Die Eule - Niederrhein-Krimi
Erfurt erfahren habe. Der Diakon ist hier ja schon aufgelaufen.«
Die Behördenchefin reagierte ungehalten. »Dann holen Sie sich den Mann, von dem haben Sie ja Name und Anschrift. Was ist mit dem anderen? Was wissen wir über den?«
Wieder gab es eine Kunstpause in den Ausführungen von Ahas, diese ließ Karin aufmerksam aufhorchen. Sie war gefühlte fünf Sekunden zu lang.
»Wir wissen nur, wie er heißt. Nicht mehr. Carl Stricker.«
Staatsanwalt Haase erhob sich. »Schreiben Sie beide zur Fahndung aus. Conrad van Laak und Carl Stricker. Die Haftbefehle können Sie sich gleich bei mir abholen.«
Die Runde geriet in Bewegung, hektisch teilte die Hauptkommissarin die Kollegen ein.
»Jerry und Tom, ihr holt die Haftbefehle ab und fahrt nach Kevelaer. Den anderen schreiben wir zur Großfahndung aus. Nikolas und von Aha, ihr kümmert euch um Cornelia Garowske. Ich mache hier den zentralen Anlaufpunkt.«
Die Kommissare flogen aus zu allen Seiten. Die Behördenchefin nahm Karin Krafft kurz zur Seite.
»Mit der Einstellung des Göttingers habe ich eine gute Wahl getroffen. Er scheint sich hier eingefunden zu haben und bereichert Ihr Team. Das habe ich mir so vorgestellt.«
Sie rauschte hinter dem Staatsanwalt her, der ihr galant die Tür öffnete.
Burmeester war noch nicht gegangen, suchte noch in seinem PC , als Karin an ihren Platz zurückkam.
»Was machst du hier?«
»Moment, gleich, hier, das kannst du in der Zeit mal überprüfen.« Er reichte ihr den Auszug aus einer Halteranfrage mit Duisburger Kennzeichen.
»Ach, du hast es dir doch merken können?«
Burmeester neigte sich zu ihr herab. »Der ist gestern schon in der Gegend gewesen, noch bevor ich im Gebäude der GdW war. Ich habe dir doch erzählt, dass jemand die Garowske dorthin brachte und sich mit ihr gestritten hat. Es ist kein Zufall, dass der heute wieder dort auftauchte. Das Fahrzeug gehört einer Autovermietung in der Nähe vom Duisburger Hauptbahnhof. Die müssen doch wissen, wer damit durch die Lande gurkt.«
* * *
Nach einer Stunde kam die ernüchternde Nachricht aus Kevelaer. Van Laak war nicht auffindbar, war nicht seinen Verpflichtungen nachgekommen und wurde bei der Pilgerbetreuung schon vermisst. Seine Frau wusste, wie immer, von nichts.
Burmeester und sein Kollege waren ebenfalls erfolglos zurückgekehrt. Sie hatten die Wohnung der Garowske öffnen lassen.
»Die gleiche asketische Kargheit wie in den Räumen Am Blaufuß, nur nicht verwüstet.«
Von Aha ergänzte mit nachdenklich an die Stirn getipptem Finger: »Es stand eine Kaffeetasse auf dem Tisch, und die Kaffeemaschine war noch eingeschaltet. Der durch Flüssigkeitsverdunstung übrig gebliebene klägliche Rest war schon Stunden alt.«
Karin Krafft erinnerte sich an die Wohnung und die Gewohnheiten der Frau. »Das passt nicht zu ihr, die erledigt alles ohne Aufschub. Ihr muss etwas Entscheidendes dazwischengekommen sein.«
Man spürte, wie es in den Köpfen rumorte, Karin sprach es aus. »Etwas oder jemand.«
Burmeester stutzte zunächst ungläubig. »Du meinst, man hat sie sich geholt?« Nichts schien unmöglich.
Karin nickte.
»Verdammt, die sind uns durch die Lappen gegangen. Aber wir haben auch Neues, der Hinweis stammt von Burmeester, und wir haben uns das eben bestätigen lassen. Der andere Zwilling hat sich ein Mietauto genommen in Duisburg.«
»Hast du den schon zur Fahndung herausgegeben?«
»Ja, gerade eben, im gesamten Kreisgebiet hält man die Augen offen. Nur gibt es lediglich eine grobe Beschreibung. Die Angabe, sucht mal die zweite Ausgabe von van Laak, reicht nicht. Der Zwilling soll viel älter, verbrauchter aussehen, aber energisch auftreten und handeln. Wie getrieben von etwas. Über seine Kleidung ist nichts Genaues bekannt. Das haben wir von der Dame an der Wagenübergabe der Autovermietung.«
Von Aha blickte auf. »Dann müssen wir abwarten und unsere Leute positionieren, wo er auftauchen könnte.«
Schlaumichel, dachte Karin Krafft, als sich ihr Handy meldete. »Anonymer Anrufer«, stand auf dem Display. Komisch, wer ihre Nummer hatte, machte doch keine Geheimnisse um den eigenen Namen. Angenervt drückte sie auf Empfang und bellte ihren Namen ins Mikrofon.
»Ich habe deinen Sohn, du stellst jetzt augenblicklich die Fahndung ein.«
Sie wusste nicht, wie ihr geschah, dann setzten sich ihre Wahrnehmungen in Windeseile zusammen. Sie meinte diese Stimme zu kennen, und diese Stimme behauptete, ihren Sohn zu haben. Moritz, wie konnte das
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