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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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Gerät zu schaffen, das er mit
seinem Rücken verdeckte, so daß nur das dreibeinige
Stativ der Apparatur zu sehen war. Er trug einen hellen
Tropenanzug und einen Sombrero.
    Einer Eingebung folgend, begrüßte ihn Professor Hieronymus
auf aztekisch, darauf rechnend, daß der
Fremde diese Sprache keinesfalls verstehe und ihn für
einen Einheimischen halte.
59. Der Fremde
    zuckte zusammen, als er hinter sich eine Stimme vernahm,
und wandte sich um. Erstaunen malte sich auf seinem
Gesicht, dann eilte er zur wenige Schritte entfernten
Zeitmaschine und verschwand darin. Professor Müsli
warf einen Blick auf das Stativ und stellte fest, daß es meteorologische
Meßgeräte trug. Eingehender konnte er es
nicht betrachten, denn aus dem Inneren seiner Maschine
erschien wieder der fremde Zeitreisende, in der Hand
einen Taschenübersetzer.
60. Der falsche Wüstenbewohner,
    das heißt Professor Hieronymus, wiederholte seinen
Gruß, den der Fremde nun verstand und erwiderte, wobei
er nervös an seiner Brille herumfingerte.
    „Was tust du hier, Fremder“, fragte Müsli würdevoll,
„und zu welchem Stamm gehörst du? Was sind dies für
Wunderdinge? Noch nie habe ich so ein seltsames Haus
gesehen.“ Dabei wies er auf die Apparate und die Zeitmaschine.
    Der Zeitreisende hatte sich, als er dies hörte, beruhigt
und erklärte sorglos: „Oh, ich komme aus einem großen
und mächtigen Land, das eine Tagesreise gen Sonnenaufgang
liegt — oder vielleicht gen Mittag? Die Götter
sind unserem Land gnädig, und ich bin hier, um ihnen zu
opfern. Die Bewohner unseres Landes vermögen viele
Zauberdinge zu vollbringen, das Land aber — es liegt
wohl doch mehr gen Mittag, glaube ich —, das Land heißt
Atlantis.“
61. Diese dreisten Worte
    ließen Müsli die Beherrschung verlieren. Nicht mehr in
Aztekisch, sondern in der Welteinheitssprache des dritten
Jahrtausends schrie er: „Hab ich dich doch erwischt!
So eine Frechheit! So eine bodenlose Frechheit . . .
Du . . .“ Er verlor den Faden und schnappte nach Luft.
    Der andere Zeitreisende hingegen schien nicht sonderlicherstaunt, einem temponautischen Kollegen zu begegnen,
wunderte sich aber über Müslis Wutausbruch
und fragte verständnislos: „Was wollen Sie eigentlich?
Warum schreien Sie mich an? Und wer sind Sie?“
    Der Professor unterdrückte mühsam seine Erregung wie
auch den Wunsch, handgreiflich zu werden, und sagte
mit zornbebender Stimme: „Ich bin Professor Müsli, äh,
Hieronymus, und was ich will — da fragen Sie noch? Ausgerechnet
Sie
?“ Er wies auf die Meßgeräte und auf die
Zeitmaschine. „Und was ist
das
? Das ist der Gipfel!“
    „Das ist eine Zeitmaschine“, widersprach der Fremde gelassen.
„Sieht man das etwa nicht?“
    „O doch, das sieht man!“ entgegnete Professor Hieronymus.
„Das ist es ja eben: Warum tarnen Sie Ihre Zeitmaschine
nicht? Wie kommen Sie dazu, hier in diesem Aufzug
herumzulaufen und Ihre Geräte aufzubauen, als
wären Sie zu Hause? Und warum, frage ich Sie, warum
behaupten Sie, aus Atlantis zu kommen?
Ja, kennen Sie
denn die Instruktionen nicht?

62. Die Instruktionen
    kenne er sehr wohl, erklärte der Fremde. Ebendeswegen
sage er ja, er komme aus Atlantis, um die Maschine nicht
tarnen zu müssen, was er im übrigen ohnehin nicht tun
könne.
    „Wieso“, erkundigte sich Müsli, „ist Ihr Raumbildprojektor
defekt?“
    „Ich habe gar keinen“, lautete die Antwort.
    „Sie haben keinen?“
    „Nein, wozu auch? Ich komme doch aus Atlantis. Sie
etwa nicht?“
    „Nein! Das heißt, doch, aber nicht direkt, und überhaupt
. . . Aber darum geht es ja gar nicht, wieso
Sie
aus
Atlantis kommen, will ich wissen!“ Dabei warf der Professor
mit anklagender Gebärde die Hand nach vorn und
leider auch einen Meßzylinder von der Stativplatte.
    Der Fremde bückte sich hastig, hob das zum Glück unversehrte
Glas wieder auf und blickte den Professor vorwurfsvollund mißtrauisch an, als erwäge er, ob Müsli
nicht vielleicht doch ein barbarischer Ureinwohner sei.
Dann stellte er den Meßzylinder vorsichtig wieder an seinen
Platz und sagte begütigend: „Nun, ich sehe, Sie wissen
wirklich nicht Bescheid. Ich werde Ihnen alles erklären.“
63. Die Erklärung
    begann er, indem er aus seiner Zeitmaschine zwei Klappstühle
holte, sie aufstellte und sich entschuldigte, daß er
Müsli keinen Platz im Schatten anbieten könne, da die
Maschine für zwei Personen zu klein sei.
    Professor Hieronymus setzte sich und sagte:

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