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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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Funktion eines Flaschenetiketts erfüllte.
53. In griechischen Großbuchstaben
    stand dort: „ATLANTIS NEKTAR“. Müsli war nahe
daran, die Amphore an der Hauswand zu zerschmettern,
und er hätte es gewiß getan, wenn der Sklave sie nicht behutsam
genommen und in einen Sack gesteckt hätte. Damit
ging er ins Haus, nicht ohne die Tür sorgfältig zu verriegeln.
    Müsli stand allein in der stillen Gasse und wollte sich der
Verzweiflung ergeben, als ihm ein rettender Gedanke
kam, der jedoch seinen schwärzesten Verdacht bestätigte.
Woher wußten die Leute erstens, daß Silvester war,
und zweitens, daß das Jahr 701 und somit das Jahrhundert
vor der Zeitrechnung zu Ende ging? Wie konnten sie
wissen, daß man in 700 Jahren eine Zeitrechnung beginnen
würde?
    „Alles Schwindel!“ murmelte er zähneknirschend. Das
konnten nur Leute sein, die mindestens siebenhundert
Jahre später geboren waren, folglich Zeitreisende.
54. Touristen
    womöglich, sensationslüstern und verwöhnt. Vielleicht
aber auch Studenten, auf einen exzentrischen Ulk erpicht.
Und was eignete sich dafür besser als eine Silvesterfeier
in der Antike, im sagenumwobenen Atlantis.
Dazu braucht man nicht einmal das echte, nein, man
fälscht sich eins zusammen. Eine antike Stadt, ein bißchen
guter Wein, Samos vielleicht, in wohletikettierte
Amphoren gefüllt, und fertig. Ein ehrenwerter Professor
Hieronymus aber läuft sich die Hacken wund beziehungsweise
fährt sich die Kristallsäule brüchig, um dasschließlich festzustellen. Ein höchst makabrer Ulk,
meine Herrschaften Studenten, billige Effekthascherei,
ihr Temporaltouristen. Schämt euch was!
55. Finstere Gedanken
    dieser Art beschäftigten Müsli, als er zur Zeitmaschine
zurückging. Dort angelangt, stieg er ein, vorerst noch
ohne Entschluß, völlig verwirrt vom Bewußtsein des Unrechts,
das der Vergangenheit, der Geschichtswissenschaft
und nicht zuletzt der Atlantologie in Gestalt ihres
ernsthaftesten Vertreters angetan wurde. Sollte er nicht
eingreifen? Das konnte sich doch ausbreiten wie eine
Seuche, nichts und niemand wäre dann vor solcher Fälschung
sicher.
    Ihm fielen Einzelheiten von Helgoland wieder ein —
wenn nun jeder Aluminium in die Antike einführen
wollte! Oder Papierdrachen, überhaupt Papier: Diese
verantwortungslosen Temporalrowdys schienen die
Tragweite ihres Handelns nicht zu erkennen. Papier in
der Antike! Bald würde man das Formular erfinden,
kurzum, die weitere Entwicklung der Menschheit würde
in jeder Weise gehemmt!
56. Der Untergang
    der „Atlandei“ erschien in diesem Licht durchaus begreiflich.
Natürlich war Helgoland nicht das echte Atlantis,
soviel stand fest, aber auch ein falsches konnte
schließlich untergehen. Die Verfechter der Helgolandtheorie
hatten also nicht einmal völlig unrecht, wie konnten
sie auch wissen, daß jemand heimtückisch den Begriff
„Atlandei“ samt Aluminium und Papier auf die
Insel einschleppen würde. Warum eigentlich „Atlandei“
statt „Atlantis“? Offenbar wußten die Schuldigen nicht
einmal genau, wie das, was sie fälschten, richtig hieß —
unfaßbar!
    So betrachtet, konnte sogar an der völlig unsinnig scheinenden
Annahme etwas dran sein, Atlantis habe in derSahara gelegen, da man ja eine Oase in gewissem Sinne
als Insel bezeichnen kann. Müsli wunderte sich jetzt
schon über gar nichts mehr und beschloß, unverzüglich
selbst nachzusehen.
57. In der Sahara
    mußte er freilich recht lange suchen. Er ließ die Zeitmaschine
über der Gegend kreisen und hielt Ausschau. Stellenweise
war noch Savanne vorhanden, wenn auch
schon reichlich verwüstet. (Sollten etwa auch hier Zeitreisende
. . .?)
    Plötzlich fiel ihm ein glänzender Punkt am Erdboden ins
Auge. Er versuchte zu erkennen, was das wohl sein
könnte, es gelang ihm aber nicht. Mit der Zeitmaschine
tiefer zu gehen, wagte er nicht, denn eine fliegende Zeitmaschine
ist selbst mit dem Raumbildprojektor nur
schlecht zu tarnen. Also landete der Professor in einiger
Entfernung, legte sein antikes Reisegewand an und
machte sich zu Fuß auf den Weg, in der Hoffnung, er
möge als Fußgänger in der Steppe nicht allzu sonderbar
wirken. Dieses Risiko mußte er eingehen.
58. Wenig später
    kam der glänzende Gegenstand in Sicht, und Müsli wunderte
sich nicht einmal, als er erkannte, was es war: eine
andere Zeitmaschine, wenn auch kein Serienmodell.
Gemessenen Schrittes näherte er sich der fremden Maschine
und gewahrte in ihrer Nähe einen Mann. Der
machte sich an irgendeinem

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