Die Eule - Niederrhein-Krimi
Blick an ihm vorbei auf den Schrotthaufen, die Kunststoffsplitter und Platinenteilchen, die durch die Wucht der Zerstörung im Raum versprengt waren.
»Mit wem haben wir es denn zu tun? Sie scheinen ja genau zu wissen, was hier abgeht, Kollege.«
Gero von Aha strich seine buschigen Augenbrauen glatt und ließ eine spannungsgeladene Kunstpause verstreichen.
»Ich habe Fakten, die belegen, dass es sich hier um einen Racheakt handelt, der, wie schon vermutet, tatsächlich seinen Ursprung in der DDR -Geschichte hat. Da ist jemand hinter Cornelia Garowske her, um sich an ihr zu rächen. Wenn ich das alles richtig rekonstruiert habe, dann hat sie vor ungefähr fünfzig Jahren dafür gesorgt, dass ihr Vater hingerichtet wurde, weil er damals aus der Republik geflüchtet ist.«
Karin Krafft sah den Neuen entgeistert an. »Hinrichtungen in der DDR , jetzt kommen Sie aber mit Klamotten. Die hatten es doch mehr mit Bespitzelung und psychischem Druck. Folter, ja, aber Hinrichtungen?«
»Doch, es gab allein bis 1968 in diesem Staat achtundsechzig vollstreckte Todesurteile. Das letzte Todesurteil wurde 1981 vollzogen, die Todesstrafe erst 1987 abgeschafft. Das ist belegt, wer weiß das heute noch? Die Garowske hat wohl geholfen, ihren abgehauenen Vater aus dem Westen zu entführen, damit er im sozialistischen Vaterland geköpft werden konnte. Unglaublich, oder?«
Burmeester hatte den Kollegen aus dem Hintergrund zugehört. »Das passt doch zu dem ganzen Aufbau dieses Sektenwesens der GdW hier. Streng, kontrolliert, überwachend, immer eine edle Lebensweisheit auf den Lippen und ein gemeinsames Gebet zur Stärkung des Guten in der Welt.«
Kollege Heierbeck von der Spurensicherung trat an ihnen vorbei in den Raum. Die Hauptkommissarin fragte nach verwertbarem Material.
»Tausend Abdruckspuren an den Türen, nichts Konkretes, kaum eindeutig Verwertbares. Aber das hier könnte uns weiterhelfen.«
Er wies auf den Sitz des Bürostuhls, der noch halb unter der Schreibtischplatte verborgen lag. »Den nehmen wir mit, da befinden sich minimale Blutspuren am Stoff. Vielleicht haben wir bei einem Abgleich Glück.«
Burmeester wechselte die Gesichtsfarbe und griff sich gedankenverloren an den Oberschenkel. Der Ratscher, den er sich im Gebüsch zugezogen hatte, glühte unter dem Stoff seiner Hose. Von allen Kollegen lag Vergleichsmaterial bei der Spurensicherung vor, um Verunreinigungen am Tatort durch nachlässig durchgeführte Begehungen auszuschließen. Es gab Kollegen, die nie an Handschuhe oder Überzieher für die Füße dachten. Fingerabdrücke und Vergleichs- DNA würden durch den Computer rattern und irgendwann bei seinem Namen aufleuchten. Aus der Nummer kam er nicht mehr raus. Schweigen bedeutete lediglich, Zeit zu gewinnen. Ablenkung war geboten.
»Wo ist eigentlich die Garowske? Es ist ihre Kirche hier, hat man sie noch nicht informiert?«
»Doch, aber sie ist nicht erreichbar. Die Kollegen von der Streife haben ihr eine Nachricht an die Tür geklemmt und auf den AB gesprochen, sie ist nicht da.«
Burmeester sah im Augenwinkel, wie ein Vorstadt-Guerilla-Fahrzeug der Kategorie SUV im Sichtwinkel des Eingangsbereichs wendete und mit röhrendem Motor abbrauste. Er lief hinaus, blickte hinterher. Dasselbe Fahrzeug wie am Vorabend, diesmal merkte er sich die Zahlen auf dem Nummernschild. Mit den Einzelheiten des Kennzeichens vor Augen betrat er das Gebäude erneut.
Karin Krafft sah ihn verwundert an. »War was?«
Blitzartig entschied er, den Fahrzeughalter selbst zu ermitteln. Wie hätte er seine Beobachtung vom Vorabend in diesem Rahmen erklären sollen?
»Nee, mir kam das nur merkwürdig vor, wie schnell der gewendet hat. Wahrscheinlich nur so ein Angeber.«
»Hast du trotzdem das Kennzeichen?«
»War schon zu weit weg.«
Karin rief einen Kollegen der Streife zu sich. »Stellen Sie fest, ob sich draußen jemand das Kennzeichen des Fahrzeugs gemerkt hat, das gerade hier abgerauscht ist. Kollege Burmeester geht mit und gibt eine Beschreibung ab.«
Gemeinsam mit dem Mann in Grün verließ er den Raum, über die klotzigen Autos meckernd, die immer drei Parklücken gleichzeitig belegten und dem Fahrer eines anständigen alten Polo in ordentlichen Ausmaßen die Sicht nahmen. Der Beamte stimmte ihm zu. Lkw-Steuer müssten die eigentlich zahlen. Was für eine Marke das gewesen sei?
»Weiß ich nicht, schwarz eben und protzig.«
»Irgendein Aufdruck oder so?«
»Nee, nichts, glaube ich.«
»Haben Sie gesehen, wer hinter
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