Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
Vom Netzwerk:
unheimlich süß aus, wenn er so auf einen zugekullert kam, mit den Händen fuchtelte und sich über die Badewanne beschwerte. Wenn man es recht bedenkt, war seine Plastikkugel ein transportables Zimmer. Ich wollte, ich hätte auch so eine Plastikkugel. Dann könnte ich gegen die Wände kullern, ohne mir wehzutun. Das Einzige, woran ich mir wehtun könnte, wären Treppen.
    Onkel Thoby gab mir den Ballon, und ich fragte ihn, mit Wedges Stimme, warum er jetzt im Civil Manor wohne.
    Einer muss doch hier wohnen, quiekte er.
    Warum, quiekte ich zurück. Zu Hause ist doch genug Platz.
    Nein. Denk nur an die arme Doreen. Einer muss doch hier wohnen.
    Ich hätte da ein paar Fragen.
    Schieß los.
    Ich nahm noch einen Zug aus dem Ballon. Wie ist Doreen eigentlich so.
    Ich habe nicht den leisesten Schimmer.
    Okay, hier kommt meine eigentliche Frage. Bist du bereit. Bist du meinetwegen aus Wednesday Place Nummer 3 ausgezogen. Oder wegen Toff und Großmutter . Sag wegen Toff und Großmutter.
    Onkel Thoby wurde ernst. Weder noch.
    Ich glaube doch.
    Nein, Liebes. Seine Mäusestimme verflüchtigte sich. Es klang furchtbar traurig.
    Willst du noch. Ich hielt ihm den Ballon hin.
    Danke.
    Bist du ausgezogen, weil Großmutter und Toff très méchants zu dir waren.
    Sie waren nicht gemein zu mir.
    Ich nickte.
    Was will mir dieses Nicken sagen.
    Dass sie wohl gemein waren zu dir.
    Es regnete gegen das Fenster. Platsch. Als hätten Toff und Großmutter den Regen geschickt.
    Sie machen sich Sorgen, sagte Onkel Thoby schließlich.
    Wieso.
    Sie denken, ich liege deinem Dad auf der Tasche.
    Hä.
    Weil ich keine Arbeit habe.
    Na und. Ich doch auch nicht. Oder Doreen.
    Er lächelte.
    Pfff, machte ich. So’n Quatsch. Warum kann Toff denn nicht ins Civil Manor ziehen. Die Decke hat genau dieselbe Farbe wie sein Bart.
    Weil Toff Gast ist, seufzte er.
    Und Gäste wohnen in Hotels. Dazu sind Hotels schließlich da .
    Oddly.
    Er ist ein blöder Umweltverschmutzer.
    Onkel Thoby zog die Augenbrauen noch höher als sonst.
    Na schön. Weiter im Text. Ich weiß, dass du dans les environs bist. Aber environs . Was heißt das eigentlich.
    In der Nähe. Weiter nichts.
    Ich weiß, was es heißt.
    Onkel Thobys Stimme klang jetzt wieder ganz erwachsen. Weißt du noch, wie ich vom Gästezimmer in den Keller umgezogen bin. Du hast gejammert, das wäre viel zu weit weg. Weißt du noch, was ich darauf gesagt habe. Ich habe gesagt: Alle Zimmer im Haus sind über Heizungsschlitze miteinander verbunden, wie durch Geheimgänge. Dein Zimmer ist mit meinem verbunden. Mein Zimmer mit dem von deinem Dad. Und das von deinem Dad wieder mit deinem. Das musst du immer im Hinterkopf behalten, sagte er.
    Ich nickte. Der Gedanke gefiel mir. Es war einer der schönsten Gedanken in meinem Hinterkopf.
    Gut. Also, das mit den Geheimgängen gilt nach wie vor. Egal ob ich im Keller wohne. Oder im Civil Manor.
    Er zeichnete mit der Fingerspitze ein Dreieck auf den Tisch. Zwischen deinem und meinem Zimmer und dem Zimmer von deinem Dad. Geheimgänge.
    Platsch, machte der Regen.
    Sie wollen, dass du mit ihnen nach England zurückgehst, stimmt’s.
    Er lehnte sich zurück. Sie würden wahrscheinlich nicht Nein sagen, wenn ich mit ihnen nach England zurückginge.
    Mich packte die Wut. Diese Schweine.
    Aber ich würde Nein sagen, verkündete ich. Ich sage Nein.
     
    Er brachte mich rechtzeitig zum Abendessen nach Hause. Er hatte sich eine kleine Tragevorrichtung für Wedges Kugel ausgedacht. Man nimmt ein Handtuch, setzt Wedge genau in die Mitte und verknotet die vier Handtuchzipfel. Ta-tah. Eine atmungsaktive Tasche.
    Es regnete noch immer. Onkel Thoby trug seinen grünen Regenmantel, der dieselbe Farbe hatte wie die Flechten auf den Steinen. Er nannte ihn seinen Chlorophyll-Mantel. Onkel Thoby mochte Grün. Er hatte den ganzen Keller eisbergsalatfarben gestrichen, und durch das Grün schimmerte ein Sonnenuntergang. Eines Abends hatte er an der Küchenspüle gestanden, ein Salatblatt hochgehalten und gesagt: In dieser Farbe streiche ich die Wände.
    Jetzt qualmte Toff die Wände braun.
    Komm vom Ufer weg, Oddly.
    Wir gingen am Wednesday Pond entlang auf unser Haus zu.
    Den ganzen Weg hatte ich versucht, ihn zu triezen, ihn dazu zu bringen, etwas Gemeines über Toff und Großmutter zu sagen. Ohne Erfolg. Er sagte nur immer wieder, sie machten sich Sorgen seinetwegen. Und das war nicht gemein. Sondern nett.
    Aber ich konnte mir weder vorstellen, dass Toff und Großmuter sich Sorgen machten,

Weitere Kostenlose Bücher