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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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eine Veranda, und viele der Bewohner saßen draußen, obwohl eine mörderische Hitze herrschte. An der Hauptstraße fiel Colin ein relativ neues Gebäude auf, eine Mischung aus Tankstelle, Schnellimbiss, Frisörladen und Postamt, etwa in der Größe eines begehbaren Kleiderschranks. Lindsey zeigte aus dem Fenster auf der Fahrerseite hinaus auf die Felder. »Da draußen steht die Fabrik.« In mittlerer Entfernung entdeckte Colin eine Gruppe niedriger Gebäude. Eigentlich sah es gar nicht aus wie eine Fabrik. Es gab keine emporragenden Silos, keine Schlote, aus denen kohlenmonoxidschwangere Wolken quollen – nur ein paar Hallen, die ihn vage an Flugzeughangars erinnerten.
    »Was wird dort produziert?«, fragte Colin.
    »Arbeitsstellen. Alle guten Jobs, die es hier in der Stadt noch gibt. 1917 hat mein Urgroßvater die Fabrik gegründet.« Colin nahm den Fuß vom Gas, dann blieb er am Bürgersteig stehen, um einen Geländewagen vorbeizulassen. Lindsey und er blickten zur Fabrik hinaus.
    »Okay, aber was wird produziert?«, fragte er.
    »Du wirst mich auslachen.«
    »Ich lache nicht.«
    »Schwöre, dass du nicht lachst«, sagte sie.
    »Ich schwöre.«
    »Es ist eine Textilfabrik. Heutzutage stellen wir hauptsächlich … Tamponfäden her.«
    Colin lachte nicht. Er dachte: Tampons haben Fäden? Warum? Von all den großen Geheimnissen des Universums – Gott, der Sinn des Lebens usw. – wusste er von Tampons am allerwenigsten. Tampons waren für Colin so etwas Ähnliches wie Grizzlybären: Er hatte von ihrer Existenz gehört, aber er war noch keinem von ihnen in freier Wildbahn begegnet und hatte auch kein großes Verlangen danach.
    Anstatt zu lachen, wurde Colin still. Er folgte Hollis’ pinkfarbenem Truck eine steile frisch asphaltierte Straße hinauf, die dem alten Motor des Leichenwagens schwer zu schaffen machte. Irgendwann stellte er fest, dass es sich in Wirklichkeit um eine lange Auffahrt handelte, die zu der größten Privatvilla führte, die Colin je mit eigenen Augen gesehen hatte. Abgesehen von ihrer Größe war die Villa in knalligem, poppigem, schreiendem Fuchsiapink gestrichen. Sie blieben vor der Haustür stehen. Colin starrte die Villa ungläubig an, bis Lindsey ihn in den Arm pikste. Achselzuckend sagte sie: »Ist nicht die Welt, aber es ist mein Zuhause.«
    Eine breite Freitreppe führte zu einer von Säulen umrahmten Veranda hinauf. Hollis ging voraus, und nach ihr betraten Colin und Hassan ein saalartiges Wohnzimmer mit einer Couch, die so lang war, dass sie sich beide der Länge nach darauf ausstrecken hätten können, ohne einander zu berühren. »Fühlt euch wie zu Hause. Lindsey und ich sind in der Küche und kümmern uns ums Essen.«
    »Du schaffst das schon allein«, entgegnete Lindsey, an den Türrahmen gelehnt.
    »Vielleicht, aber so weit wird es nicht kommen.«
    Als Hollis und Lindsey verschwunden waren, ließ sich Hassan aufs Sofa fallen. »Mann, diese Hollis ist echt eine Marke. Auf dem Weg hierher hat sie erzählt, dass ihr eine Fabrik gehört, die Tamponfäden herstellt.« Colin konnte immer noch nichts Witziges daran finden.
    »Wusstest du«, sagte er stattdessen, »dass Jayne Mansfield, die Schauspielerin, auch in einer rosaroten Villa gelebt hat?« Er schlenderte durch das Wohnzimmer, las die Titel von Hollis’ Büchern im Regal und sah sich die gerahmten Fotos an. Dann blieb sein Blick an einem Bild auf dem Kaminsims hängen, und er ging hinüber, um es sich näher anzusehen. Hollis, etwas jünger, etwas schlanker, vor den Niagarafällen. Neben ihr stand ein Mädchen, das ein bisschen aussah wie Lindsey Lee Wells, nur dass sie einen schwarzen Regenmantel über einem zerrissenen alten T-Shirt mit der Aufschrift »blink-182« trug. Ihre Augen waren mit dickem schwarzem Eyeliner umrahmt, der bis zu den Schläfen ging, und sie trug enge, schwarze, löchrige Jeans und auf Hochglanz polierte Doc Martens. »Hat sie eine Schwester?«, fragte Colin.
    »Was?«
    »Lindsey«, sagte Colin. »Komm rüber und sieh dir das an.«
    Hassan stellte sich neben ihn, warf einen kurzen Blick auf das Foto und erklärte: »Das ist der peinlichste Goth-Versuch, den ich je gesehen habe. Goths stehen nicht auf blink-182. Mann, das weiß ja sogar ich.«
    »Mögt ihr grüne Bohnen?«, fragte Lindsey, und erst da merkte Colin, dass sie hinter ihnen stand.
    »Ist das deine Schwester?«, fragte Colin.
    »Nee«, sagte sie zu Colin. »Ich bin Einzelkind. Hast du nicht gemerkt, wie entzückend selbstbezogen ich

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