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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Grant
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muss langsam und nicht schnell vom Himmel fallen. Tut mir leid. Verzeihung. Kommt nicht wieder vor. Ich musste nur rasch meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Lassen Sie mich in die Waagerechte zurückfinden. Worauf das Flugzeug in die Waagerechte zurückfand. Lassen Sie mich langsam sinken. Worauf wir langsam sanken. Immer und immer langsamer. In Zeitlupe näherte sich unser Zuhause. Wir stiegen aus. Ganz wacklig und mit weichen Knien schwankten wir über festen Boden. Mein Dad trug mich zum Wagen auf dem Langzeitparkplatz. Unser Zuhause hüllte sich in leuchtend weißen Nebel. Ich kniff die Augen zusammen. Ich roch Meer. Ich roch Stein. Ich roch kleine Bäume, die wie Kraut und Rüben durcheinanderstanden.
    Keine Bienen mit Sonnenbrillen. Keine Mörder. Ich schaute in den Himmel. Was war dort oben bloß geschehen.
    Kaum hatte mein Dad mich abgesetzt, flitzte ich zum Auto und küsste es zwischen die Augen.
    Komm, alte Zimtzicke, steig ein.
    Nie wieder Langzeitparken, flüsterte ich.
    Ein paar Wochen später nahmen wir Wedge aus dem Labor mit nach Hause. Ich wollte Wedge ewiges Leben schenken, und dazu konnte mein Dad einfach nicht Nein sagen.
     
    O nkel Thoby sitzt mit Toff auf der Veranda. Ich höre ihre Flüsterstimmen. Mit Großmutter stimmt irgendwas nicht. Sie ist gestürzt. Ein böser Unfall. Toff hat einen Anruf bekommen, und jetzt spricht er mit Onkel Thoby. Ich lehne mich aus der Haustür. Ich habe dir ein Clint gerufen.
    Wie bitte, sagt Toff.
    Ich habe dir gerade ein Taxi gerufen. Mach dich fertig. Es ist gleich da.
    Oddly, das ist eine ernste …
    Ihr habt zwei Minuten Zeit. Kommt zum Schluss.
    Ich gehe wieder rein.
    Toff verlässt den Leichenschmus als Letzter. Warum unterhalten sie sich draußen. Entweder weil ich ihr Gespräch nicht mithören soll, oder weil Toff ohne Zigarette nicht klar denken kann. Wahrscheinlich beides. Sollte ich mir wegen Großmutter Sorgen machen. Vermutlich, aber damit kann ich leider nicht dienen.
    Sie ist todtraurig, sagt Onkel Thoby jetzt zweifellos zu Toff.
    Und Toff beklagt sich zweifellos darüber, dass ich nicht halb so traurig sei, wie es Großmutter gebühre, schließlich hätte ich den Mann von Christmatech schamlos belogen, wie er zufällig mitbekommen habe. Je. Nun.
    Toff fliegt morgen nach Hause. Zurück ins enge Land. Eigentlich wollte er noch zwei Tage länger bleiben, aber Großmutters Sturz hat ihn bewogen, seine Abreise vorzuziehen.
    Ich falle fast um vor Müdigkeit. Wann habe ich eigentlich das letzte Mal gelegen. Ich nehme die Treppe ins Visier. Oben steht ein Bett mit meinem Namen darauf. Aber oben ist auch das leere Zimmer von meinem Dad. Ob ich schon so weit bin, das Parterre zu verlassen. Ich marschiere seit Tagen im Kreis – Küche, Wohnzimmer, Badezimmer, Flur. Höchste Zeit, neue Wege zu gehen. Oder nach oben.
    An der Wand, auf halber Höhe der Treppe, hängt ein süßes Bild von mir mit einem Fünf-Dollar-Schein über den Augen. Damals dachte ich, ich sei die Queen, dabei bin ich in Wahrheit Wilfrid Laurier. Onkel Thoby hat das Bild gemacht. Es war Weihnachten, und wir hatten uns gerade die Ansprache der Queen angeschaut, bei der mein Dad immer kichern musste und ich Chawles und Flip sagte und ein Diadem aus Alufolie bastelte. An besagtem Weihnachtsfest kam ich auf die Idee, mir eine Queen-Elizabeth-Maske aus Geldscheinen zu basteln. Mein Dad nannte mich ständig Wilfrid, und ich kapierte nicht, warum, bis er mich darauf hinwies, dass die Queen keineswegs auf allen Geldscheinen abgebildet sei. Echt nicht! Nein. Aber ich konnte zwischen der Queen und Wilfrid Laurier, ehrlich gesagt, keinen nennenswerten Unterschied feststellen. Die sehen doch genau gleich aus, sagte ich.
    Nicht ganz, sagte Onkel Thoby.
    Ich bin auf halber Höhe der Treppe angelangt. Ich nehme das Bild von der Wand und setze mich auf eine Stufe. Nach einer Weile spüre ich, wie die Veranda erzittert. Jemand macht den Abgang. Hoffentlich der Richtige.
    Langsam gleite ich auf dem Hinterteil treppab. Werfe einen verstohlenen Blick durch die Fliegentür. Onkel Thoby steht auf der Veranda. Ein Wagen fährt davon. Die Scheinwerfer strahlen ihn an. Er hebt die Hand. Als der Wagen weg ist, beugt er sich über das Geländer, als ob ihm übel wäre. Ist ihm übel. Er ist ohne Bitte-hier-hinein-Kotztüte.
    Aber nein, ihm ist nicht übel. Er stützt sich auf das Geländer. Mir sinkt das Herz in die Kniekehlen. Gluckgluck, weg ist es. Hoch mit dir. Und raus auf die Veranda.
    Als wir

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