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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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ab.«
    »Adrian, ich flehe dich an!«
    »Hör mir gut zu, Keira, was ich dir jetzt sage, kostet mich viel Mühe, und ich werde es nicht wiederholen. Ich habe den größten Teil meines Lebens damit zugebracht, die Galaxien zu erforschen, nach dem kleinsten Hinweis auf die Entstehung des Universums zu suchen. Ich hielt mich für den Besten in meinem Fachbereich, den mutigsten, den Schlauesten, ich hielt mich für unschlagbar und war stolz, es zu sein. Als ich glaubte, dich verloren zu haben, verbrachte ich meine Nächte damit, in den Himmel zu starren, und war außerstande, mich auch nur an den Namen eines einzigen Sterns zu erinnern. Das Alter dieses Skeletts und das, was es uns über die Menschheit lehrt, interessiert mich nicht die Bohne. Ob es hundert oder vierhundert Millionen Jahre alt ist, wäre mir völlig gleichgültig, wenn du nicht mehr da wärst.«
    Ich hatte im Eifer des Gefechts völlig vergessen, dass Alvaro noch da war. Er fing jetzt ein wenig verlegen an zu hüsteln.
    »Ich will mich ja nicht in eure Geschichten einmischen«,
sagte er, »doch mit der Entdeckung, die du uns beschieden hast, kannst du in sechs Monaten zurückkommen und sagen, wir sollten um den Machu Picchu herum sackhüpfen, ich garantiere dir, dass dir alle folgen, ich als Erster.«
    Ich spürte Keiras Zögern, sie sah auf das Skelett am Boden.
    »Madre de Dios!«, rief Alvaro aus. »Willst du wirklich, nach dem was dieser Mann dir gerade gesagt hat, deine Nächte lieber an der Seite eines Skeletts verbringen? Verschwinde von hier und komm schnell zurück, um mir zu sagen, was diese Harzkugel enthält!«
    Keira streckte mir die Hand entgegen, damit ich ihr aus dem Graben helfen konnte. Sie dankte Alvaro.
    »Verschwinde, sag ich! Bitte Normand, dich nach Jinka zu fahren. Du kannst ihm vertrauen, er ist diskret. Ich erkläre den anderen die ganze Geschichte, wenn du weg bist.«
    Während ich unsere Sachen zusammenpackte, wandte sich Keira an Normand. Zum Glück hatte das Team gerade das Areal verlassen, um sich im Fluss zu erfrischen. Wir liefen alle drei durch das Gebüsch, und als wir den Jeep erreicht hatten, stand Harry da, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Wolltest du schon wieder aufbrechen, ohne dich von mir verabschiedet zu haben?«, fragte er und musterte Keira.
    »Nein, diesmal wird es nur wenige Wochen dauern, dann bin ich zurück.«
    »Diesmal werde ich nicht mehr in Jinka auf dich warten. Du kehrst nicht zurück, das weiß ich«, erwiderte Harry.
    »Ich verspreche dir das Gegenteil, Harry, ich werde dich nie im Stich lassen, und das nächste Mal nehme ich dich mit.«
    »Ich habe nichts in deinem Land verloren. Du, die du deine Zeit damit verbringst, die Toten zu suchen, müsstest wissen, dass mein Platz hier ist. Geh jetzt.«

    Keira trat zu Harry.
    »Hasst du mich?«
    »Nein, ich bin traurig, und ich will nicht, dass du mich traurig siehst, deshalb geh.«
    »Aber ich bin auch traurig, Harry, du musst mir glauben, ich bin einmal zurückgekehrt und werde es wieder tun.«
    »Na gut, dann gehe ich vielleicht doch nach Jinka, aber nur gelegentlich.«
    »Küsst du mich?«
    »Auf den Mund?«
    »Nein, nicht auf den Mund, Harry!«, meinte Keira und lachte.
    »Nun, dann bin ich jetzt zu alt dafür, doch ich will gerne, dass du mich in die Arme nimmst.«
    »Wenn alles gut geht«, meinte Normand, »sind wir vor dem Postflugzeug in Jinka. Das nimmt euch mit, ich kenne den Piloten. Dann landet ihr rechtzeitig in Addis Abeba, um die Maschine nach Paris zu erwischen. Wenn nicht, gibt es immer noch den Flug nach Frankfurt, den bekommt ihr auf alle Fälle.«
    Auf der Fahrt wandte ich mich an Keira, eine Frage ging mir nicht aus dem Sinn.
    »Was hättest du getan, wenn sich Alvaro nicht für mich eingesetzt hätte?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Weil ich mich, als ich deinen Blick zwischen mir und dem Skelett hin und her wandern sah, gefragt habe, wer von uns beiden dir besser gefiel.«
    »Ich sitze in diesem Wagen, das müsste als Antwort reichen.«
    »Hmm«, brummte ich.
    »Was bedeutet dieses ›Hmm‹ … Bezweifelst du es?«
    »Nein, nein.«

    »Wenn Alvaro nicht mit mir gesprochen hätte, dann hätte ich mich vielleicht zuerst geziert und wäre geblieben, hätte aber zehn Minuten nach deiner Abfahrt jemanden angefleht, dir mit dem zweiten Jeep nachzufahren, um dich einzuholen. Bist du jetzt zufrieden?«

Paris
    Die Maschine nach Paris zu erreichen, war ein wahrer Wettlauf gegen die Zeit. Als wir endlich am

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