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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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versuchen, mich trotzdem zu retten?«
    »Ob ich das kann, weiß ich nicht …« Jetzt klang ihre Stimme fast zärtlich, und er hätte sie am liebsten in die Arme genommen.
    »In letzter Zeit weiß ich nicht mehr, was ich denken soll, Francesca«, gestand er seufzend. »Über zehn Jahre lang war ich in der großen weiten Welt. Vor zehn Monaten hat Carole mich verlassen. Einerseits trauere ich ihr immer noch nach -und andrerseits rede ich mit Ihnen - und plötzlich erwachen Gefühle, die ich seit einer halben Ewigkeit nicht mehr empfunden habe. Das alles ist so verwirrend. Vielleicht werden wir ewig nur Freunde sein, und ich habe kein Recht auf was anderes. Es ist nur - Sie sollen wissen …« In dieser Minute fühlte er sich wie ein alberner Schuljunge. »Wie sehr ich Sie mag«, fügte er unsicher hinzu. Die Untertreibung des Jahres, dachte er. Er sprach nicht aus, welch tiefe Emotionen ihn wirklich ergriffen.
    »O Charlie, ich mag Sie auch. Aber ich will Ihnen nicht wehtun.«
    »Das wird nicht geschehen. Diese besondere Leistung wurde bereits von Experten vollbracht. In dieser Hinsicht sind Sie sicher ein Amateur.«
    »Genauso wie Sie, Charlie. Glauben Sie mir, ich weiß es zu schätzen, wie nett Sie zu uns waren. Sie sind wirklich ein guter Mensch.« Im Gegensatz zu Pierre. Das wusste sie. Fantasie hin, Fantasie her. Schamlos hatte er sie ausgenutzt und ihre Fairness missbraucht. So etwas würde ihr nie wieder ein Mann antun. »Können wir nicht einfach Freunde bleiben?«, fragte sie traurig, weil sie ihn nicht verlieren wollte.
    »Doch, sicher. Darf Ihr Freund Sie und Monique am Montag zum Dinner ausführen? Für morgen haben Sie mir schon einen Korb gegeben. Jetzt dürfen Sie nicht Nein sagen. Das erlaube ich nicht. Nur ein kleines Abendessen am Montag nach der Arbeit. Pizza in Shelburne Falls.«
    Dagegen konnte sie nichts einwenden, da er ihre Bedingung - eine rein freundschaftliche Beziehung - widerspruchslos akzeptierte. »Okay.«
    »Um sechs hole ich Sie ab.«
    »Einverstanden. Bis dann.«
    »Wenn ich noch mal einen Geist sehe, rufe ich Sie wieder an.« Es hatte sich gelohnt, das Telefonat zu riskieren. Ehe sie auflegen konnte, fügte er hastig hinzu: »Francesca?«
    »Ja?« Ihre Stimme klang ein wenig atemlos, und das gefiel ihm.
    »Vielen Dank …«
    Sie wusste, was er meinte. Lächelnd beendete sie das Gespräch. Wir sind einfach nur Freunde, sagte sie sich. Mehr nicht. Das versteht er. Tatsächlich?
    Zufrieden lehnte Charlie sich in seinem Sessel zurück. Sie war schwierig zu erobern. Doch es war der Mühe wert. Beglückt über seinen Erfolg, fühlte er sich wieder bereit, in Sarahs Tagebüchern zu lesen. Jetzt merkte er, wie sehr er diese Lektüre in der letzten Woche vermisst hatte. Nun musste er endlich herausfinden, wie es ihr weiterhin ergangen war. Er öffnete den schmalen Lederband. Beim Anblick der vertrauten Handschrift spürte er, wie sich sein Herz erwärmte.

17
    Getreu seinem Versprechen, ritt François im August wieder durch Shelburne und besuchte Sarah. Sie arbeitete gerade in ihrem Gemüsegarten und hörte die Hufschläge nicht. Auf leisen Sohlen, so wie gewohnt, näherte er sich, und plötzlich stand er neben ihr. Verwirrt schaute sie zu ihm auf, dann lächelte sie und verbarg ihre Freude nicht.
    »Wenn Sie sich noch einmal so lautlos an mich heranpirschen, hänge ich Ihnen eine Glocke um den Hals«, schimpfte sie mit gespielter Empörung. Im nächsten Augenblick erinnerte sie sich errötend an die Bärenkrallen und grünen Perlen und dankte ihm. Entzückt betrachtete er ihr gebräuntes Gesicht und den langen schwarzen Zopf. Jetzt sah sie beinahe wie eine Indianersquaw aus. Auf dem Weg zum Haus bemerkte er ihre stolze Haltung, die ihn an Crying Sparrow erinnerte. »Wo waren Sie in der Zwischenzeit?«, fragte sie, als sie beim Brunnen stehen blieb und François einen Becher mit kühlem Wasser reichte.
    »Bei meinen Brüdern in Kanada. Dort haben wir Handel mit den Huronen getrieben.« Seinen Aufenthalt in Washington und die ausführlichen politischen Diskussionen über die fortgesetzten Probleme mit den Miami-Indianern in Ohio erwähnte er nicht. Wie es Sarah inzwischen ergangen war, interessierte ihn viel mehr. Offensichtlich fühlte sie sich wohl in Shelburne. »Haben Sie Colonel Stockbridge in der Garnison besucht?«, erkundigte er sich im Konversationston.
    »Dafür fehlt mir die Zeit. In den letzten drei Wochen haben wir Tomaten und Kürbisse gepflanzt, und nun hoffen wir auf eine gute

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