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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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    »Können wir irgendwie mit berücksichtigen, dass Singleton genug Zeit zum Kritzeln bleibt?«, fragte Hassan auf Englisch.
    »Was für eine Räubersprache ist das denn?«, fragte Lindsey dazwischen.
    Ohne auf Lindsey einzugehen, beschwerte sich Colin bei Hassan: »Das ist kein Gekritzel, und das wüsstest du auch, wenn –«
    »Wenn ich aufs College gehen würde, ja, ja. Du bist so vorhersehbar, Mann«, sagte Hassan. Dann sah er Lindsey an. »Wir sprechen keine Räubersprache . Wir sprechen die heilige Sprache des Qur’an, die Sprache der großen Kalifen und des Saladin, die schönste und eleganteste aller Ausdrucksweisen.«
    »Ich finde, es klingt wie ein Waschbär beim Räuspern«, bemerkte Lindsey. Darüber musste Colin erst mal nachdenken.
    »Ich brauche Zeit für meine eigene Arbeit«, sagte Colin schließlich, und Hollis nickte nur.
    »Fabelhaft«, sagte Lindsey mit aufgesetzter Heiterkeit. »Ganz fabelhaft. Aber mein Zimmer bekommt ihr nicht.«
    Den Mund halb voll Reis antwortete Hassan: »Ich schätze, in der Bude hier finden wir schon eine Ritze, wo wir unterkriechen können.«
    »Und jetzt lasst uns Scrabble spielen«, verkündete Hollis.
    Lindsey stöhnte.
    »Ich habe das Spiel noch nie gespielt«, sagte Colin.
    »Ein Genie, das noch nie Scrabble gespielt hat?« Lindsey zog die Brauen hoch.
    »Ich bin kein Genie.«
    »Okay. Ein Schlaumeier ?«
    Colin lachte. Er war kein Wunderkind mehr, er war kein Genie – doch er blieb ein Schlaumeier. »Ich kenne kaum Spiele«, sagte er. »Ich spiele überhaupt nicht viel.«
    »Solltest du aber. Spielen macht Spaß. Auch wenn Scrabble nicht gerade die Nummer eins der Spiele ist«, erklärte Lindsey.
     
    Endstand:
    Hollis: 158
    Colin: 521
    Lindsey: 293
    Hassan: 0 36
     
    Nachdem Colin seine Eltern angerufen hatte, denen er erzählte, dass er in einem Ort namens Gutshot gelandet war, ohne zu erwähnen, dass er bei Fremden im Haus wohnte, blieb er lange wach, um in seinem neuen Schlafzimmer im oberen Stock, wo er einen schönen Schreibtisch mit leeren Schubladen hatte, am Theorem zu arbeiten. Aber das Theorem wollte nicht so richtig. Gerade als er anfing sich ernsthaft Sorgen zu machen, ob ihm vielleicht das mathematische Fachwissen fehlte, hörte er, wie die Tür aufging, und blickte auf. In der Tür stand Lindsey Lee Wells in einem Pyjama mit Paisley-Muster.
    »Wie geht’s deinem Kopf?«, fragte sie und setzte sich aufs Bett.
    Er schloss das rechte Auge, öffnete es, dann drückte er mit einem Finger auf die Wunde. »Tut weh«, antwortete er. »Aber vielen Dank für die Erste Hilfe.«
    Sie zog die Beine unter sich und sagte lächelnd: »Dafür sind Freunde da.« Dann wirkte sie plötzlich ernst, beinahe schüchtern. »Hör zu, ich habe überlegt, ob ich über eine Sache mit dir reden kann.« Sie fing an, an der Innenseite ihres Daumens zu nagen.
    »Hey! Das mache ich sonst immer«, sagte Colin und zeigte auf ihren Daumen.
    »Echt? Komisch. Daumenlutschen für Arme. Ich mache es nur, wenn ich allein bin«, sagte Lindsey, und Colin dachte, dass sie in seiner Gegenwart nicht wirklich »allein« war, doch er sagte nichts. »Also gut. Das klingt jetzt vielleicht völlig behindert, aber kann ich dir bitte das mit dem Foto auf dem Kamin erklären, damit du mich nicht für total bescheuert hältst? Weil, eben, als ich so im Bett gelegen habe, musste ich daran denken, wie beknackt du mich wahrscheinlich findest und dass du und Hassan wahrscheinlich gerade darüber redet, was für eine Idiotin ich bin und so.«
    »Okay«, sagte Colin, während ihm durch den Kopf ging, dass Hassan und er eine Menge wichtigere Dinge hatten, über die sie redeten.
    »Also. Früher war ich hässlich. Zwar nicht richtig dick, und ich hatte auch keine Zahnspange oder Pickel oder so was, aber ich war hässlich. Eigentlich weiß ich nicht mal genau, wie entschieden wird, ob man hübsch oder hässlich ist – vielleicht treffen sich die Jungs in der Umkleidekabine und bestimmen mit einem Geheimcode, wer scharf ist und wer hässlich, denn soweit ich mich erinnere, existiert so was wie eine scharfe Viertklässlerin überhaupt nicht.«
    »Offensichtlich hast du Katherine I. nie gesehen«, bemerkte Colin.
    »Regel eins beim Geschichtenerzählen: nicht unterbrechen. Trotzdem, sehr witzig, du Perversling. Egal, ich war jedenfalls hässlich. Die Leute haben sich dauernd über mich lustig gemacht. Ich will dich nicht mit den Geschichten langweilen, wie schrecklich es war, aber es war ziemlich schrecklich.

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