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»Die Essensfälscher«. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen

Titel: »Die Essensfälscher«. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Bode
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lächerliches Handtuch (100 Punkte) hätte der Einsender 100 »Überraschungseier« oder 500 »Milch-Schnitten« essen müssen; die höchste Prämie, eine Allerwelts-Sporttasche (160 Punkte), gab es für Punkte zum Beispiel aus 160 Tafeln »Kinder-Schokolade« oder aus 40 »nutella«-Gläsern der 750-Gramm-Version.
    Danone, Hersteller der überzuckerten »Fruchtzwerge«-Joghurts, die mit dem Slogan »So wertvoll wie ein kleines Steak« in die Werbegeschichte eingingen, sponserte einen »Kinderturn-Kongress« mit Wissenschaftlern und stellte Material zur Ernährungsaufklärung und »Fruchtzwerge« zur Verfügung; außerdem ist das Unternehmen Mitglied bei der »Plattform Ernährung und Bewegung« im »Kampf gegen Übergewicht und Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen« und richtet den »Danone Nations Cup« aus, angeblich das »größte internationale Fußballturnier für Kids zwischen zehn und zwölf Jahren«.
    Die Frühstücksflockenfirma Kellogg ruft – ähnlich der Aktion von Konkurrent Nestlé – seit 2008 den »Tag des Frühstücks« an deutschen Schulen aus, »um möglichst viele Familien und Institutionen auf die Bedeutung des Frühstücks aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, dass ein Start in den Tag ohne Frühstück insbesondere für Kinder keine Option ist«. Gemeinsam mit der Deutschen Schulsportstiftung leistet Kellogg eine einmalige Anschubfinanzierung für Schulen, die vor Schulbeginn oder in der großen Pause ein Frühstück anbieten wollen. Das Projekt trägt den Titel »Frühstücks-Clubs powered by KELLOGG «, und die Firma meint betonen zu müssen, dass die Schulen »beim Lebensmittelangebot freie Hand« hätten. Wäre es anders, es wäre skandalös, aber an der »freien Hand« der Schule darf man dennoch zweifeln. Denn der direkt anschließende Satz auf der Website lautet: »Bedingung ist, dass es so ausgewogen wie möglich sein sollte« – und garantiert hat Kellogg die Vorstellung, dass zu einem ausgewogenen Frühstück auch Frühstücksflocken von Kellogg gehören. Seit 20 Jahren sponsert Kellogg auch den Bundeswettbewerb der Schulen »Jugend trainiert für Olympia«, an dem jährlich fast 900 000 Schüler an bundesweiten Wettkämpfen in 16 olympischen Sportarten teilnehmen.
    Zweifelsfrei fällt all das unter die Überschrift »scheinheiliger Aktionismus«. Kellogg ist in diesem Punkt nicht anders als Nestlé und die anderen Unternehmen. Weil auch Kellogg unter dem Namen »Smacks« Frühstücksflocken verkauft, die zu 43 Prozent aus Zucker bestehen und auf die deshalb mit Fug und Recht zutrifft, was die Schweizer Zeitschrift » NZZ Folio« schrieb: »Anders als in der Produktbeschreibung angegeben, sind Smacks nicht ›knusprig gerösteter Weizen, verfeinert mit leckerem Honig und natürlich mit vielen Vitaminen‹, sondern Zucker, an dem Weizen kleben blieb – Smacks enthalten mehr Zucker als Weizen.« Auch der Schulsport-Förderer Kellogg ist sich nicht zu schade, Fußballschuhe und Fußbälle auf Verpackungen zu drucken und als sportliche Version »Kellogg’s Kick« zu verkaufen, obwohl diese Sorte mit 26 Gramm Zucker auf 100 Gramm Flocken mehr als das Dreifache an Zucker enthält wie die originalen Kellogg’s Cornflakes.
    Die Böcke haben sich selbst zu Gärtnern gemacht. Das ist so offensichtlich wie simpel – Nestlé, Kellogg, Ferrero und wie die Zuckerbäcker und Fettbrater alle heißen, präsentieren sich mit Kindersport- und Frühstücks-Events als Teil der Lösung, dabei erzeugen sie das Problem. Sie selbst sind ein Riesenproblem, weil sie mit unlauteren Methoden Kindern und deren Eltern zu zuckrige und zu fetthaltige Lebensmittel andienen.
    Mit ihrer Sportförderung und Ernährungserziehung betreibt die Lebensmittelbranche ein klassisches Ablenkungsmanöver. Sie lenkt ab von ihrer originären Verantwortung
als Lebensmittelhersteller
für das wachsende Übergewichtsproblem; stattdessen tut sie so, als sei Übergewicht allein die Folge individuellen Bewegungsmangels und schiebt die Schuld damit an die eigenen Kunden zurück. Sie lenkt ab von der schlichten Tatsache, dass zu viele Menschen zu viel vom Falschen essen. Dass sie zu viele Kalorien in sich hineinstopfen – viel zu viele, als dass man die durch mehr Bewegung wieder verbrennen könnte. Die Kalorienzufuhr zum Beispiel eines Schokoriegels mit Erdnüssen entspricht mit seinen 497 Kalorien dem Kaloriengehalt von dreieinhalb Bananen und macht in nur 60 Sekunden einen erheblichen Anteil des

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