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Die Erscheinung

Titel: Die Erscheinung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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er, weil sie endlich über etwas sprachen, das eine Barriere zwischen ihnen gebildet hatte, wie ein dunkles Geheimnis. Aber nichts an Sarah war dunkel - ihre ganze Gestalt schien aus hellem, heiterem Licht zu bestehen.
    »Einmal…«, erklärte Gladys wehmütig und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Ich war vierzehn, und ich konnte es nicht vergessen. Niemals habe ich eine schönere Frau gesehen. Sie stand im Salon und lächelte mich an. Dann verschwand sie im Garten. Ich lief hinaus und suchte sie, ohne Erfolg. Davon erzählte ich niemandem - nur meinem Sohn, viele Jahre später. Wahrscheinlich hat er mir nicht geglaubt. Er dachte, das wäre eine alberne Geistergeschichte - bis Sarah seiner Frau im Schlafzimmer des Châteaus begegnete und sie halb zu Tode erschreckte. Danach wollte Kathleen keine Sekunde länger im Haus bleiben. Offenbar spürte sie nicht, dass Sarah sie willkommen heißen wollte. So wie damals mich.
Mir
machte sie keine Angst, trotz meiner Jugend. Ganz im Gegenteil - ich wollte sie wiedersehen und war traurig, weil wir uns nicht mehr trafen.«
    Charlie wusste, was sie empfunden hatte, und nickte verständnisvoll. Nach dem ersten Schrecken hatte auch er gehofft, die schöne Countess würde ihm noch einmal begegnen. »Anfangs dachte ich, eine Nachbarin wollte mir einen Streich spielen, und suchte überall nach ihr - umsonst. Heute Morgen schaute ich sogar nach, ob sie Fußspuren im Schnee hinterlassen hatte. Aber ich fand keine. Und da erkannte ich, was geschehen war. Nicht einmal dir wollte ich davon erzählen - bis du mich dazu gedrängt hast. Im Grunde glaube ich nicht an solche Dinge …« Andererseits - wie sollte er sich die Erscheinung erklären?
    »Da du dich so brennend für ihre Geschichte interessierst, ahnte ich, dass sie dich aufsuchen würde. Um die Wahrheit zu gestehen, ich glaube auch nicht an so etwas. Es gibt zahllose Geschichten über Geister und Kobolde und Hexen. Das alles hielt ich stets für Humbug. Nur was Sarah betrifft, habe ich das seltsame Gefühl, sie würde wirklich existieren. Jedenfalls kam es mir so vor, damals im Salon.« Nachdenklich starrte Gladys vor sich hin. »Daran erinnere ich mich so deutlich, als wäre es gestern gewesen.«
    »Letzte Nacht gewann ich ebenfalls den Eindruck, sie müsste aus Fleisch und Blut bestehen, und ärgerte mich, weil jemand unbefugt in mein Haus eingedrungen war. Hätte ich bloß sofort erkannt, wer sie ist…« Vorwurfsvoll runzelte er die Stirn. »Du hättest mich warnen sollen.«
    Doch sie lachte nur, schüttelte den Kopf, und die neuen Ohrringe, auf die sie so stolz war, funkelten im Sonnenlicht. »Sei nicht albern! Du hättest mich für senil gehalten und womöglich in eine geschlossene Anstalt bringen lassen. Wär's andersrum gewesen - hättest
du
mich gewarnt? Wohl kaum.«
    Grinsend gab er ihr Recht. Eine solche Warnung hätte er nicht ernst genommen. »Und was wird nun geschehen? Glaubst du, sie kommt wieder?« Wahrscheinlich nicht, nachdem Gladys sie in ihren siebzig Lebensjahren nur ein einziges Mal gesehen hatte … Dieser Gedanke erfüllte ihn mit sonderbarer Trauer und Sehnsucht.
    »Keine Ahnung. Von diesen Dingen verstehe ich nicht viel.«
    »Ich auch nicht.« Egal wie - er musste Sarah unbedingt wieder begegnen. Das wollte er nicht einmal Gladys gestehen. Er fragte sich, warum ihn der Geist einer Frau, die im 18. Jahrhundert gestorben war, plötzlich so faszinierte.
    Während des restlichen Nachmittags sprachen sie über Sarah und François, und Gladys versuchte sich an alles zu erinnern, was sie über die beiden gehört hatte. Um vier Uhr verabschiedete sich Charlie.
    Als er durch die Stadt fuhr, beschloss er, Carole anzurufen, und hielt vor einem Münzfernsprecher. Seltsam - ein Weihnachtsfest ohne Carole … Seit diesem Morgen überlegte er pausenlos, ob er sie anrufen sollte. Wo sie sich aufhielt, wusste er nicht. Verbrachte sie mit ihrem neuen Lebensgefährten die Feiertage auf dem Land? Nun, es würde sich vielleicht lohnen, Simons Nummer zu wählen. In England war es jetzt neun Uhr. Selbst wenn die beiden ausgegangen waren, könnten sie um diese Zeit nach Hause gekommen sein.
    Nach dem fünften Läuten meldete sich Carole. Ihre Stimme klang atemlos, so als wäre sie eine Treppe heraufgelaufen. Zunächst versagte seine Stimme, und sie fragte noch einmal: »Hallo?« Nun hörte sie die knisternden Nebengeräusche in der Fernleitung. Die Verbindung war nicht besonders gut.
    »Hi, ich bin's - ich wollte dir nur

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