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»Die Essensfälscher«. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen

Titel: »Die Essensfälscher«. Was uns die Lebensmittelkonzerne auf die Teller lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Bode
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natürlich auch Erwachsene – ausgesetzt sind. Sie sind anfälliger für Infektionen, haben Skelettschäden, sie tragen ein erhöhtes Risiko für hohen Blutdruck, hohe Cholesterinwerte, koronare Herzerkrankungen und Gicht. Auch ist ihr Risiko höher, an Fettleber, Gallensteinen und Gelenkkrankheiten oder Brustkrebs zu leiden. Nicht zu reden von Karies, einer der häufigsten Krankheiten überhaupt, für deren Entstehung Zucker mitverantwortlich ist.
    Schon heute verursachen die Folgen »ernährungsmitbedingter« Krankheiten nach Schätzungen der Bundesregierung allein in Deutschland Kosten von 70 Milliarden Euro. Pro Jahr. Hinzu kommen volkswirtschaftliche Kosten durch mehr Krankheitstage und weniger Leistungsfähigkeit.
    Es ist skandalös, wie die Lebensmittelindustrie angesichts solcher Zahlen weiterhin ungerührt mit aller Macht viel zu zuckerreiche Lebensmittel in den Markt drückt. Etwa 2,8 Milliarden Euro geben Nahrungsmittelhersteller (1,8 Milliarden Euro) und Getränkeproduzenten (1 Milliarde Euro) in Deutschland pro Jahr für Werbung aus – das ist weit mehr als etwa die Automobilbranche mit 1,8 Milliarden Euro. Verräterisch: Bei der Werbung für Nahrungsmittel ist der größte Einzelposten mit gut 600 Millionen Euro der Bereich »Schokolade und Zuckerwaren«, für Eis-Werbung gibt die Branche zusätzlich jährlich gut 30 Millionen Euro aus. In diesen rund 630 Millionen Euro sind noch nicht einmal die Werbeausgaben für die Zuckerbomben anderer Produktgruppen enthalten wie Brotaufstriche, Joghurts, Softdrinks, Frühstücksflocken oder Babytees. Und dennoch sind diese 630 Millionen Euro Werbeausgaben allein für Schokolade, Zuckerwaren und Eis das Zehnfache dessen, was die Branche zum Beispiel für Brot und Backwaren (66 Millionen Euro) ausgibt und mehr als das Sechsfache der Werbung für Tiefkühlkost (zirka 90 Millionen Euro).
    Preisfrage: Und wie viel geben die Hersteller für die Werbung von Früchten und Gemüse aus? Es sind, je nach Rechenweise, lächerliche 4,6 bis 6,5 Millionen Euro; das ist bestenfalls der hundertste Teil der Werbeausgaben für Schokolade, Zuckerwaren und Eis. Diese Zahlen sprechen Bände. Besser lassen sich die wahren Interessen der Branche nicht auf den Punkt bringen: Obst und Gemüse sind ganz brauchbar für eine Märchenstunde mit Räuber Hotzenplotz; im Hersteller-Alltag dagegen geht es um Marktanteile bei Schokoriegeln und Eistüten, um Gewinnmargen bei Schulvesper-Attrappen und Fruchtgummis. Hier spielt für die Konzerne die Musik, die so entlarvende Werbe-Melodien kreiert wie jene von Nestlé für seine Frühstücksflocken namens »Cookie Crisp«: »Wer isst nicht gerne leckere Schokokekse?«
    Allein der Begriff »Werbeausgaben« verdient, einmal genau studiert zu werden: Nicht jeder weiß, dass die Lebensmittel- und Getränkeindustrie jene 2,8 Milliarden Euro, die sie jährlich aufwendet, um uns Verbraucher zu ködern, selbstverständlich von uns Verbrauchern bezahlen lässt. Werbung ist ein für die Branche unverzichtbarer Teil in der langen Kette von Herstellung, Verteilung und Vermarktung eines Produkts, in dessen Preis am Ende jede einzelne Ausgabe enthalten ist. Im Klartext: Der übergewichtige 12-Jährige, der in der Schule einen vermeintlich gesunden Pausensnack zu sich nimmt und kaum einen Nachmittag ohne Schokoriegel übersteht, finanziert den werblichen Unsinn auch noch selber, der ihn und seine Eltern immer wieder zu den Zuckerbomben treibt.
    Vielleicht trinkt dieser dicke 12-Jährige, der im Schulsport wegen seiner Leibesfülle regelmäßig als Letzter in die Fußballmannschaft gewählt wird, in der Schulpause ein Fläschchen »Monte Drink« von Zott. Denn ungeniert suggeriert die Großmolkerei aus dem bayerischen Mertingen, bei Monte handele es sich um ein gesundes und ausgewogenes Produkt und einen »idealen Begleiter für Schule und Freizeit«, der »wertvollen Traubenzucker« enthalte. Ein guter Ersatz fürs Pausenbrot ist »Monte Drink« aber keineswegs: In dem »Milchmischgetränk« stecken 12,7 Prozent Zucker, pro Fläschchen sind das 25,4 Gramm oder etwa acht Stück Würfelzucker. Und das ist mehr als in der gleichen Menge Cola. Wertvoll oder gesund ist an dem Getränk weder der Traubenzucker noch die ganze aromatisierte Zucker-Milchcreme-Mischung. Zott jubelt dem dicken Jungen eine Zuckerbombe als gesunde Zwischenmahlzeit unter – dreister kann man Kinder nicht täuschen. Es grenzt an Körperverletzung durch Irreführung.
    Zucker ist ein

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