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Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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wiegen mehr als eine?«
    »Nicht wenn die beiden Meinungen von einer Person stammen.«
    »Aber wir sind die Einzigen, die es wissen, nicht wahr? Wenn Ihnen unwohl dabei ist, dann sagen Sie sich, dass ich das für die Sicherheit der beiden tue. Geben Sie mir Bescheid, sobald sie anruft. Und das wird sie, da bin ich ganz sicher. Und sorgen Sie jetzt, wie vereinbart, dafür, nicht erreichbar zu sein. Morgen gebe ich Ihnen eine neue Nummer durch, unter der Sie mich kontaktieren können. Gute Nacht, Max.«

London
    Wir brachen in aller Frühe auf. Keira taumelte vor Müdigkeit und nickte im Taxi ein. In Heathrow angekommen, musste ich sie wachrütteln.
    »Das Fliegen behagt mir immer weniger«, sagte sie, als die Maschine startete.
    »Das ist aber schlecht für eine Forscherin. Willst du dich etwa zu Fuß in den hohen Norden begeben?«
    »Es gibt auch Schiffe …«
    »Im Winter?«
    »Ach, lass mich schlafen.«
    In Glasgow hatten wir drei Stunden Aufenthalt. Ich hätte Keira gerne die Stadt gezeigt, doch das Wetter war nicht wirklich dazu angetan. Keira machte sich Sorgen wegen des Weiterflugs. Bedrohliche Wolken zogen auf, und der Himmel wurde pechschwarz. Immer wieder kündigte eine Stimme aus dem Lautsprecher neue Verspätungen an und bat die Passagiere um Geduld. Ein beeindruckendes Gewitter ging über dem Rollfeld nieder, und die meisten Flüge wurden annulliert. Der unsere gehörte zu den wenigen, die noch auf der Abflugtafel angezeigt wurden.
    »Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass der alte Mann uns empfängt?«, fragte ich.
    »Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass wir wohlbehalten auf den Shetlandinseln ankommen?«, lautete Keiras Gegenfrage.

    »Ich denke nicht, dass sie uns unnötigen Risiken aussetzen.«
    »Dein Vertrauen in die Menschen ist faszinierend«, gab sie zurück.
    Das Gewitter zog langsam ab, und angesichts der kurzen Wetterberuhigung forderte uns eine Stewardess auf, so schnell wie möglich zu unserem Flugsteig zu gehen.
    »Sieh nur«, sagte ich und deutete auf den Himmel, »eine Aufheiterung, die durchfliegen wir jetzt und entgehen so dem Dreckswetter.«
    »Und wird deine Aufheiterung uns auch bis zur Landung begleiten?«
    Das Gute an den Turbulenzen, die uns den gesamten fünfzigminütigen Flug durchschüttelten, war, dass Keira meine Hand nicht mehr losließ.
     
    Am Nachmittag, bei strömendem Regen, erreichten wir schließlich unser Ziel. Im Reisebüro hatte man mir geraten, am Flughafen einen Wagen zu mieten. Wir legten sechzig Meilen durch Wiesen zurück, auf denen Schafherden weideten. Da die Tiere in Freiheit leben, färben die Züchter ihr Fell ein, um sie von denen der Nachbarn unterscheiden zu können. Das malt hübsche bunte Flecke in die Landschaft, die sich vom Grau des Himmels abheben. In Toft nahmen wir die Autofähre nach Ulsta, einem kleinen Dorf an der Ostküste von Yell, auf dem Rest der Insel gibt es praktisch nur kleine Weiler.
    Ich hatte unsere Reise gut vorbereitet und in Burravoe in einem Bed and Breakfast, vermutlich dem einzigen auf der ganzen Insel, ein Zimmer reserviert.
    Das besagte Bed and Breakfast war ein Bauernhof mit einem Zimmer für die seltenen Besucher, die sich hierherverirrten.
    Yell ist eine dieser Inseln am Ende der Welt - ein Landstück mit einer Länge von fünfunddreißig und einer Breite von
knapp zwölf Kilometern. Neunhundertsiebenundfünfzig Menschen leben dort, jede Geburt und jeder Todesfall beeinflussen die demografischen Gegebenheiten. Fischotter, Seehunde und Küstenseeschwalben sind die Hauptbewohner der Insel.
    Die Viehzüchter, bei denen wir wohnten, waren reizende Leute, ihr Akzent aber war so ausgeprägt, dass wir Schwierigkeiten hatten, alles zu verstehen. Um sechs Uhr wurde das Abendessen serviert, und um sieben saßen Keira und ich mit zwei Kerzen als einziger Lichtquelle in unserem Zimmer. Draußen stürmte es, die Fensterläden klapperten, die Blätter eines alten Windrads quietschten, und der Regen schlug gegen die Scheiben. Keira schmiegte sich an mich, doch ehe wir uns versahen, hatte uns der Schlaf eingeholt.
     
    Am nächsten Morgen war ich allerdings froh, dass wir zeitig eingeschlafen waren, denn wir wurden in aller Herrgottsfrühe geweckt. Das Blöken der Schafe, das Grunzen der Schweine, das Gackern der Hühner - fehlte nur das Muhen der Kühe. Doch die Eier mit Schinken und die Schafsmilch, die wir zum Frühstück bekamen, waren unvergleichlich schmackhaft. Die Bäuerin wollte wissen, was wir vorhätten.
    »Wir

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