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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Dank."
    „Wofür? Bis jetzt hab ich noch nichts für Sie getan!"
    „Das werden Sie schon noch."
    „Wirklich? Dann geht das Essen auf Ihre Rechnung."
    „Abgemacht", sagte Captain Edward X. Delaney.
    Ferguson nannte ihm die Adresse des Restaurants, und sie legten auf.
    „Austern!" verkündete Ferguson strahlend mit dröhnender Stimme. „Ich kann die Austern nur empfehlen. Der Meerrettich ist frisch gerieben. Und danach nehme ich ein Hammelkotelett."
    „Sehr wohl, Sir", sagte der Ober.
    „Für mich auch Austern." Delaney nickte. „Und danach bekomme ich gegrillte Nieren. Was gibt's dazu?"
    „Pommes frites und Salat, Sir."
    „Was haben Sie für Ihre Schwester gekauft?" fragte Delaney.
    „Ein Seidentuch. Was sonst? Kommen Sie, Edward - was hat all dies zu bedeuten? Sie stehen nicht mehr im aktiven Dienst, sondern machen unbezahlten Urlaub."
    „Wollen Sie es wirklich wissen?"
    Dr. Sanford Ferguson war plötzlich nüchtern und still. Lange starrte er Delaney an. „Nein", sagte er dann schließlich, „nicht wirklich. Es sei denn... wird mein Name hineingezogen?"
    „Nein — das schwöre ich."
    „Das genügt mir."
    Die Austern kamen, und strahlend richteten sie die Augen darauf.
    „Also los", sagte Ferguson. „Was wollen Sie?"
    „Es geht um Ihr Gutachten für den Sonderstab."
    „Wie sind Sie denn an mein Gutachten gekommen?"
    Delaney sah ihm fest in die Augen. „Sie haben gesagt, Sie wollten es nicht wissen."
    „Richtig. Will ich auch nicht. Also schön, was ist mit dem Gutachten?"
    „Ich habe nur noch ein paar Fragen." Delaney zog eine kurze Aufstellung aus seiner Seitentasche und legte sie auf das Tischtuch.
    „Doktor", sagte er dann mit ernster Stimme, „Ihre offiziellen Gutachten könnten gar nicht vollständiger sein, das leugne ich nicht. Allerdings sind sie in Medizinerjargon verpackt - und das soll ja wohl auch so sein", beeilte er sich noch hinzuzufügen.
    „Ja und?"
    „Ich habe ein paar Fragen, was die medizinischen Ausdrücke angeht."
    „Edward, Sie nehmen mich auf den Arm."
    „Nun, sagen wir... worauf es bei diesem Befund im Grunde hinausläuft."
    „Das klingt schon besser." Ferguson lächelte. „Sie verstehen eine medizinische Abhandlung genauso gut wie ein Medizinstudent im Vorklinikum."
    „Richtig, Doktor. Nun weiß ich aber zufällig, daß Sie in Ihren Gutachten nur eindeutige Befunde beschreiben, die von jedem guten Anatomen, der die gleiche Autopsie noch einmal vornimmt, bestätigt werden. Darüber hinaus weiß ich, daß jeder, der eine Autopsie - oder irgendeine andere Untersuchung - vornimmt, Eindrücke hat, Gefühle, Ahnungen - nennen Sie es, wie Sie wollen -, die einfach nicht in ein offizielles Gutachten hineingehören, weil sie sich auf Grund des vorliegenden Materials nicht beweisen lassen. Und um diese Eindrücke, Gefühle und Ahnungen geht es mir. Darüber möchte ich von Ihnen hören."
    Ferguson ließ eine Auster in den Mund gleiten, schluckte und rollte die Augen.
    „Sie sind schon ein Schlitzohr, Edward", sagte er freundschaftlich. „Ein richtiges Schlitzohr! Sie würden jeden benutzen, was?"
    „Ja." Delaney nickte. „Ich würde jeden benutzen, immer."
    „Fangen wir mit dem Allgemeinen an", sagte Ferguson und rührte geschäftig in seiner Austernsauce. „Mit Kopfwunden. Haben Sie da viel Erfahrung?"
    „Nein. Kaum."
    „Edward, der menschliche Schädel und das menschliche Gehirn sind viel zäher, als man glaubt. In Büchern und Filmen ist oft jemand von einer einzigen Kugel in den Kopf mausetot. Das ist aber praktisch unmöglich. Ich habe Fälle gehabt, wo die Opfer fünf Kugeln im Kopf hatten und trotzdem weiterlebten. Vor drei Jahren hatte ich einen Selbstmordkandidaten, der sich mit einem Damenrevolver eine Kugel in den Kopf jagte. Das Geschoß prallte von seiner Schädeldecke ab und schlug in die Decke ein. Ehrlich! Wie sind Ihre Austern, Edward?"
    „Sehr gut. Und Ihre?"
    „Großartig. Es gibt nur eine Möglichkeit, sich mit einem Schuß in den Kopf sofort zu töten: Sie nehmen eine großkalibrige Pistole oder einen Revolver, stecken die Mündung tief in den Mund, so daß der Lauf auf den Hinterkopf zielt, schließen Lippen und Zähne fest um den Lauf, drücken ab und spritzen Ihr Gehirn an die hinter Ihnen liegende Wand. Wie wär's mit ein paar von diesen kleinen Austern, Edward?"
    „Gern, vielen Dank."
    „Jetzt aber zum Mord an Lombard. Eindringen tat die Waffe von hinten, ziemlich tief am Hinterkopf. Etwa in der Mitte zwischen dem Scheitel und der

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