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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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nippte am Wein, während er auf und ab ging. Er ließ sie keinen Moment aus dem Auge, während er ihr von dem Mann erzählte, der ihm nachspionierte, wen er aufgesucht, welche Fragen er gestellt hatte.
    Seine Worte überstürzten sich, und er verhaspelte sich ein paarmal - und während er erzählte, bemerkte er, wie sie langsam ein Bein über das andere schlug, wie sich der eine Oberschenkel unter dem langen Kleid immer höher schob. Und dann zeigte sich unter dem Saum ein Fußknöchel, ein seidener Abendpumps, und als er ihr berichtete, was geschehen war, fing dieser Fuß, dieser schwarze Schuh, an, auf und ab zu hüpfen, und fing der Unterschenkel an, hin und her zu schwingen; langsam erst, in anmutigem Rhythmus nickend, bewegte er sich dann schneller und immer ruckartiger. Ihr Gesicht war noch immer ausdruckslos.
    Als er Celias wippenden Fuß sah und beobachtete, wie das Bein unterhalb des Knies unter dem langen Kleid immer rascher hin und her schwang, hatte er, so wie sie da auf der Couch saß und unter dem Rock die nackten Schenkel aneinanderpreßte, das Gefühl, sie masturbiere. Der Rhythmus ihres ruckartig hüpfenden Fußes wurde immer schneller, und als er ihr von dem Anruf erzählte, der ihn vorhin bei Mortons erreicht hatte, fing sie an zu stöhnen, ihre Augen verschleierten sich, und Schweißperlen traten ihr auf Stirn und Oberlippe. Dann, plötzlich, versteifte sich ihr Körper. Daniel hielt inne und beobachtete sie. Als sie sich schließlich entspannte, durchlief sie ein Zittern, und als sie sich mit leerem Blick umsah und die Beine wieder ausstreckte, dachte er, daß die Gefahr, in der er schwebte, sie sexuell erregt haben mußte, doch aus was für einem Grunde, war ihm schleierhaft.
    „Könnte Valenter dieser Mann sein?" fragte er sie.
    „Valenter?" Sie trank einen großen Schluck Wein. „Woher sollte der es wissen. Außerdem ist Valenter nur Haut und Knochen, eine richtige Vogelscheuche. Und der Mann, der dich verfolgt, ist doch, wie du sagst, massig und plump. Dann kann es nicht Valenter sein."
    „Nein, wohl nicht."
    „Woher weiß dieser Mann - der dich angerufen hat - von Frank Lombard?"
    „Ich weiß nicht. Vielleicht hat es einen Augenzeugen gegeben, bei Lombard oder einem der anderen, und er ist mir gefolgt und hat so meine Adresse und meinen Namen erfahren."
    „Aus welchem Grund?"
    „Aber das liegt doch auf der Hand, oder? Da er nicht zur Polizei gegangen ist, muß es ein Erpresser sein."
    „Mmm, möglich. Hast du Angst?"
    „Nun... ich bin beunruhigt." Dann erzählte er ihr, was er getan hatte, seit er Hals über Kopf bei Mortons fortgelaufen war - wie er versucht hatte, seinen Geist in eine leere Wandtafel zu verwandeln und die Gedanken so rasch auszulöschen, wie sie in Kreideschrift darauf erschienen.

    „O nein." Sie schüttelte den Kopf, und ihre Stimme hatte einen so flehentlichen Unterton, wie er ihn noch nie zuvor an ihr erlebt hatte. „Das solltest du nicht tun! Mach deinen Geist ganz weit auf. Laß ihn sich ausdehnen. Laß ihn in Millionen Gedanken, Empfingungen, Erinnerungen, Ängste auseinanderbrechen. Auf diese Weise wirst du zur Erkenntnis gelangen. Lösch dein Bewußtsein nicht aus. Laß es blühen, wie es will. Alles ist möglich. Vergiß das nicht: Alles ist möglich. Irgend etwas wird mit dir geschehen, etwas, das den Mann erklärt, der dir folgt, und den Telefonanruf. Öffne deinen Geist. Verschließ ihn nicht. Logik hilft da nicht. Du mußt immer bewußter werden, immer sensitiver. Ich habe zu Hause eine Droge. Möchtest du sie nehmen?"
    „Nein."
    „Wie du willst. Aber kapsele dich nicht ab. Sei allem gegenüber aufgeschlossen."
    Sie stand auf und trank den Rest ihres Weins.
    „Laß uns ins Schlafzimmer gehen", sagte sie. „Ich bleibe heute nacht hier."
    „Ich werde nicht können."
    Sie schob ihre freie Hand in seinen Morgenmantel. Er fühlte ihre schlanken, kühlen Finger über seine Nacktheit gleiten, um ihn zu finden, ihn zu halten.
    „Wir werden miteinander spielen", murmelte sie. Und das taten sie.

44
    Am Tag nach Weihnachten arbeitete Captain Delaney den ganzen Vormittag über in seinem Arbeitszimmer - er war in Hemdsärmeln, da es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm und das Haus überheizt war - und versuchte abzuschätzen, wie viele Leute und wie viele Wagen er in der kommenden Woche benötigen würde.
    Fernandez, MacDonald und Blankenship hatten alle drei für ihre jeweiligen Abteilungen Dienstpläne ausgearbeitet, an denen Zettel mit etlichen

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