zu vorsichtig«, fügte sie hinzu, und Monique nickte vehement.
    Irgendwie gewann Charlie den Eindruck, Francesca würde viele verborgene Talente besitzen, und er bedauerte, dass sie nicht bereit war, diese Gaben mit ihm zu teilen. Aber er genoss ihre Gesellschaft an diesem Tag, und er freute sich, weil sie jetzt viel aufgeschlossener war als bei den unangenehmen ersten Begegnungen.
    Bei der letzten Abfahrt folgten sie Monique, Seite an Seite, und er dachte, ein unbeteiligter Beobachter müsste sie für eine Familie halten. Danach tranken sie im Restaurant neben der Talstation heiße Schokolade und aßen Kuchen. Monique sah etwas müde aus, aber Francesca strahlte über das ganze Gesicht, und ihre helle Haut hatte eine rosige Farbe angenommen. »Was für ein wundervoller Tag, Charlie, vielen Dank. Früher habe ich mich beschwert, weil man hier nicht so gut Ski fahren kann wie in Europa. Jetzt stört mich das nicht mehr, und es macht mir großen Spaß.«
    »Wenn Sie wollen, versuchen wir mal in Vermont unser Glück.«
    »Oh, das wäre großartig!« Lächelnd nahm sie einen Schluck Schokolade. Da sie an einem sehr kleinen Tisch saßen, spürte er ihre langen, schlanken Beine neben seinen, und ihre Nähe erregte ihn. Solche Emotionen hatte er seit der Trennung von Carole nicht mehr empfunden. In London hatten ihm ein paar Frauen Avancen gemacht, ohne Erfolg. Doch die scheue Francesca, so wie er ein gebranntes Kind, begann sein Herz zu erwärmen.
    Da er noch nicht nach Shelburne zurückkehren wollte, schlug er vor, sie könnten auf der Rückfahrt irgendwo anhalten und zu Abend essen. Prompt stimmte Monique zu, auch im Namen ihrer Mutter. Also verspeisten sie im Charlemont Inn köstliche warme Truthahnsandwiches mit Kartoffelpüree und unterhielten sich über verschiedene Themen, darunter auch Architektur. Wie sie feststellten, schwärmte Francesca ebenso wie Charlie für mittelalterliche Schlösser. Monique fielen bereits die Augen zu. Auf dem Weg zum Auto gähnte sie herzhaft und wäre gestolpert, hätte Charlie sie nicht festgehalten. Es war ein langer, wunderbarer Tag gewesen.
    Diesmal bat Francesca ihn in ihr Haus, als sie ausstiegen, und lud ihn zu einer Tasse Kaffee ein. Anscheinend glaubte sie, damit müsste sie sich für die Fahrt nach Charlemont revanchieren. »Erst mal will ich Monique ins Bett bringen«, flüsterte sie.
    Während sie mit dem Kind im Hintergrund des Hauses verschwand, wartete er im Wohnzimmer und musterte die reich bestückte Bücherwand. Hauptsächlich entdeckte er Werke über europäische Kunst und Geschichte, darunter ein paar interessante Erstausgaben.
    »Merken Sie jetzt, was für eine Leseratte ich bin?«, fragte

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