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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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bin?«
    »Er ist selber zu entzückend selbstbezogen, um irgendwas zu merken«, warf Hassan ein.
    »Wer ist das?«, fragte Colin.
    »Ich in der Achten.«
    »Oh«, stammelten Colin und Hassan gleichzeitig.
    »Ja, ich mag grüne Bohnen«, sagte Hassan, um elegant das Thema zu wechseln. Als Lindsey die Küchentür hinter sich zuzog, zuckte er die Achseln, zwinkerte Colin zu und kehrte zur Couch zurück.
    »Ich muss an die Arbeit«, erklärte Colin. Dann folgte er einem Flur mit pinkfarbener Tapete, bis er ein Zimmer mit einem riesigen Holzschreibtisch fand, die Art von Schreibtisch, an dem Staatspräsidenten Gesetze unterschrieben. Dort setzte er sich hin, nahm den zerbrochenen 2B-Bleistift und sein Notizbuch zur Hand und begann zu schreiben.
     

 
     
    Und dann versuchte er, eine graphische Gleichung zu entwickeln, die seine Beziehung mit Katherine der Großen darstellte (die simpelste all seiner Beziehungen), wie sie wirklich gewesen war: böse, animalisch und kurz.
    Während er eine Gleichung nach der anderen verwarf, schien es aus irgendeinem Grund wärmer im Zimmer zu werden. Schweiß sickerte in das Pflaster über seinem Auge, und er riss es ab. Dann zog er sich das T-Shirt aus und wischte das Blut damit ab, das ihm immer noch über das Gesicht lief. Er beugte sich tief über den Schreibtisch, nackt vom Hosenbund aufwärts, so dass ihm die knochigen Wirbel aus dem Rücken standen. Beim Arbeiten hatte er ein Gefühl, das er nie zuvor gespürt hatte – das Gefühl, dass er einer bahnbrechenden Entdeckung auf der Spur war. Viele Menschen mochten die Aufspaltung der Welt in Sitzenlasser und Sitzengelassene bemerkt haben. Doch noch nie hatte einer diese Erkenntnis dazu genutzt, die Kurve aller Liebesbeziehungen aufzuzeichnen. Colin bezweifelte, dass vor ihm jemand auf die Idee gekommen war, den Aufstieg und Niedergang aller Liebesbeziehungen mit einer einzigen Universalformel aufzuzeigen. Er wusste, dass es nicht leicht werden würde. Die Übertragung von Ideen in Zahlen war eine Art von Anagramm, in der er nicht geübt war. Aber er war zuversichtlich. Auch wenn er nicht besonders gut in Mathe war, 30 dafür war er Weltmeister im Sitzen-gelassen-Werden.
    Während er rechnete, wurde er die Ahnung nicht los, dass er dabei war, etwas Großes, etwas Wichtiges zu vollbringen. Und falls er wirklich etwas Großes zustande brachte, dann würde sie ihn vermissen, das wusste er. Dann würde sie ihn so sehen, wie sie ihn am Anfang gesehen hatte: als Genie.
    Nach weniger als einer Stunde hatte er eine erste Gleichung aufgestellt:
     

 
     
    nach der Katherine I. folgendermaßen aussah:
     

 
     
    Sie war fast perfekt – die unkomplizierte graphische Darstellung einer unkomplizierten Beziehung. Die Kurve gab sogar die Kürze der Beziehung wieder. Graphen mussten Zeiträume nicht akkurat wiedergeben, denn die Dauer war relativ , d.h. K-X war länger mit mir zusammen als K-14, aber weniger lang als K-19. 31
    Als er allerdings Katherine II. in die Gleichung einsetzte, sah sie aus wie ein Haufen Punkte, die zum Teil in unbestimmte Höhen schossen. Anscheinend war die Theorie noch nicht ausgefeilt genug, um sie an eine wissenschaftliche Zeitschrift zu schicken, aber es war ein Anfang, und Colin war zufrieden genug, um sich das T-Shirt wieder anzuziehen.
    Glücklicher, als er seit, na ja, seit mindestens zwei Tagen gewesen war, machte Colin sich auf den Weg zurück in die Kühle des klimatisierten Wohnzimmers. Durch eine offene Flügeltür entdeckte er Lindsey, Hassan und Hollis, die bereits im Esszimmer saßen. Auf dem Tisch wartete ein Teller mit Reis, grünen Bohnen und einer Art Minihähnchen auf ihn.
    Hassan lachte über irgendetwas, und die Wells-Damen lachten ebenfalls. Offenbar hatte Hassan sie längst für sich eingenommen. Die Leute mochten Hassan, wie sie Fastfood oder Filmstars mögen. Es war eine Gabe, die Colin erstaunte.
    Als Colin sich setzte, bat Hollis Hassan gerade: »Möchtest du das Tischgebet sprechen?«
    »Ja, klar.« Er räusperte sich. » Bismillah «, sagte er. Dann griff er nach seiner Gabel.
    »Das war’s?«, fragte Hollis.
    »Das war’s. Wir haben es gern kurz und bündig. Und wir haben Hunger.«
    Irgendwie hatte sein Arabisch die anderen in Verlegenheit gebracht, denn ein paar Minuten lang redete keiner ein Wort außer Hassan, der mehrmals sagte, dass die Wachteln (es waren Wachteln, keine Minihähnchen) ausgezeichnet seien. Und das waren sie auch, vermutete Colin, wenn es einen glücklich machte,

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