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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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und sah zu meinem Dad. Mit dem breitesten Grinsen aller Zeiten.
    Ein Flugzeug. In unserem Keller.
     
    Willkommen an Bord von Qantas-Flug 123. Hier spricht Ihr Captain.
    Zugegeben, wir starrten beim Fliegen die ganze Zeit an die hellgrüne Wand, aber Herrgott, wir flogen. Und wie wir flogen. Wir flogen um die ganze Welt. Wir flogen nach China und Frankreich, und ich drehte an den Knöpfen und sagte: Verehrte Fluggäste, wir durchfliegen gleich einige leichte Turbulenzen. Als wir die Turbulenzen hinter uns gelassen hatten, stand Onkel Thoby auf und steuerte auf den Getränkewagen zu. Mein Dad sagte: Alles außer London. Als Onkel Thoby den Gang entlangging, tat er so, als würde er das Gleichgewicht verlieren. Immer schön waagerecht halten, Airbus 320.
    Das hier ist eine 747.
    Wie bitte. Soll das heißen, sie hat zwei Decks.
    Jawoll!
    Wir bauen aber nicht das ganze Haus zu einem Flugzeug um, sagte mein Dad, der in 1C saß und den Telegram las.
    Onkel Thoby in 1D nippte an seinem Getränk.
    Ich schaltete das Bitte-anschnallen-Zeichen ein.
    Keine Reaktion.
    Ich habe gerade das Bitte-anschnallen-Zeichen eingeschaltet.
    Oh.
    Daran müssen wir noch arbeiten, sagte Onkel Thoby und legte seinen Sicherheitsgurt an.
    Manchmal wollte ich lieber Passagier sein, und dann übernahmen mein Dad und Onkel Thoby die Pilotenkanzel. Wenn mein Dad am Steuer saß, flogen wir an Orte wie Ouagadoudou, Shanghai und Dubai. Wenn Onkel Thoby am Steuer saß, flogen wir normalerweise nach Corner Brook.
    Seit wann fliegt Qantas nach Corner Brook.
    Seit die Australier massenhaft in dieses wunderhübsche Städtchen auswandern.
    Aha. Okay.
    Nur nach England flogen wir nie.
    Wenn mein Dad und Onkel Thoby flogen, ging es an Bord zumeist etwas aufregender zu, weil sie mehr Flugerfahrung hatten und sich allerlei (Beinahe-)Katastrophen einfallen ließen. Während es bei mir immer nur zu a) Turbulenzen oder b) Fahrwerksfehlfunktionen kam.
    Wenn mein Dad flog, verloren wir oft an Höhe. Aus rätselhaften Gründen. Mist, wir verlieren schon wieder an Höhe.
    Was du nur immer mit der Höhe hast, sagte Onkel Thoby und legte einen Schalter um.
    Ich lasse jetzt Treibstoff ab.
    Von wegen.
    Doch.
    Nein.
    Ins offene Meer. Es geht leider nicht anders. Pardon, liebe Meeresorganismen.
    Ach du Scheiße.
     
    An nur drei Plätzen waren die Klapptische intakt. Ich saß grundsätzlich auf einem Platz mit Klapptisch. Damit ich ihn immer wieder hoch- und runterklappen konnte. Bis zum Erbrechen. Apropos: Manchmal aßen wir auch im Keller. Dann saßen wir zu dritt in der Kabine, und das Cockpit blieb leer.
    Was für ein widerlicher Flugzeugfraß. Darf ich um die Kotztüte bitten.
    He.
    Wer fliegt diese Maschine eigentlich!, fragte mein Dad mit einem Mal und sprang auf. Mein Gott, wer fliegt diese Maschine.
    Großes Gelächter.
    Die Flugzeugabsturzträume hörten auf.
     
    Vor jedem Flug verlud Onkel Thoby unser Gepäck. Der Frachtraum befand sich unter seinem Bett. Jeder durfte nur ein Gepäckstück mitnehmen. Ich brachte normalerweise Wedge in seiner Kugel mit, der unweigerlich aus dem Frachtraum kullerte, wobei er mit den Händchen fuchtelte, als seien wir in höchster Not. Alles raus hier!
    Mein Gepäck ist verloren gegangen, sagte ich und wandte den Kopf.
    Wenn wir ihm doch nur beibringen könnten, den Getränkewagen zu schieben, sagte Onkel Thoby.
    Wenn Onkel Thoby flog, herrschte meistens dichter Nebel. Die Sicht ist schlecht, sagte er dann. Man sieht die Hand vor Augen nicht. Ich warte auf die Landegenehmigung vom Tower. Der Boden könnte sonstwo sein. Womöglich müssen wir umkehren und nach St. John’s zurückfliegen. Ja, ich glaube, wir müssen nach St. John’s zurück. Aus Corner Brook wird heute nichts. Aber ein Rundflug ist zur Abwechslung ja auch ganz schön.
    Lass mich fliegen, sagte mein Dad dann.
    Nein.
    Doch.
    Nein.
    Ein Knuff gegen die Schulter.
    Rauch im Cockpit, sagte mein Dad. Riecht ihr das auch. Schnupper. Ja. Das hat nichts Gutes zu bedeuten. Wir müssen landen. Auf der Stelle.
    Hast du das Pferd auf der Rollbahn gesehen, fragte ich meinen Copiloten Thoby.
    Nein. Ich war gerade mit den Instrumenten beschäftigt.
    Auf der Rollbahn stand ein schwarzes Pferd.
    Er warf mir einen skeptischen Blick zu. Das hört sich aber gar nicht gut an, Captain Oddly.
    Ich zwinkerte ihm zu. Halbsowild.
     
    Mit der Zeit bauten wir das Flugzeug immer weiter aus. Das Cockpit bekam eine neue Beleuchtung. Ich flog gern im Dunkeln. Ovale Fenster mit einem Sonnenuntergang

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