Die ersten Zeitreisen
begreifen, was geschah,und rief nach einer Weile: „Jan! Was soll das? Willst du
Herrn Brundels etwa . . .?“
„In Atlantis wird nicht geprügelt“, brüllte Jan.
„In Atlantis!“
Dann verlor Professor Hieronymus, der kein sonderlich
guter Läufer war, die beiden aus den Augen.
77. Der verstörte Professor
wandte sich wieder seinem Heim zu und vergegenwärtigte
sich, was geschehen war. Warum und wozu der zeitreisende
Bert Brundels Kreta für Atlantis ausgegeben
hatte, konnte er nur vermuten. War es böswillige Täuschung,
oder hatte er Kreta Atlantis genannt, weil ihm
anderes einfach nicht in den Sinn kam? Jedenfalls hatte
Bert Brundels damit — seiner eigenen Argumentation zufolge
— nur bewiesen, daß es ein einziges echtes Atlantis
gab, jenes, von dem Professor Hieronymus die Karte
mitgebracht hatte.
Als der Professor sein Haus betrat, erblickte er den umgestürzten
Tisch, davor die Lupe. Sie lag am Boden auf
einer dünnen Schicht Asche und sammelte die Sonnenstrahlen
zu einem leicht verschwommenen Punkt. Nur
an einer Ecke, wo der relativ unversehrte kretische Dolch
sie bedeckte, war die Karte von Atlantis nicht verbrannt.
78. Der erschütterte Professor
Hieronymus, vom Schicksal schwer geprüft, doch auch
gestählt, brach angesichts dieses schweren Verlustes
nicht zusammen, sondern unverzüglich zu einer neuen
Zeitreise auf.
79. Ein zweiter Besuch
in dem einzig wahren Atlantis, dem Atlantis seiner Überzeugung,
mußte neue, diesmal unwiderlegbare Beweise
liefern. Also begab sich der routinierte Temponaut wiederan den Ort und in die Zeit, die er einst notgedrungen
verlassen hatte. Zwar vergaß er in der Eile, das Tempometer
einzustellen, so daß er später nach dem Gefühl
nachregulieren mußte, doch war das ziemlich belanglos:
Auf ein paar Wochen kam es ihm nicht an, schließlich
legte er Jahrtausende zurück. Er fürchtete nur etwas um
seine pünktliche Rückkunft, bis ihm einfiel, daß die Maschine
am Tag der Abreise ja automatisch stehenblieb.
80. Völlig sorglos
kam Müsli wieder dort an, wo er schon einmal gewesen
war. Eine räumliche Abweichung von fünfzehn bis zwanzig
Kilometern war beabsichtigt; er mochte den Fischern
nicht mehr begegnen, die Zeugen seiner etwas sonderbaren
Abreise geworden waren. Außerdem wollte er ja
mehr erfahren, als jenes kleine Fischerdorf zu bieten
hatte.
Er befand sich wieder an der Ostküste jener Atlantis vorgelagerten
Insel, aber etwas weiter nördlich als damals,
hier sah er keine Menschenseele. Müsli nahm seinen
Kommunikator, tarnte die Zeitmaschine als Felsbrocken
und schritt landeinwärts. Nach einer halben Stunde fand
er eine Siedlung, nicht besser und nicht schlechter als jenes
erste Dorf. In einer Senke inmitten der karg bewachsenen
felsigen Hügel standen die Hütten um ein großes
Haus herum, offensichtlich die Wohnung des Priesters.
81. Der Abend
senkte sich mild herab. Die Luft war warm, aber ein
leichter Wind wehte vom Westen herüber, wo sich an die
Hügel ein Gebirgszug anschloß. Der Berge wegen
konnte der Professor die atlantische Hauptinsel nicht sehen;
zweifellos mußte sich von den Gipfeln ein herrlicher
Blick auf das wunderschöne, reiche Atlantis bieten.
Müsli versank in Träumerei. Er stellte sich die Königsstadtan der Ostküste vor, von der hinter der großen
Ebene versinkenden Sonne in goldenes Licht getaucht.
Und sein Herz wurde weit bei dem Gedanken an die Krönung
seines Lebenswerkes, den Besuch in Poseidonis,
der Königsstadt.
Zuvor galt es jedoch, Erkundigungen einzuziehen. In seiner
Rolle als reisender Gelehrter stand ihm das durchaus
zu, das Haus des Priesters aufzusuchen, das vielleicht
gleichzeitig der Tempel der Ansiedlung war. Als er durch
das Dorf kam, verschwanden die Bewohner scheu in ihren
Hütten — verständlich bei seinem majestätischen
Schritt, dem des erfolgreichen Atlantologen auf dem
Wege zum Sieg.
82. Der Priester
kam ihm würdevoll entgegen, bat ihn ins Haus und bewirtete
ihn. Dann fragte er nach des Gastes Begehr, und
Müsli berichtete ihm mit aller Selbstverständlichkeit des
Weltreisenden von seiner Reise nach Atlantis.
Der Priester hörte aufmerksam zu und bat um weitere Erklärungen.
Voller Eifer zeichnete der Gelehrte auf eine
Eselshaut, die der Priester ihm vorlegte, eine grobe
Skizze seines Reiseziels, der Hauptinsel, während der
Priester nachdenklich nickte und nach Müslis Bericht
die Skizze vervollständigte.
Danach nahmen sie die Nachtlabe ein, und Müsli
träumte vom einzig wahren
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