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Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Dienstbuch durch und stellte ihr Fragen. Sie war eine große, kräftige Frau mit einem „Bomben"-Körper, wie er im stillen fand, ohne eigentlich zu wissen, warum. In Wahrheit fühlte er sich von ihr eingeschüchtert, konnte freilich nicht leugnen, daß sie äußerst tüchtig war. Das Buch war in Ordnung, alles gewissenhaft eingetragen - eine traurige Liste von Betrunkenen, Vermißten, verprügelten Frauen, gestohlenen Sozialfürsorgeschecks, Kindesmißhandlungen, Einbrüchen, Voyeuren, Prostituierten, alten Leuten, die im Sterben lagen, Homosexuellen, Einbrüchen, Exhibitionisten... Menschen. Aber es war Vollmond, und Delaney wußte, was das bedeutete.
    Er stieg die ächzenden Stufen zu seinem Dienstzimmer hinauf und begegnete auf dem Treppenabsatz Lieutenant Fernandez, dem die Detektive des 251. Reviers unterstanden oder vielmehr unterstanden hatten.
    „Morgen, Captain", grüßte Fernandez ihn verdrossen.
    „Guten Morgen, Lieutenant", sagte Delaney. Voller Mitgefühl sah er den Mann an. „Schwere Zeiten für Sie, was?"

    „Ach, Scheiße!" entfuhr es Fernandez. „Die Hälfte meiner Leute ist schon weg, die anderen werden ihnen im Lauf der nächsten Woche folgen. Na schön, so ist das. Aber dieser Papierkrieg! Alle unsere ungeklärten Fälle müssen an das Dezernat übergeben werden, dem dieses Revier untersteht. Himmelherrgott, ist das ein Durcheinander!"
    „Welches Los haben denn Sie gezogen?"
    „Mich hat man in ein Dezernat für Safe-, Dachboden- und LKW-Einbrüche gesteckt", sagte Fernandez voller Abscheu. „Es ist für vier Reviere zuständig, darunter das Textilviertel. Wie finden Sie das? Ich bin stellvertretender Chef, und wir kriegen Schnüffler aus ganz Manhattan. Es kostet uns mindestens ein Jahr, ehe wir unser Netz von Informanten aufgebaut haben. Welches Superhirn hat denn diesen Blödsinn ausgeheckt?"

    Delaney wußte, wie Fernandez zumute war. Der Mann war ein gewissenhafter, tüchtiger, wenn auch etwas phantasieloser Detektiv. Im 251. Revier hatte er bei der Ausbildung seiner Männer gute Arbeit geleistet, hatte hart durchgegriffen, wo es nötig war, und war nachgiebig gewesen, wo er nachgiebig sein sollte. Jetzt wurde seine Mannschaft in alle Winde verstreut und verschiedenen Dezernaten zugeteilt. Fernandez selbst mußte die zweite Geige unter einem Captain spielen. Kein Wunder, daß er erbost war.
    „Ich nahm an, Broughton würde Sie für seinen Sonderstab anfordern", sagte Delaney.
    „Mich nicht." Fernandez grinste säuerlich. „Dafür bin ich nicht weiß genug."
    Sobald Delaney an seinem Schreibtisch saß, rief er das Krankenhaus an. Die Oberschwester sagte ihm, seine Frau sei im Labor; es würden noch mehr Röntgenaufnahmen gemacht; und es gehe ihr „den Umständen entsprechend". Delaney vermied, sich den Abscheu vor diesem Klischee anmerken zu lassen, dankte ihr und sagte, er werde später noch einmal anrufen.
    Dann wählte er Dr. Fergusons Nummer und wurde, was er nicht erwartet hatte, sofort mit dessen Büro verbunden.
    „Sind Sie das, Edward?"
    „Ja. Können wir uns treffen?"
    „Wie geht es Barbara?"
    „Den Umständen entsprechend."
    „Na, die Worte hab ich doch schon mal gehört! Möchten Sie wegen Barbara mit mir sprechen?"
    „Nein. Wegen des Falles Lombard."
    „Ach? Ich hab mich gefreut, als ich hörte, daß Sie doch nicht in den Ruhestand getreten sind. Jetzt ist es also ein unbefristeter unbezahlter Urlaub."
    „Hat sich offenbar schnell rumgesprochen."
    „Kam vor genau zehn Minuten über Fernschreiber. Edward, was hat es mit dem Fall Lombard auf sich? Ich dachte, Broughton kümmert sich darum."
    „Tut er auch. Ich möchte Sie aber trotzdem sehen und mit Ihnen reden. Können Sie es einrichten?"
    „Hm..." Ferguson war vorsichtig, und Delaney konnte es ihm nicht einmal verübeln. „Hören Sie, ich will heute noch zur 34th Street rauf. Meine Schwester hat Geburtstag, und ich muß noch was für sie kaufen. Bei Macy. Fällt Ihnen grade was ein?"
    „Wenn Sie nicht genau wissen, was, empfiehlt sich immer ein Geschenkgutschein."
    „Das geht hier nicht. Ich kenne sie. Sie will immer was Persönliches."
    „Ein Seidentuch. Das kaufe ich immer für Barbara. Sie hat genug Seidentücher, um einen ganzen Fallschirm draus zu nähen."
    „Gute Idee. Nun denn - wie wär's mit einem Lunch?"
    „Sehr gut."
    „Ich kenn da ein gutes Lokal in der Nähe von Macy."
    „Dann lassen Sie uns dort zu Mittag essen."
    „Einverstanden. Seien Sie um halb eins da."
    „Geht in Ordnung. Vielen

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