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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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kennzeichnete. Unter dem Strichcode war ein Logo: eine strahlende Sonne.
    „Was, die kleine Sonne?“
    „Das ist keine Sonne, das ist ein Stern.“
    „Die Sonne ist ein Stern, hab ich mal irgendwo gehört.“
    „Im All sind sie gleich. In der Symbolik unterscheiden sie sich. Siehst du die kleinen Spitzen außenherum? Zähle sie.“
    Jessica seufzte und zählte mit zusammengekniffenen Augen. „Dreizehn?“
    „Stimmt genau, Jessica. Das ist ein dreizehnzackiger Stern. Kommt der dir bekannt vor?“
    Jessica schürzte die Lippen. Er kam ihr tatsächlich bekannt vor. „Stimmt, wir haben an unserem Haus eine Plakette, die so aussieht. Eine Antiquität. Der Makler meinte, früher hätte das bedeutet, dass man versichert sei. Die Feuerwehr würde bei deinem Haus nicht löschen, wenn du die nicht hast.“
    „Das behaupten immer alle. Aber es gibt an allen Häusern in Bixby solche Plaketten.“
    „Also wollten die Leute nicht, dass ihre Häuser abbrennen. Was ist daran seltsam?“
    Dess lächelte wieder und blinzelte. „Und dann gibt es einen großen Stern über dem Eingang zum Rathaus. Und einen auf dem Fahnenmast vor dem Bixby Register ,der Lokalzeitung, und gleich hinter jedem Eingang dieser Schule ist einer auf den Boden gemalt. All diese Sterne haben auch dreizehn Zacken.“ Sie beugte sich vor und redete schnell und leise. „Der Stadtrat hat dreizehn Mitglieder, fast alle Treppen in der Stadt haben dreizehn Stufen, und Bixby, Oklahoma hat dreizehn Buchstaben.“
    Jessica schüttelte ihren Kopf. „Soll heißen?“
    „Soll heißen, dass ich außer Bixby keine Stadt kenne, in der man dreizehn für eine Glückszahl hält. Und nicht nur für eine Glückszahl, sondern für notwendig. “
    Jessica holte tief Luft. Sie sah zu den Bücherregalen hinter Dess’ Kopf hinauf. Nachdem Dess sie jetzt darauf aufmerksam gemacht hatte, erkannte sie die kleinen, weißen Aufkleber deutlich, Reihe um Reihe ragten sie über ihnen auf. Unzählige dreizehnzackige Sterne.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich schätze, das ist ziemlich seltsam, Dess.“
    „Hattest du schon seltsame Träume?“, fragte das Mädchen.
    Ein Schauder lief Jessica den Rücken hinunter. „Was?“
    „Weißt du noch, in Trig? Ich hab dir gesagt, dass man von dem Wasser hier seltsam träumt. Ist dir das schon passiert?“
    „Ach so, ja.“ Jessica schwirrte der Kopf. Aus irgendeinem Grund wollte sie Dess nicht von ihrem Traum erzählen. Er war so perfekt gewesen, so willkommen. Und sie war sicher, dass Dess etwas sagen würde, womit sie das Gefühl, das der Traum in ihr ausgelöst hatte, zerstören würde. Das Mädchen starrte sie aber so eindringlich an, ihr Blick verlangte eine Antwort.
    „Vielleicht“, hob Jessica zögernd an. „Ich hatte einen irgendwie seltsamen Traum. Aber vielleicht war es gar kein Traum. Ich weiß es nicht genau.“
    „Du wirst es früh genug erfahren.“ Dess sah zur Bibliotheksuhr hoch und lächelte. „In 43.207 Sekunden, um genau zu sein.“
    Sieben Sekunden später läutete die Glocke zum Mittagessen.

Jonathan
    12.01 Uhr mittags
    6
    Jessica ging zum Mittagessen, ein paar Nerven hatten sich in ihrem Bauch zu einem Knoten verklumpt.
    Wieder hatte Dess ihr eine Gänsehaut verschafft, genau wie am ersten Tag in Trig. Jessica konnte verstehen, warum Dess nicht viele Freunde hatte. Immer wenn Jess das Gefühl hatte, dass sie einander näherkamen, machte das Mädchen eine verrückte, tiefgründige Bemerkung, als ob sie Jessica davon überzeugen wollte, dass sie übersinnliche Kräfte hätte. Jessica wollte nichts weiter als ein bisschen Hilfe in Trigonometrie, keinen Kurs über die geheimnisvollen Pfade von Bixby, Oklahoma.
    Jessica seufzte, als sie sich auf den Weg zur Cafeteria machte. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, fand sie Dess eigentlich gar nicht mehr so mysteriös. Nur traurig. Sie stieß Jessica absichtlich von sich. Vielleicht wollte sie mit ihren verwirrenden Drehungen und Wendungen in Gesprächen die Leute abschrecken. Leuten die Köpfe zu verdrehen war einfacher, als sie kennen zu lernen und ihnen zu vertrauen. Vielleicht hatte sie Angst.
    Dess wirkte aber gar nicht ängstlich, nur ruhig und selbstsicher. Ihre Sätze konnten noch so abwegig sein, sie brachte sie immer in so einem überzeugten Ton rüber. Dess redete, als ob sie in einer fremden Welt leben würde, mit völlig anderen Regeln, die für sie allesamt absolut einleuchtend waren.
    Was in anderen Worten bedeutete, dass sie verrückt war.
    Andererseits

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