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Die Erzaehlungen 1900-1906

Die Erzaehlungen 1900-1906

Titel: Die Erzaehlungen 1900-1906 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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teils durch kleinere Zeitschriftenartikel am literarischen Leben beteiligte , an den Verfasser erinnert. Denn zur Zeit der Niederschrift begann mit ersten Buchbesprechungen für die Basler
    Allgemeine Zeitung
    Hesses
    lebenslange Rezensententätigkeit. Seine früheste, einem einzelnen Dichter ge-widmete Besprechung vom 21.1.1900 galt denn auch Novalis und der ersten
    482
    Gesamtausgabe dieses Dichters, die 1898 (herausgegeben von Carl Meißner)
    bei Eugen Diederichs in Leipzig erschienen war. Doch gilt für das Autobio-
    graphische in dieser wie in den meisten von Hesses Erzählungen, was der
    Dichter im September 1948 an seinen Sohn Heiner schrieb:
    Übrigens wäre es
    natürlich unvorsichtig, das Ich des Erzählers mit meiner Person gleichzusetzen.
    Auch [Peter] Camenzind erzählt ja seine Geschichte selbst und [Josef] Knecht seine Lebensläufe, und an jedem bin ich beteiligt, aber keiner ist Ich.
    Der
    Novalis
    ist einer der Texte, die Hesse in keinen seiner Erzählbände aufgenom-
    men hat. Erst 1952 wurde diese Geschichte gemeinsam mit Eine Stunde hinter
    Mitternacht und Hermann Lauscher von ihm unter der Rubrik
    Frühe Pro-
    sa
    in die geschlossene Ausgabe seiner Gesammelten Dichtungen und deren
    erweiterte Nachauflage Gesammelte Schriften (1957) einbezogen.
    Die 1902 entstandene Kurzgeschichte
    Eine Rarität
    schildert ebenfalls die
    Schicksale eines Buches. Es geht um den lyrischen Erstling eines später durch Lustspiele bekannt gewordenen Dichters. Dieses von allen Verlegern abgelehnte und vom Verfasser schließlich auf eigene Kosten gedruckte Gedichtbändchen
    erfährt eine späte, tragikomische Karriere. Sie entspricht genau dem Wer-
    degang von Hesses literarischem Debüt, dem schmalen, in 600 Exemplaren
    erschienenen Bändchen
    Romantische Lieder , deren wenige noch vorhande-
    ne Exemplare schon zu seinen Lebzeiten, insbesondere aber nachdem er den
    Nobelpreis erhalten hatte, als kostbare Raritäten gehandelt wurden. Auch die Kapriolen des Marktes, die das Bändchen nach Hesses Tod erlebte,
    seit einige
    amerikanische Sammler danach fahnden , sind in der Geschichte vorwegge-
    nommen, ja sogar die Prognose von einem Reprint als Faksimile-Druck hat
    sich erfüllt in Form eines originalgetreuen Nachdrucks der Erstausgabe, der
    1977, anläßlich des 100. Geburtstages von Hesse, in Japan erschien. Beachtenswert ist auch Hesses Feststellung, daß sein Ruhm als
    Lustspieldichter
    dies
    bewirkt haben soll, zeigt es doch Hesses Verhältnis zur Öffentlichkeit, die, im Gegensatz zu ihm selbst, seine Romane, die er hier auf der Ebene von
    Lustspielen einordnet, ungleich höher schätzte als seine Lyrik. Mit schönem
    Understatement heißt es in einer
    Literarischen Grabschrift , die er sich als
    Dreißigjähriger notierte:
    Hier ruht der Lyriker H. Er wurde zwar als solcher
    nicht anerkannt, dafür aber als Unterhaltungsschriftsteller stark überschätzt.
    Die Erzählung
    Karl Eugen Eiselein , vermutlich kurz vor Unterm Rad En-
    de 1903 in Calw entstanden, spielt wie ein Großteil des Romans vor Ort, im
    hier erstmals auftauchenden fiktiven
    Gerbersau . Man könnte diese Erzäh-
    lung als eine selbstkritische Variante zu Unterm Rad verstehen, da der junge Eiselein Züge des genialischen Hermann Heilner aufweist, und nicht (wie der
    überforderte Hans Giebenrath) an seiner Umwelt zerbricht. Als Hesse diese
    Satire auf das literarische Ästhetentum schrieb, war er selber gerade erst den Versuchungen entronnen, denen Karl Eugen Eiselein auf den Leim geht.
    Daß
    483
    er zum Dichter und nur zum Dichter geboren sei , glaubt der junge Karl Eu-
    gen ebenso früh wie der 12jährige Hesse zu wissen. Doch im Gegensatz zu
    diesem vergeudet Karl Eugen seine Zeit als Bohemien. Modisch wie er sich
    kleidet, gilt auch in der Literatur seine Vorliebe dem letzten Schrei, der sym-bolistischen Moderne. So preziös seine Gedichte, so prekär werden seine Schulden. Getreu seinen Vorbildern George, Hofmannsthal, d’Annunzio und Mae-
    terlinck, bemüht er sich
    um die Pflege einer priesterlich reinen, feiertäglichen
    Sprache , bis diese Höhenflüge im Alltag des väterlichen Lebensmittelladens
    wieder Grund unter den Füßen finden. Während Eiseleins Manuskript
    Das
    Tal der bleichen Seelen
    nicht über die ersten Seiten hinausgekommen ist,
    vermochte Hesse seine Stunde hinter Mitternacht zu vollenden und damit ein
    für allemal das schöngeistige Schwelgen in artifiziellen Traumgefilden abzulegen. Weitere lokale,

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