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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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wechselte, entspannte sie sich wieder. »Wollen wir am Samstag in Charlemont Ski fahren?«
    »O ja, Mommy, biiiiitte!«, flehte Monique, und ihre Mutter verdrehte die Augen.
    »Vermutlich haben Sie schon etwas anderes vor, Charlie, und ich müsste arbeiten …«
    »Es würde uns allen gut tun«, fiel er ihr sanft, aber entschieden ins Wort. Besonders nach dem letzten Nachmittag - nach Caroles schockierender Neuigkeit und Francescas bösen Erinnerungen. »Einen Tag dürfen wir uns zweifellos freinehmen.« Er selbst hatte ohnehin nichts zu tun, außer der Lektüre von Sarahs Tagebüchern. Schließlich gab sie sich geschlagen - nur zögernd, weil sie sich Charlie nicht verpflichten wollte. Sie fürchtete, er würde etwas erwarten, das sie ihm nicht geben konnte.
    »Einverstanden - nur für einen Tag.«
    Monique brach in lauten Jubel aus und begann von den »coolen« Abfahrten in Charlemont zu schwärmen. Amüsiert hörten die Erwachsenen ihr zu, und auf der Rückfahrt nach Shelburne Falls freuten sich alle drei auf den Samstag.
    Vor dem Domizil der Vironnets stieg Charlie mit ihnen aus. Ein Lattenzaun umgab das weiß gestrichene Holzhaus mit den grünen Fensterläden. Höflich bedankte sich Francesca für die Einladung. »Es hat mir wirklich Spaß gemacht«, fügte sie vorsichtig hinzu.
    »Mir auch!«, beteuerteMonique. »VielenDank, Charlie.«
    »Gern geschehen. Um wie viel Uhr soll ich Sie am Samstag abholen, Francesca?« Er hatte nicht vor, die beiden ins Haus zu begleiten, weil er instinktiv erkannte, damit würde er Francesca nur erschrecken.
    »Am besten um acht«, antwortete sie. »Dann sind wir um neun auf der Piste.«
    »Okay, bis dann.« Er beobachtete, wie sie die Tür hinter sich schlossen und Licht hinter den Fenstern aufflammte. Das kleine Haus wirkte sehr gemütlich. Auf der Fahrt zum Château fühlte er sich einsamer denn je. Neuerdings spielte er ständig die Rolle des Außenseiters - sah Francesca und Monique heimgehen, hörte Neuigkeiten über Carole und Simon - las Sarahs und François' Geschichte. Er gehörte zu niemandem mehr. Wieder einmal erkannte er, wie schmerzlich er darunter litt. Um sich von seinem Kummer abzulenken, beschloss er, Gladys Palmer zu besuchen. Erfreut über das unerwartete Wiedersehen, brühte sie Tee für ihn auf und bot ihm frisch gebackenen Lebkuchen an. »Nun, wie geht's dir im Château?«, fragte sie.
    Von Sarahs Tagebüchern hatte er ihr ja noch nichts erzählt. »Gut«, erwiderte er also in beiläufigem Ton und schilderte den Abend, den er mit Francesca und ihrer Tochter verbracht hatte.
    »Klingt viel versprechend«, meinte Gladys.
    »Mal sehen.« Nach der zweiten Tasse Tee verabschiedete er sich und fuhr zum Château. Das Gefühl der Einsamkeit hatte nachgelassen. Wann immer er Gladys traf, besserte sich seine Stimmung. Allmählich ersetzte sie ihm die verstorbene Mutter.
    Als er das Haus betrat, glaubte er im Oberstock ein Geräusch zu hören. Reglos blieb er stehen und lauschte hoffnungsvoll. Würde er leise Schritte vernehmen? Aber es rührte sich nichts, und er schaltete das Licht ein.
    Seinem Vorsatz treu, griff er an diesem Abend nicht nach den Tagebüchern. Er musste etwas Abstand von Sarah und François gewinnen, denn die beiden erschienen ihm viel zu real. Dauernd drängte es ihn, in jene Vergangenheit zurückzukehren. Das war ungesund.
    So begann er, einen Roman zu lesen, den er furchtbar langweilig fand, verglichen mit Sarahs Aufzeichnungen. Um zehn Uhr schlief er tief und fest. Nur ein einziges Mal öffnete er während der Nacht die Augen, weil das Knarren von Bodenbrettern in seinen Traum gedrungen war, und schaute sich um. Zwar im Halbschlaf, konnte er aber dennoch Sarahs Geist nirgendwo entdecken.
    Am Samstagmorgen fuhr er zum Haus der Vironnets. Inzwischen hatte er die Tagebücher nicht wieder angerührt. Unterwegs hielt er bei Gladys, um ihr ein Buch zu bringen. Sie tranken eine Tasse Tee, und sie freute sich, weil er mit Francesca und Monique Ski fahren würde. Natürlich wünschte sie, aus seiner Freundschaft mit der jungen Frau würde sich etwas mehr entwickeln, und hoffte, sie bald kennen zu lernen. Monique trug einen hellroten einteiligen Skianzug, und Francesca wirkte in ihrem Ensemble aus schwarzem Stretch sehr stilvoll. Bei ihrem Anblick überlegte Charlie, dass ihre Model-Karriere in Paris sicher erfolgreich verlaufen war. Gut gelaunt verfrachteten die beiden ihre Skier im Auto, und eine halbe Stunde später erreichten sie Charlemont.

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