Die ersten Zeitreisen
erfüllt
und alle Einzelheiten, nach denen er fragte, mitgeteilt.
Ich konnte ja nicht ahnen, daß es so ausarten würde.
Hier irgendwo in der Nähe soll es übrigens auch ein Atlantis
geben, einen als Atlantis getarnten Forschungsstützpunkt
meine ich. Ich dachte erst, Sie kämen von
dort, weil Sie doch zu Fuß waren.“
„Ich komme nicht von dort. Aber ich werde dorthin gehen“,
erklärte Müsli entschlossen und erhob sich. „Wo
ist es?“
„Irgendwo da drüben.“ Kowalski wies unbestimmt nach
Südosten. „Es werden an die zwanzig, dreißig Kilometer
sein. Genau weiß ich es nicht, ich war selbst noch nichtdort. Wissen Sie, die Korrelationen zwischen Rhizosphäre
und Magnetismus sind in dieser Gegend etwas
kompliziert, deshalb habe ich . . .“
„Danke“, sagte Müsli, „leben Sie wohl!“ Darauf schritt
er würdevoll davon, dorthin, wo er seine Zeitmaschine
zurückgelassen hatte. Der Botaniker blickte ihm nach
und machte sich dann kopfschüttelnd wieder an seine
Arbeit.
66. Die Nacht
verbrachte Professor Hieronymus unfreiwillig im Freien
— was angesichts der recht niedrigen Temperaturen sehr
unangenehm war —; denn er hatte seine Zeitmaschine so
gut getarnt, daß er sie vor Einbruch der Dunkelheit nicht
wiederfinden konnte. Zu dem gewissenlosen Botaniker
zurückzukehren kam für ihn nicht in Frage.
67. Tags darauf
fand er die Maschine, stieg ein und flog nach Südosten.
Es dauerte nicht lange, und er erblickte den „Forschungsstützpunkt“,
von dem der Botaniker gesprochen
hatte.
Es war eine Ansiedlung aus Blockhütten und Glas-Stahl-Bauten,
umgeben von einem Wassergraben, in
dem sich Krokodile tummelten. Auf einer Brücke standen
Kinder und verfütterten Corned beef an die Tiere.
Vor den Blockhütten und Bungalows lagen Leute in Liegestühlen.
Einiges hatte Müsli ja erwartet, aber nicht das. Er näherte
sich und stellte fest, daß diese Ansiedlung ein Urlauberparadies
war. Am Eingang stand ein Kiosk, wo ein
Mann in antiker Kleidung Souvenirs verhökerte.
Souvenirs aus aller Welt, aus allen Zeiten, doch jedes mit
der Aufschrift „Gruß aus Atlantis“, ob es nun ein versteinerter
Seeigel, ein Plüschtier (Löwe oder Kamel), ein verchromter
„antiker“ Dolch, eine Tunika oder ein Bernsteinarmbandwaren. (Dem Professor fiel erst jetzt auf,
daß die Sahara-Siedlung keinen eigenen Fernsehturm
hatte.)
68. Müsli war erschüttert.
So trieb man Schindluder mit der Wissenschaft, die sich
seit Jahrhunderten um die Lösung des Atlantisrätsels bemühte.
Das war ein Attentat auf all die Jahre intensiver Forschungsarbeit,
die Müsli diesem so ernsten Problem gewidmet
hatte.
Müsli drängte es, die Temporalrowdys zur Rede zu stellen,
doch dann besann er sich, und nach einem letzten
Blick voll Verachtung in den Abgrund temponautischen
Sittenverfalls verließ er mit seiner Maschine den Ort und
das Zeitalter.
69. Die Schuldigen
sollen ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, beschloß
Professor Hieronymus, aus dem falschen Sahara-Atlantis
zurückgekehrt; vorerst jedoch wollte er Stillschweigen
bewahren. Die Urheber des Instruktionsfrevels öffentlich
anzuklagen hätte zur Folge gehabt, daß die Methode
der falschen Atlantier allgemein bekannt wurde. Darauf
wollte es der Professor nicht ankommen lassen, bevor er
das Atlantisproblem nicht endgültig geklärt hatte. Er
fühlte, daß er dem echten Atlantis wieder näher war, und
wollte nicht riskieren, daß weitere Gebiete von Fälschern
als Atlantis ausgegeben wurden. Außerdem konnte er ja
nicht wissen, ob die Maßnahmen gegen jene Mystifikatoren
nicht auch völlig Unschuldige trafen; es wäre ihm
schwergefallen, sich von seiner Zeitmaschine zu trennen.
Daher weihte er nur Jan ein.
70. Jans Reaktion,
als er von den Atlantisfälschungen erfuhr, glich der des
Professors. Der alte Schulfreund schwor, die Verantwortlichenzu finden, sie zu bestrafen und alles zu tun,
daß dergleichen Schandtaten künftig unmöglich seien.
Nur mit Mühe gelang es Müsli, ihn von übereilten Schritten
abzuhalten. Jan versprach schließlich, vor der endgültigen
Lösung des atlantischen Rätsels nichts zu unternehmen,
höchstens nachzudenken, wie man später am
wirksamsten vorgehen könne.
71. Verbündete,
sagte Jan weiter, werde er gewiß finden; sein Kollege
McLuhan-Green aus der Tempometrieabteilung des
Tim-Traveller-Kombinats habe sich bereits voll Besorgnis
über die zunehmende Zahl offiziell nicht registrierter
Starts geäußert. Was konkret zu tun sei, wisse er
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