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Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

Titel: Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green , Sophie Zeitz
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ich von innen aussehe – na ja, außer K-19. Ich frage mich das immer. Wenn die andern dich so sehen könnten, wie du dich selber siehst – wenn sie deine Erinnerungen erleben könnten –, würde es dann noch jemanden geben, der mich liebt?«
    »Na ja, er liebt mich auch so nicht. Wir sind seit zwei Jahren zusammen, und er hat es nicht einmal gesagt. Aber wenn er in mich hineinsehen könnte, würde er mich erst recht nicht lieben. Weil, Colin ist in allem so echt. Ich meine, man kann Colin eine Menge vorwerfen, aber er ist voll und ganz er selbst. Sein Leben lang wird er im Werk arbeiten, und er wird immer die gleichen Freunde haben, und er ist wirklich glücklich damit, und er glaubt, dass es auf diese Dinge ankommt. Wenn er wüsste …«
    »Was? Wie geht der Satz weiter?«
    »Ich bin nie echt. Ich bin nie ich selbst. Ich habe einen Südstaatenakzent, wenn ich mit den Oldies rede. Ich bin eine Mathestreberin und Philosophin, wenn ich mit dir zusammen bin. Bei Colin bin ich Miss Bubblegum, die hübsche Prinzessin, aber ich – ich bin Niemand. Das Problem ist, wenn man sein Leben lang als Chamäleon herumläuft, kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem nichts mehr echt ist. Du machst dir darum Sorgen – wie hast du es ausgedrückt? –, dass du keine Rolle spielst?«
    »Wichtig. Dass ich nicht wichtig bin.«
    »Ja, genau, wichtig. Aber wenigstens gibt es bei dir ein Du , das nicht wichtig ist. Deine Eigenschaften und Colins und Hassans und Katrinas, eure Eigenschaften sind da oder sie sind nicht da. Katrina ist quirlig, und Hassan ist witzig. Aber bei mir ist es anders. Ich bin immer das, was ich gerade sein muss, um über dem Boden und unter dem Radar zu bleiben. Bei mir ist der einzige wahre Satz, der mit ›ich bin‹ anfängt: Ich bin nie echt.«
    »…«
    »…«
    »…«
    »…«
    »Na ja, aber ich mag dich. Und bei mir bist du kein Chamäleon. Das weiß ich inzwischen. Zum Beispiel kaust du in meiner Gegenwart am Daumen, was eigentlich eine private Angewohnheit ist, aber du tust es, wenn ich da bin, weil ich für dich nicht als Öffentlichkeit zähle. Du hast mich an deinen geheimen Ort gelassen. Bei mir macht es dir nichts aus, wenn ich ein bisschen in dich reinsehe.«
    »Ein bisschen, vielleicht.«
    »Weil ich keine Bedrohung für dich bin. Ich bin ein Loser.«
    »Nein, bist du nicht. Das ist –«
    »Doch, das bin ich. Und das ist der Grund.«
    »Vielleicht. Ich hab nicht drüber nachgedacht.«
    »Es soll gar nicht wertend klingen, ich finde es nur interessant. Ich fühle mich von dir auch nicht bedroht, weil ich die anderen, die coolen Leute, sowieso nie gemocht habe. Du bist anders als die anderen. Es ist, als hättest du es geschafft, sie ihrer Coolness zu berauben. Was ziemlich außer–«
    »Hallo.«
    »Hallo.«
    »Das sollten wir nicht tun.«
    »Du hast angefangen.«
    »Ja, aber nur, damit ich melodramatisch zu dir sagen konnte: ›Das sollten wir nicht tun.‹«
    »Ha.«
    »Wir sollten damit zufrieden sein, dass sich unsere Stirnen berühren und unsere Nasen und deine Hand mein Bein, weil, wir sollten das nicht tun, weißt du.«
    »Du riechst nach Schnaps.«
    »Du riechst, als ob du gerade einen Zungenkuss von einem Drachen bekommen hättest.«
    »Hey, das war mein Witz.«
    »Tut mir leid. Musste die Spannung rauslassen.«
    »…«
    »…«
    »Was machst du?«
    »Ich nage an meinem verdammten Daumen. Meine sehr private Angewohnheit.«
     
    Als sie die Höhle verließen, war es auch draußen längst dunkel, doch der Mond schien so hell, dass Colin blinzeln musste. Auf dem Weg den Hügel hinunter zum Auto waren beide verlegen und schwiegen die meiste Zeit. Sie fuhren direkt zurück zur rosaroten Villa. Erst als sie in die Einfahrt bogen, sagte Lindsey plötzlich: »Ich meine, natürlich mag ich dich, du bist echt toll, aber lass uns … Es soll einfach nicht sein.« Und er nickte, weil er, bis er das Theorem fertig hatte, sowieso keine Freundin gebrauchen konnte. Und abgesehen davon, war sie eine Lindsey.
    Sie öffneten leise die Haustür, um Hollis nicht bei der Arbeit oder beim Homeshopping zu stören. Gerade als Colin die Tür hinter sich zuzog, klingelte das Telefon.
    »Hallo«, meldete sich Hollis in der Küche. Lindsey griff nach Colins Arm und zog ihn im Flur an die Wand, wo sie lauschen konnten, ohne bemerkt zu werden.
    »Na schön, dann soll sich eben die Müllabfuhr drum kümmern«, sagte Hollis.
    »…«
    »So ein Quatsch … Sie können einen doch nicht extra dafür zur Kasse bitten,

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