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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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dann faltete er sie ordentlich, so dass nur noch das winzige Schwarz-Weiß-Foto eines haarigen Mannes mit Brille zu sehen war.
    »Kennst du den Typen hier?«, fragte Hassan.
    Colin kniff die Augen zusammen und dachte einen Moment nach. »Nicht persönlich, aber er heißt Gil Stabel, und er ist Vorstandsvorsitzender eines Unternehmens namens Fortiscom.«
    »Gute Arbeit. Nur dass er nicht Vorstandsvorsitzender von Fortiscom ist.«
    »Doch, ist er«, sagte Colin voller Zuversicht.
    »Nein, ist er nicht. Er ist überhaupt kein Vorstandsvorsitzender mehr. Er ist tot.« Hassan faltete die Zeitung auseinander, und Colin beugte sich vor, um die Schlagzeile zu lesen: VORSTANDSVORSITZENDER VON FORTISCOM KOMMT BEI FLUGZEUGABSTURZ UMS LEBEN.
    » KranialKidz! «, rief Hollis triumphierend.
    Colin zog die Brauen hoch. Dann seufzte er. Keiner sah sich diese Show an. Die Einschaltquote lag bei 0,0. Eine ganze Staffel war bereits gelaufen, und unter den drei Millionen Einwohnern von Chicago hatte keine Menschenseele ihn je wiedererkannt. Und dann, hier in Gutshot, Tennessee …
    »Ach du liebe Zeit!«, rief Hollis. »Wie bist du denn ausgerechnet hier gelandet?«
    Colin, dem das Gefühl der Berühmtheit die Röte ins Gesicht trieb, dachte nach, dann erklärte er: »Ich hatte einen kleinen Zusammenbruch und brauchte Tapetenwechsel; dann sind wir losgefahren, ohne Ziel; dann haben wir das Schild mit dem Erzherzog gesehen; dann bin ich auf den Kopf gefallen; dann hatte ich ein Heureka-Erlebnis; dann haben wir Lindseys Freunde kennengelernt; und jetzt wollen wir in die nächste Bibliothek, aber wir sind noch nicht weitergefahren.«
    Hollis beugte sich vor und sah sich sein Pflaster an. Dann lächelte sie und griff ihm in die Locken und kraulte ihm den Kopf, als wäre sie seine Tante und er wäre sieben und hätte gerade etwas besonders Niedliches gesagt.
    »So bald werdet ihr nicht weiterfahren«, sagte sie, »weil ich euch erst mal was Warmes zum Abendessen koche.«
    Hassan klatschte in die Hände. »Ich habe Hunger.«
    »Mach zu, Lindy.« Lindsey rollte die Augen und kam langsam hinter der Kasse hervor. »Du fährst mit Colin, damit er sich nicht verfährt, und ich nehme – wie heißt du noch mal?«
    »Ich bin kein Terrorist«, sagte Hassan statt einer Antwort.
    »Ach, das ist eine gute Nachricht.« Hollis lächelte.
     
    Hollis fuhr einen nagelneuen Pick-up-Truck in grellem Pink, und Colin fuhr mit Lindsey auf dem Beifahrersitz in Satans Leichenwagen hinterher. »Schickes Auto«, sagte sie sarkastisch.
    Colin antwortete nicht. Er mochte Lindsey Lee Wells, aber manchmal hatte er das Gefühl, sie wollte ihm einen Bären aufbinden. 27 Das gleiche Problem hatte er mit Hassan. »Danke, dass du nichts verraten hast, als ich Pierre war und Hassan Salinger.«
    »Bitte. War auch ganz lustig. Außerdem war Colin irgendwie ätzend und brauchte einen Tritt in den Hintern.«
    »Verstehe«, antwortete Colin. Diese Antwort hatte er sich angewöhnt, wenn ihm keine Antwort einfiel.
    »Also«, sagte sie. »Du bist ein Genie?«
    »Ich war mal ein Wunderkind.«
    »Was kannst du, außer dass du schon alles weißt?«
    »Hm. Sprachen. Wortspiele. Gemeinplätze. Nichts, was nützlich ist.«
    Er spürte ihren Blick. »Sprachen sind nützlich. Welche sprichst du?«
    »In elf bin ich ganz gut. Deutsch, Französisch, Latein, Griechisch, Niederländisch, Arabisch, Spanisch, Russisch …«
    »Schon gut«, unterbrach sie ihn. »Ich glaube, mia madre pensa che tu mi fai del bene«, 28 sagte sie. »Deswegen sitzen wir hier zusammen im Auto.«
    » Perché lo pensa? « 29
    »Na gut, jetzt wissen wir, dass wir beide Italienisch können. Sie hängt mir ständig in den Ohren, dass ich auf die Uni soll und, keine Ahnung, Ärztin werden oder so was. Ich will aber nicht. Ich bleibe hier. Meine Entscheidung steht fest. Deswegen, glaube ich, will sie, dass du mich inspirierst oder so was.«
    »Ärzte verdienen mehr Geld als Sanitäter in der Ausbildung.«
    »Okay, aber ich brauche kein Geld.« Sie schwieg, und der Wagen rumpelte vor sich hin. Irgendwann sah er zu ihr rüber. »Ich brauche mein Leben«, erklärte sie, »und es ist gut, und es ist hier. Außerdem gehe ich vielleicht auf die Dorf-Uni in Bradford, nur damit Hollis mich in Ruhe lässt, aber das war’s dann auch.« Die Straße machte eine scharfe Rechtskurve um eine Böschung, und hinter ein paar Bäumen tauchte ein Städtchen auf. Kleine, hübsch instand gehaltene Häuser säumten die Straße. Fast jedes hatte

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