Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eule - Niederrhein-Krimi

Die Eule - Niederrhein-Krimi

Titel: Die Eule - Niederrhein-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Thomas u Wirth Hesse
Vom Netzwerk:
Rolle. Was will der?«
    * * *
    Die Tür ging auf, Tom, Jerry und Staatsanwalt Haase erschienen gleichzeitig. Der Raum füllte sich in beängstigender Dichte, bis Gero von Aha erneut souverän die Führung übernahm.
    »Bitte alle in den Besprechungsraum. Es reicht, wenn einer bei der Chefin bleibt, die muss noch Platz zum Atmen haben. Wir können dort den Krisenstab bilden und koordinieren. Nikolas, wir brauchen nachher bestimmt eine freie Funkfrequenz für die Einsatzfahrzeuge, damit uns niemand abhören kann. Gibt ja immer Verrückte, die einem Einsatz aus Sensationslust folgen oder die ersten Bilder auf YouTube einstellen wollen. Du sorgst für einen freien Funkraum.«
    Haase war das alles zu wenig, er sah seine Hauptkommissarin leiden. »Was sagt die Ortung, sind wir da weiter?«
    »Wenn er sich wieder melden würde, dann hätten wir ein Bewegungsbild von ihm.«
    Das war verdammt wenig, und den Kollegen war die Anspannung anzusehen. Fast wären sie aufgesprungen, als das Handy erneut klingelte.
    »Hallo? Wer ist da? Moritz, bist du da?«
    Karin lauschte gebannt in den Hörer. Nichts, keine Stimme, kein Atmen, im Hintergrund leise Kirchenglocken. Sie schaute auf die Uhr. Zwölf. High noon . Die Kirche gab vier Schläge in einer Tonlage, danach zwölf, die geraden und die ungeraden jeweils in einer anderen Tonfolge, bevor es anfing zu läuten. Der Dom, dachte sie, das ist der Xantener Dom. Erst nachdem die Glocken verklungen waren, erkannte sie die Musik, die leise im Hintergrund klang, und erschrak. Die Harfentöne von Evelyn Huber und das Saxophon von Mulo Francel spielten ihre »Songs of Spices« von einer CD , die sie heute Morgen aufgelegt hatte. Eines ihrer Lieblingsalben zurzeit. Sie hielt das kleine Mikrofon des Handys zu und flüsterte.
    »Die sind in unserem Haus in Lüttingen. Niemand meldet sich, aber ich habe die Domuhr schlagen hören, und da läuft eine CD von uns. Die spielen wir oft.«
    Von Aha erschien kurz bei ihr. »Ich sehe die Ortung auf dem Plan, Xantener Ortsteil Lüttingen, die Straße heißt An der Nettkull.«
    Er rannte zurück zu seinem PC , Burmeester folgte ihm. »Das ist das Haus der Chefin. Ich gehe rüber und plane mit den anderen den Einsatz.«
    Man einigte sich darauf, dass die Kollegen vor Ort die kleine Straße unauffällig von beiden Seiten aus unter Beobachtung halten sollten, bis sie einträfen. Die Straßen Am Hagelkreuz und Am Blauen Stein sollten behutsam überwacht werden. Der rückwärtige Radweg, der entlang der Xantener Südsee führte, sollte ebenfalls observiert werden. Das Team war in Aufbruchstimmung. Gero von Aha lud sein Laptop mit den Verbindungsdaten, um mobil zu sein. Tom Weber und Jeremias Patalon übernahmen die Leitung in der Polizeibehörde. Alle anderen fuhren mit in Richtung Xanten, während Karin das Handy nicht vom Ohr ließ. Es geschah nichts weiter, die CD lief durch, die sanften Harfentöne und das Saxophon spielten andauernd und tapfer in der Endlosschleife gegen Ohnmacht und Verzweiflung an. Sonst blieb es gespenstisch ruhig am anderen Ende der Leitung.
    * * *
    Das polizeiliche Großaufgebot in der Peripherie umzingelte den kleinen Ort. Überall standen blau-silbrige Einsatzwagen, das SEK war unauffälliger angereist. Als Karin Krafft aus dem Wagen stieg, sah sie zwei schwarz vermummte Kollegen in voller Montur und Bewaffnung im Nachbargarten verschwinden. Ihr Haus war umkreist. Ein Spähposten hatte nach intensiver Beobachtung den Befehl gegeben zu stürmen. Karin hielt es kaum aus, beim Fahrzeug zu warten, jedoch hatte sich bis jetzt nichts verändert an den Klängen aus dem Handy an ihrem Ohr. Nun hörte sie die kurzen klaren Zurufe und Befehle, die durch ihr Haus schallten.
    »Nichts. Sauber. Nichts. Die oberen Räume sind sauber. Nichts im Keller.«
    Erst jetzt ließ sie ihr Handy sinken, spürte die Verspannung in Arm und Schulter und rannte los. Musik dudelte durch das Haus, in dem Ruhe und Ratlosigkeit die gerade noch verbreitete Hektik der Polizeikräfte bei der Durchsuchung ersetzten. Karin Krafft betrat vorsichtig ihr Zuhause. Es war gespenstisch leer, auch die ihr so liebe Behaglichkeit war verschwunden.
    Das Handy mit der vermeintlichen Verbindung zu ihrem Sohn lag angeschaltet im Wohnzimmer vor den Lautsprechern, die CD wiederholte sich. Moritz war nicht da. Verloren stand Karin Krafft da.
    »Einsatz beenden.«
    Aus allen Winkeln kamen die vermummten Männer zurück zu ihren Fahrzeugen, eine Kolonne verließ den kleinen Ort,

Weitere Kostenlose Bücher