Die Erste Liebe: Nach 19 Vergeblichen Versuchen Roman

doch in diesem Moment kletterten die ersten Sonnenstrahlen über den Hang. Der Himmel war klar, und es versprach wirklich schön zu werden – schön heiß.
    Katrina streckte den Kopf aus der Tür der Jagdhütte und verkündete: »Frühstück ist fertig! Hallo, Süßer.« Hassan zwinkerte ihr zu.
    Colin grinste. »Hol sie dir, Tiger.«
     
    In der Hütte bekamen Colin und Hassan von TAK ihre Tarnanzüge überreicht, komplett mit der albernen orangenen Weste. »Ihr könnt euch im Bad umziehen«, sagte er.
    Mit »Bad« war die Bretterbude mit dem Plumpsklo gemeint. Das einzig Positive daran war, dass der Gestank aus der Grube den Schweißgeruch der Tarnanzüge verdeckte, der Colin an seine schlimmsten Erlebnisse in der Turnhalle der Kalman School erinnerte. Widerwillig stieg er aus seinen Shorts und zog sich die Hosen, das Hemd und die Schülerlotsenweste über. Dann leerte er seine Taschen aus. Glücklicherweise hatte die Tarnhose Cargotaschen – mehr als genug Platz für Geldbeutel, Autoschlüssel und das Aufnahmegerät, das er inzwischen überallhin mitnahm.
    Als Hassan fertig war, setzten sich alle auf die selbst geschreinerten Bänke, und Mr. Lyford erhob sich. Er sprach mit einem starken Dialekt und einem autoritären Tonfall. Außerdem schien es Mr. Lyford Spaß zu machen, bestimmte Worte zu betonen.
    »Das ausgewilderte Hausschwein ist ein extrem gefährlicher Zeitgenosse. Sie nennen es auch den Grizzlybär des armen Mannes, und da is was dran. Ich selber jage ohne Hundemeute. Ich spüre meine Beute auf wie die alten Indianer. Chase und Fulton – die beiden sind Hundejäger, und das is auch in Ordnung. Egal, wie ihr’s macht, ihr müsst immer dran denken, dass die Jagd ein gefährlicher Sport ist.« Genau , dachte Colin, extrem gefährlich. Wir haben Flinten, und die Schweine haben Rüssel. »Die Schweine hier sind Schädlinge – selbst unsere Regierung sieht das so –, und deswegen müssen sie ausgerottet werden. Normalerweise würd ich sagen, dass es schwer für euch wird, bei Tageslicht eins aufzuspüren, aber es is ne Weile her, dass wir hier draußen gejagt haben, und ich würd sagen, zurzeit habt ihr beste Chancen. So. Ich werd heute zusammen mit Colin und Hassan gehen«, er sprach Hassan Hass-än aus, »wir gehen runter ins Flachland und schauen mal, ob wir dort ne Fährte finden. Ihr anderen könnt euch aufteilen, wie ihr wollt. Aber seid vorsichtig da draußen und nehmt die Gefahr , die vom wilden Schwein ausgeht, nicht auf die leichte Schulter.«
    »Können wir ihm nicht einfach in die Nüsse schießen?«, fragte JAK.
    »Nein, das könnt ihr nicht . Der wilde Eber geht auf euch los, wenn ihr ihm in die Hoden schießt«, antwortete Mr. Lyford.
    »Mensch, Dad, er hat nur einen Witz gemacht. Wir waren schon mal jagen«, sagte DAC. Bis jetzt war Colin nicht klar gewesen, dass DAC und Mr. Lyford verwandt waren.
    »Tut mir leid, Junge, bin wohl etwas nervös, wenn ich dich mit der Bande Rowdys allein auf die Jagd schicke.«
    Dann kaute Mr. Lyford ein paar langweilige Fakten über Waffen durch, zum Beispiel, welche Kugel man in die Schrotflinte lud und dass immer beide Kammern geschlossen sein mussten. Lindsey ging mit DAC an einen Jägerstand in der Nähe einer Köderstelle , was zum Teufel das auch war, und JAK und TAK zogen mit dem niedlichen, wenig blutrünstigen Labradorpudelmischling in die andere Richtung los. Katrina, die das Jagen aus moralischen Gründen ablehnte, würde in der Jagdhütte bleiben. Sie war Vegetarierin, wie sie Colin beim Frühstück erklärte. »Ich finde es kriminell«, sagte Katrina über die Schweinejagd. »Auch wenn die Viecher echte Schädlinge sind. Aber es würde keine verwilderten Schweine geben, wenn wir sie nicht vorher zum Schlachten und Essen zusammengepfercht hätten.«
    »Ich denke auch darüber nach, Vegetarier zu werden«, sagte Hassan und legte den Arm um sie.
    »Aber werd mir bloß nicht zu dünn«, sagte Katrina, und dann küssten sie sich vor Colins Augen, der das Ganze immer noch nicht fassen konnte.
     
    »Na schön, Jungs«, sagte Mr. Lyford und schlug Colin ein wenig zu fest auf die Schulter. »Seid ihr bereit für eure erste Jagd? «
    Colin nickte widerwillig, winkte Lindsey und den anderen zum Abschied zu und zog mit Hassan los, dessen orangene Weste über der Brust spannte. Sie marschierten hügelabwärts, nicht über den Waldweg, sondern querfeldein. » Zuerst suchen wir nach Bruchstellen «, erklärte Mr. Lyford. »Das sind Stellen, wo das Schwein